killer country: thriller (German Edition)
Reichte dem Killer die Schlüssel zu dem weißen Golf. »Ich mag Ihren Stil.« Er und Pylon sahen zu, wie der Mann davonfuhr.
»Glaubst du, das war das letzte Mal, dass wir Spitz begegnet sind?«, wollte Pylon wissen.
Mace schaltete David Eugene Edwards auf der Stereoanlage mit seiner Coverversion von Sinnerman ein. »Vermutlich nicht.«
73
Captain Gonsalves erreichte Mace zu Hause.
Mace und Oumou saßen gerade in der Küche und frühstückten. Riefen zu Christa hinauf, dass sie zu spät in die Schule kommen würde.
Mace, der bester Dinge war, erzählte Oumou eine Geschichte.
»Ich beobachte also diesen jungen Kerl in einem beigen Trenchcoat, wie er die Leute anhaut, ob sie ihm hundert Rand wechseln können. Ein Geschäftsmann bleibt stehen: cooler Anzug, schicke Krawatte, schwarzer Regenschirm. Holt sein Portemonnaie raus und gibt dem Typen zwei Fünfziger. Nein, sagt der, ich brauche unbedingt einen Zehner. Er streckt dem Geschäftsmann einen der Fünfziger hin. Der hat sich den Schirmgriff unter den Arm geklemmt und wird jetzt nass, während er sein Portemonnaie durchsucht. Findet zwei Zwanziger und einen Zehner und nimmt den Fünfziger zurück. Der junge Kerl: Danke, Sir, vielen Dank, und Sir steckt sein Portemonnaie wieder ein und eilt weiter, um nicht länger im Regen zu stehen. Der Trenchcoattyp schlendert in die andere Richtung davon, bester Dinge, weil er so leicht hundert Rand ergattert hat.«
»Er hat ihm die hundert Rand also nie gegeben?«
»Nein, er hat sie ihm gezeigt, aber dann in der Faust behalten.«
Oumou sah Mace über den Rand ihrer Kaffeetasse hinweg an. »Und was hat Mr Bishop gemacht?«
»Ihm erklärt, dass er eines Tages echte Probleme haben würde.«
»Er hätte das Geld zurückgeben sollen.«
»Der Geschäftsmann sah so aus, als könnte er’s verschmerzen. Leute werden jeden Tag betrogen. Man muss einfach lernen, besser aufzupassen. Vor allem in einer Stadt wie dieser.«
Christa kam in die Küche, den Kleinen Prinzen lesend. Setzte sich an den Tisch, ohne von ihrem Buch aufzuschauen.
»Du könntest auch mal Guten Morgen sagen«, meinte Mace.
Christa sah ihn an. Lächelte. »Gab es wirklich Laternenanzünder, bevor es Strom gab?«
»Oui«, erwiderte Oumou. »Wie hätten die Menschen sonst bei Dunkelheit etwas sehen sollen?«
Maces Handy klingelte. Gonsalves.
»Wollen Sie wissen, was ich gestern Nacht gemacht habe?«
Das wollte Mace nicht, aber der Captain ließ sich nicht aufhalten. »Gestern Nacht saß ich in einem Auto und hab ein Haus beobachtet. Die ganze verregnete Nacht lang. Meine Beine schlafen ein. Meine Füße kann ich nicht mehr fühlen. Ich lauere vor dem Einfamilienhaus eines bekannten Gangsters. Wenn besagter Gangster endlich auftaucht, soll ich ihn verhaften. Keine große Sache. Kommt er wie geplant nach Hause, wird er um Mitternacht zusammen mit vielen anderen tätowierten Chommies in einer Gemeinschaftszelle hocken und das übliche Kennenlernspiel durchlaufen. Um halb eins bin ich kurz vor dem Einschlafen. Alles bestens. Nur dass dieser Gangster nicht nach Hause kommt. Weder dann noch um drei. Um drei beginne ich mich nach einem Thunfischsandwich zu sehnen. Ich ärgere mich, dass ich kein Extrasandwich mitgebracht hab. Dann erklärt mir mein Inspektor, dass Thunfisch immer seltener wird. Er hat diese Sendung im Fernsehen gesehen, wo es hieß, dass wir bald die ganzen Meere leergefressen haben. Keine Thunfischdosen mehr. Ich denke drüber nach, dass ich jetzt seit neununddreißig Jahren Polizist bin. Jeden Tag esse ich ein Thunfischsandwich. Wenn ich observierte, zwei. Also denke ich, dass ich in einem Jahr vielleicht dreihundert Thunfischsandwiches esse. Man kann die zwei Wochen Urlaub in einem Wildtierreservat noch abziehen, aber einen großen Unterschied wird das nicht machen. Auf diesen Sandwiches befinden sich vermutlich so um die fünfundsiebzig Gramm Thunfisch. Das bedeutet, dass ich am Ende des Jahres etwa zweiundzwanzig Kilo Thunfisch verdrückt hab. Circa einen halben Fisch. Über neununddreißig Jahre macht das etwas unter einer Tonne. Das ist eine Menge Fisch, Mr Bishop. Vielleicht ein ganzer Schwarm. Das Einfangen von Kriminellen kostet unsere Meere einen ganzen Schwarm Thunfisch. Dazu kommt noch, was die japanischen Kollegen in Form von Sushi verdrücken, und schon versteht man, dass der Thunfisch in Schwierigkeiten steckt. Mein Inspektor, der isst Burger. Fastfood-Mist. Er ist fett. Hat einen Bauch wie einen Autoreifen. Wenn er rennt,
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