killer country: thriller (German Edition)
problemlos beschleunigte. Eines musste man diesen BMW s lassen: In ihren ersten Jahren hatten sie Power. Er drückte aufs Gas. Fünf Kilometer später warf er erneut einen Blick in den Rückspiegel und entdeckte den schwarzen Mercedes direkt hinter ihnen. Den schwarzen Mercedes mit dem schwarzen Kerl mit der schwarzen Sonnenbrille.
Er fragte: »Was ist da los, Captain? Was hat der Brother für ein Problem?« Er zeigte in den Rückspiegel. »Hinter uns. Wieder dieser Typ.«
Spitz klappte mit spitzen Fingern den Sonnenschutz herunter und stellte ihn so, dass er den Wagen im Schminkspiegel sah.
Dann drehte er sich um. Der Fahrer des Mercedes formte mit seiner Hand eine Pistole und richtete sie auf sie. Spitz dachte: Das war das zweite Mal innerhalb einer Stunde, dass jemand das machte. Dann erkannte er den Mann.
»Der war im Krankenhaus. Wahrscheinlich Security.«
»Und was macht der hier?«
Spitz zuckte mit den Achseln und blickte wieder nach vorn. »Vielleicht ist er der Sheriff, der uns bis zur Stadtgrenze begleitet. Wie in einem Western.«
»Witzig, Captain, sehr witzig.« Manga holte seine Achtunddreißiger aus der Ablage in der Tür und legte sie in seinen Schoß. »Securityleute fahren keinen fetten Mercedes. Und sie verfolgen auch niemanden.«
Spitz drückte seine Zigarette aus und warf die Kippe aus dem Fenster. Vor ihnen lagen die Berge. »Fahren Sie durch den Tunnel«, schlug er vor. »Dann werden wir schon sehen, was passiert.«
Der Mercedes bog ab, als sie sich dem Schlagbaum näherten. Manga jauchzte. »Vielleicht haben wir doch Glück, Captain. Vielleicht war es gar nichts.«
»Es war derselbe Typ«, widersprach Spitz. »Freuen Sie sich nicht zu früh.«
Mace hörte sich die ganze Songliste an: Don’t Let Me Go , I’ll Follow You Down , The Wound That Never Heals . Sah zu, wie die Kühlerhaube des Spider die Straße fraß, als sie durch die braune Landschaft fuhren. Dachte an Rudi Klett. An den Mord in Berlin, an den Attentäter, der dem Deutschen nicht einmal zwanzig Stunden später das Licht ausblies. Ein Fall von »Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus«. Eine Art gerechte Strafe. Jedenfalls in einem Universum der Moral.
Aber vermutlich handelte es sich bloß um irgendeine Scheiß-Geschichte. Er spielte Emmylou Harris’ Snake Song ein paar Mal, um ihre Stimme und die melancholische Atmosphäre genießen zu können. Falls dieser iPod tatsächlich dem Killer gehörte, war es ein Attentäter mit einem Musikgeschmack, der Mace zusagte.
Die Frage, die sich bei Rudi Klett stellte, war folgende: Wer hatte gewusst, dass er sich auf dem Flug befand? Wenn es nicht einer von Kletts gruseligen Feinden war, dann musste es mit Pylons Bauprojekt zu tun haben. Was bedeutete, dass das Büro wieder einmal abgehört wurde. Weil er und Pylon es in letzter Zeit zu locker genommen hatten und die Ausfeger viel zu selten kommen ließen. Was bedeutete, dass kein Augenblick verging, in dem sich nicht jemand überlegte, wie er das Büro wieder verwanzen konnte.
Man musste sich die ganzen Verbindungen vor Augen führen: Ein Auftragskiller brachte Lindiwe Chocho und eines der Hauptmitglieder aus Pylons Konsortium um, erledigte daraufhin den deutschen Geldgeber, um dann auf der Straße in Richtung Norden aufzutauchen. Irgendwo hinter ihnen. Und was konnte man dagegen tun? Nichts. Damals in den Lagern hätten er und Pylon anders reagiert. Hätten die Hand des Mannes zu Brei geschlagen, um herauszufinden, was los war. Aber Pylon unternahm diesmal gar nichts, sondern folgte höchstens irgendwelchen Spuren. Redete nicht mal davon, sich weiter auf die Sache einzulassen. Und warum nicht? Weil es zu viel Anstrengung bedeutet hätte. Mace erging es nicht anders.
Christa berührte seinen Arm, und er zog sich den Kopfhörer herunter.
Sie fragte: »Wie war das als Waise?«
Er lachte. »Hast du die ganze Zeit darüber nachgedacht?«
»Nicht die ganze Zeit.«
»Du bist lieb.« Er streckte die Hand aus und streichelte ihr mit den Fingerrücken über die Wange.
»Und? Erzähl’s mir.«
»Einsam. Manchmal wollte ich jemandem wehtun. Manchmal hab ich auch jemandem wehgetan.«
»Und wie?«
»Indem ich zugeschlagen habe. Als ich klein war. Einmal hab ich versucht, einen Priester zu erstechen.«
»Papa!«
»Mit einem Bleistift. Darauf bin ich aber nicht stolz.«
Christa sagte nichts. Mace konnte Johnny Cash im Kopfhörer auf seiner Schulter singen hören. Cash erzählte gerade die Geschichte von einem Mann,
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