killer country: thriller (German Edition)
Methoden haben. Wie zum Beispiel Leuten zu drohen, sie aufzuhängen. Er fand das amüsant. Allerdings muss man wissen, dass er und andere, die ich kenne, früher einmal eine Vorliebe dafür hegten, Leute an den Galgen zu bringen. Ich persönlich bin allerdings gegen die Todesstrafe.«
Der Richter drehte seinen Rollstuhl so um, dass er wieder die Fotografie betrachten konnte. »Schauen Sie sich das an.«
Mace tat es. Es war ein großes Bild, das aus kleineren Quadraten bestand. Fünf längs und fünf nach unten. Der Vordergrund beinahe in Fußhöhe des Fotografen, oben ein ferner Horizont. Jede Fotografie schloss sich an die angrenzenden an – wie Teile eines Puzzles.
»Der Fotograf«, fuhr der Richter fort, »ist ein Mann namens David Goldblatt. Schon von ihm gehört?«
Mace schüttelte den Kopf.
»Ein ausgezeichneter Fotograf, der außergewöhnliche Werke schafft. Ich persönlich besitze drei seiner Fotografien. Vier zusammen mit dieser hier.« Mit der linken Hand rollte er sich näher an das Bild heran. »Was für Sie wichtig ist, das sehen Sie in der Mitte.«
Soweit Mace das beurteilen konnte, war auf dem Bild nicht viel los. Keine Menschen. Keine Autos. Nicht die Andeutung eines Hauses. Es schien sich nur um einen Hang mit Gras, Steinformationen und Gebüsch zu handeln, der zu einer Straße in einer Ebene hinunterführte. In der Ferne der Horizont. Sah nach typischem Veld aus. Dornige Bäume. Richtiges Kudu-Land.
Der Richter fuhr etwas zurück. »Hier, an diesem Zaun neben der Straße, ist das Detail, um das es geht.«
Mace lehnte sich vor. Der Zaun war mit Blumengebinden und Kreuzen geschmückt.
»Die Farmer haben sie dort angebracht«, erklärte der Richter. »Ein Protest gegen die Farmmorde. Vielleicht wissen Sie das nicht, aber allein im vergangenen Jahr wurden hundertfünfzig Farmer und ihre Frauen umgebracht, falls die Frauen das Pech hatten, gerade zu Hause zu sein, als die Mörder kamen. Es gab keinen erkennbaren Grund. Keiner wurde ausgeraubt, nur Waffen, Essen und Alkohol verschwanden. Die Frauen wurden jedes Mal vergewaltigt. In vielen Fällen richtete man die Leute regelrecht hin. Sie mussten sich auf den Boden knien und die Pistole im Nacken spüren, das war es, und sie waren diejenigen, die Glück hatten. In den meisten Fällen wurde gefoltert. Männer und Frauen. Man hat bisher niemanden verhaftet, es gibt nicht einmal einen Verdächtigen. Die Mörder kommen in der Nacht und verschwinden auch wieder in der Dunkelheit. Sie könnten genauso gut Geister sein. Die Farmarbeiter sehen und hören nichts.«
»Ich habe davon gelesen«, sagte Mace.
Der Richter ließ seinen Rollstuhl zurückfahren. Er zeigte auf eine der Bänke. »Bitte setzen Sie sich doch, damit wir auf Augenhöhe reden.«
Mace tat ihm den Gefallen. Der Richter positionierte sich etwa einen Meter von ihm entfernt. »Das«, meinte er und wies mit der Hand auf die Fotografie hinter sich, »ist ein starkes Statement. Stärker als der Protest der Farmer. Wir haben uns an den Anblick von Kreuzen am Straßenrand gewöhnt. Das ganze Land ist voll von ihnen. Aber diese Aufnahme erzählt von der Einsamkeit, der Leere, von der Gleichgültigkeit der Landschaft. Es geht um unsere Geschichte. All diese getöteten Farmer sind Weiße, die Nachfahren von Siedlern. Man nahm den uransässigen Menschen das Land weg, und jetzt erobert sich dieses Land sich selbst zurück.« Er starrte Mace an und lächelte leicht. »Klingt das pathetisch? Ich finde nicht.«
Er strich über die Tasche auf seinem Schoß. »Ich habe eine privilegierte Kindheit auf einer solchen Farm verbracht und konnte mit unseren Hunden auf meinem eigenen riesigen Spielplatz herumtoben. Unzählige Tage in der magischen Welt, die man sich als Junge erfindet, nicht wahr, Mr Bishop? Für Kinder gibt es keinen besseren Ort. Ein großes Abenteuerwunderland.« Er hielt inne und betrachtete die Fotografie. »Mein Vater und seine Frau leben noch auf der Farm«, fuhr er nach einer Weile fort. »Mein Vater ist alt. Mitte achtzig. Sie etwas jünger. Meine Großeltern sind dort begraben, ebenso meine Urgroßeltern. Es gibt noch ältere Gräber, in denen sich vermutlich weitere Vorfahren befinden. Mein Vater meint, wenn es für die früheren Generationen gut genug war, auf der Farm zu sterben, dann ist es auch gut genug für ihn. Meine Großeltern starben eines natürlichen Todes, aber ich habe Angst, dass mein Vater durch die Mündung einer Pistole sterben wird. Einige Schwarze brechen eines
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