killer country: thriller (German Edition)
Handlangerin.«
»Vielleicht hat sie geglaubt, dass der Richter Chocho wegen der Farmmorde auf dem Gewissen hat. Sich das Geld unter den Nagel gerissen und die Beweise verwischt hat. Vielleicht hat ihr nicht gefallen, dass eine ihrer wichtigsten Geldquellen versiegt ist. Keine Ahnung. Was weiß ich schon? Es ist alles seltsam. Ich weiß nur, dass gestern bei unserem Besuch keine Blume in seinem Arbeitszimmer war. Und heute stand da eine Rose.«
Pylon schluckte seinen Bissen herunter. »Er hat Rosen gezüchtet. Sein ganzer Garten war voll davon.«
»Die meisten waren verwelkt und braun. Diese war noch eine Knospe. In seinem Garten gab es keine Knospen mehr. Schon gar nicht pflaumenfarbene.«
»Solche, wie sie dir immer schickt.«
»Genau.«
»Und was beweist das?«
»Nicht den blassesten Schimmer. Beweist nicht mal, dass sie es war. Es sei denn, sie wollte uns damit etwas mitteilen.«
»Und was?«
»Schaut her, wie mächtig ich bin.«
»Ziemlich macho.«
»Wir reden von Sheemina February.«
Sie tranken ihren Kaffee aus. Pylon verlangte die Rechnung.
»Wahrscheinlich werden wir es nie rausfinden«, meinte Mace. »Ist auch egal. Jetzt sind alle bösen Buben eh tot.«
Als sie über den Parkplatz zu ihren Wagen schlenderten, sagte Mace: »An so einem Tag könnte ich auf den Berg hinauf und den Banditen jagen.«
»In zwei Stunden müssen wir Klienten abholen.« Pylon legte seine Hand auf Maces Arm. »Tu mir einen Gefallen und verlier nicht den Kopf.«
Mace lachte. »Ich mag das. Fast wie in früheren Zeiten. Das Ganze ist mir so was von egal.«
»Gott sei Dank«, murmelte Pylon und stieg in seinen Mercedes.
Mace meinte: »Du hast recht mit den Blaubeeren. Schmeckt, als ob ich Patronen gelutscht hätte.«
74
Sheemina February vereinbarte mit Spitz, sich am Rhodes Memorial zu treffen. Am Fuß der Stufen. Auf diese Weise konnte sie sehen, wie er näher kam. Es gab keinen tieferen Grund dafür – nur dass sie ihm gegenüber im Vorteil sein wollte. Einfach so. Sie wollte die Stufen hinabsteigen, auf ihn zulaufen und sagen: »Peng, peng, Spitz Boyo . Sie sind tot.«
Sie traf eine Viertelstunde früher ein. Rechnete damit, fünf Minuten vor ihm da zu sein. Sie wusste, dass er aus alter Gewohnheit die Umgebung sondierte. Also ließ sie ihren Wagen auf dem oberen Parkplatz in der Nähe des Restaurants stehen, schlug den Weg zur Gedenkstätte ein und wartete im Schatten hinter den Säulen. Blickte zu den Vororten und dem Industriegürtel bis zu den Hügeln von Durbanville hinüber. Dahinter Hottentots Holland und die Weinberge. Dachte an Geld. Dass von allen menschlichen Erfindungen Geld der Maßstab war, mit dem sich das Herz des Einzelnen messen ließ. Ihres war teuer.
Sie beobachtete, wie Spitz in seinem weißen Mietwagen ankam und unter den Steinkiefern auf dem Hauptparkplatz stehenblieb. Ausstieg und sich nach ihrem schwarzen BMW umsah. Es standen nur sieben Autos da, keines davon ein BMW . Um diese morgendliche Stunde waren noch kaum Leute unterwegs. Zu früh für die Touristen. Wahrscheinlich gehörten die Wagen Spaziergängern, die auf den Höhenwegen entlangliefen.
Spitz eilte zum Eingang, der zu den Steinplatten unterhalb der Stufen führte. Ein Aussichtspunkt mit einem weiteren Blick als auf die Gedenkstätte. Hier konnte man beinahe von Bucht zu Bucht sehen, von der Westküste bis zum Cape Hangklip. Er nahm all das auf und drehte sich dann zur Gedenkstätte um, hinter der sich Devil’s Peak erhob. Sheemina February fragte sich, wie er wohl diese klassizistische Eselei mit ihren Säulen und Stufen, umsäumt von Mauern, auf denen acht Löwen ruhten, einschätzte. Vorne auf einem Podest ein Pferd mit Reiter, der die Hand über die Augen hielt, um besser ins Hinterland schauen zu können. Spitz wandte sich wieder der Aussicht zu.
Sheemina February behielt ihn im Blick. Ein eleganter Mann, exakte Bügelfalten. Schwarze glänzende Schuhe. Der Verband an seinem kleinen Finger in einem Lederschaft. Schlank und anmutig.
Sie wartete, bis er ihr den Rücken zuwandte, ehe sie aus dem Schatten trat und die Stufen hinunterging. Ihre Absätze klapperten auf dem Granitstein. Spitz wirbelte beinahe sofort herum.
»Wissen Sie eigentlich«, rief sie ihm zu, »dass hier neunundvierzig Stufen sind? Eine für jedes seiner Lebensjahre.«
»Wer war der Mann?«, fragte Spitz.
»Cecil Rhodes. Kam immer hierher, um nachzudenken. Behaupten jedenfalls die Fremdenführer. Starrte auf den schwarzen Kontinent und dachte an
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