Killer-Camping
aufgenommen, und sie spürte dabei, daß dieser Geist sehr gefährlich und menschenverachtend war. Er kannte nur die Rache, nur das Böse, er wollte aus den Tiefen hervorkommen und hielt bereits vieles unter Kontrolle. Ihm gehorchte die Natur, sogar die leblosen Dinge, die er allein durch seine Kraft bewegen konnte, und er war dabei, sich auch in die Seelen der Menschen zu stehlen, um sie zu manipulieren.
Es war schlimm für Jane. Menschen wie sie, die eine gewisse Gabe besaßen, brauchte man nicht zu beneiden, denn sie sah den Schrecken, aber sie wußte nicht, wie sie ihn stoppen konnte. Er war da, er hatte kein Gesicht, noch nicht, und Jane spürte die Kälte wie einen Ring.
Das Böse hatte sich bereits freie Bahn verschafft und hielt auch sie umklammert.
Sie drehte sich um, wollte nicht mehr sehen. Mitten in der Bewegung taumelte sie, als stünde ihr Kreislauf dicht vor dem Zusammenbruch. Soeben konnte sich die Frau durch ein Abstützen an der Wand vor einem Lall bewahren.
Was war das?
Jane bewegte sich auf das schmale Bett zu und ließ sich auf der Kante nieder.
Sie senkte den Kopf, preßte schweißfeuchte Handflächen gegen ebenso schweißfeuchte Wangen und mußte sich einfach die Zeit nehmen, um das ›Gesehene‹ zu verdauen.
Sie hatte viel gesehen und gleichzeitig nichts. Eines allerdings stand fest. Die Menschen, sie, Lady Sarah und John Sinclair eingeschlossen, befanden sich in einer Gefahr, die minütlich an Dichte und Stärke zunahm. Dieser Ort war verflucht, nicht geheuer. Aus den Tiefen der Vergangenheit war etwas hervorgekrochen, das die vernichtende Kraft einer Bombe besaß.
Jane hatte gesehen und wußte trotzdem nichts. Die Gefahr hatte noch kein Gesicht bekommen. Nach wie vor blieb ihr nichts anderes übrig, als zu warten, zu warnen vielleicht und…
Etwas ließ ihre Gedanken stocken. Es war kein Geräusch im eigentlichen Sinne, mehr eine Bewegung, die sich über das Wohnmobil verteilte. Jedenfalls stand es nicht mehr so wie zuvor, auch wenn es sich auf der gleichen Stelle befand.
Jane wartete ab. Sicherheitshalber hatte sie sich breitbeinig hingestellt. Sollte der Wagen noch einmal geschüttelt werden, konnte sie den Stoß schnell ausgleichen.
Zunächst geschah nichts. Sehr träge vergingen die Sekunden. Dann aber fuhr wieder ein Schütteln durch den Wagen. Kr kippte nach vorn…
Mit einer sehr langsamen Bewegung, als hätte sich jemand an die flache Kühlerhaube gehängt.
Jane lief nach vorn und auf der schiefen Ebene automatisch schneller. Das Wohnmobil sackte dann in dem Morast ein.
Kür Jane gab es keine andere Lösung. Sie wußte auch, daß sie aus dieser Falle heraus mußte.
Hastig rannte sie zur Für, öffnete — und erstarrte!
Sie sah den schwammigen Boden, die zerplatzenden Blasen auf der Oberfläche, und sie bekam den Beweis geliefert, daß sich der normale Untergrund in einen tückischen und tödlichen Untergrund verwandelt hatte.
In der offenen Für blieb sie stehen. Jane suchte nach einem Ausweg. Viel Zeit konnte sie sich nicht lassen, auf keinen Fall durfte sie normal aussteigen und den Boden berühren, dann war sie verloren. Was auf dieser Parzelle geschah, wurde von keinem anderen bemerkt, nur sie sah es, und sie spürte sogar körperlich die Lebensgefahr. Die Vorderreifen waren schon fast im Morast verschwunden. Der Wagen kam ihr vor wie ein mit dem Bug zuerst sinkendes Schiff. Raus und weg!
Aber wie?
Es gab für Jane Collins nur eine Chance. Sie mußte es schaffen, in die Hecke zu springen, die eine natürliche Grenze dieses magisch veränderten Arealen bildete.
Jane Collins holte noch einmal Luft, duckte sich möglichst tief, stemmte sich ab — und sprang…
***
Ich hatte erlebt, daß eine Speiche, geleitet durch magische Kräfte, als Mordinstrument durch die Luft schwebte. Nun war es ein Spaten, eine noch gefährlichere Waffe, die sich buchstäblich den Weg bis in unsere Nähe freigeschaufelt hatte und sich von keinem Hindernis aufhalten ließ. Daß er uns angreifen würde, lag auf der Hand. Wenn er mit dem Blatt zuerst gegen einen Hals stach, konnte er einen Menschen sogar köpfen. Judd stand da und starrte ihn an. Er war unfähig, sich zu rühren, im Gegensatz zu mir.
Ich sprang auf ihn zu.
Noch lag er waagerecht, drehte sich dabei. Ich wollte ihn packen, stoppen und durfte dabei nicht in das Blatt fassen, das meine Hand vielleicht für immer abgehackt hätte.
Es war ein großes Wagnis, als ich auf ihn zurannte, noch einmal schaute und in dem Moment
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