killer country: thriller (German Edition)
fragend an.
»Ich schaue mich nur um«, erklärte er.
»Der Richter ist nebenan«, erwiderte sie und zeigte auf einen Durchgang hinter ihm. »Da durch.«
Er betrat einen weiten Raum mit blendend weißen Wänden und einer minimalistisch anmutenden Ausstellung von Bildern, die alle so groß wie die Kühlerhaube des Spiders waren und symmetrisch gehängt. Zwei schwarze Sitzbänke, Rücken an Rücken in der Mitte. Maces Outdoorsandalen knarzten auf dem Holzboden.
Der Richter saß in einem Hightechrollstuhl vor einem der Bilder. »Mr Bishop«, sagte er und bewegte einen Hebel an der Armlehne. Der Rollstuhl ächzte leise, als er sich drehte. »Ich bin Ihnen dankbar, dass Sie gekommen sind.«
Anfang fünfzig, vermutete Mace. Breite Schultern und fit, trainierte wahrscheinlich noch immer regelmäßig in einem Sportstudio. Er trat zu ihm und schüttelte Richter Telman Vissers ausgestreckte Hand.
»Ich möchte, dass Sie sich diese Fotografie ansehen«, sagte der Richter. »Eigentlich ist es nicht nur eine Fotografie, sondern eine ganze Serie, jedoch mit der gleichen Absicht aufgenommen. Ich habe sie gekauft. Vermutlich um sie in meinem Büro aufzuhängen. Ich kaufe die meisten Werke bei Michael. Sie wissen schon – Michael Stevenson, der Besitzer der Galerie.« Es war keine Frage, und obwohl Mace den Kopf schüttelte, hielt der Richter kaum inne. »Einschließlich eines Paars von Händen, wie Sie sicher gerne erfahren, die er für mich besorgt hat. Feingliedrige Porzellanhände, halten sich voller Leid aneinander fest. Ausgezeichnet in ihrer Detailgenauigkeit. Sehr berührend. Aber das wissen Sie ja alles. Vermutlich waren Sie dabei, als sie entstanden.«
Mace nickte langsam. Er war sich nicht sicher, worauf der Richter anspielte.
»Ihre Frau ist gut. Sehr gut. Ich würde sie eines Tages gerne kennenlernen.«
Mace entspannte sich. Jetzt verstand er. Der Richter sprach von den Händen, mit denen Oumou in einer obsessiven Phase wie verrückt beschäftigt gewesen war, nachdem sie ihre Schalen, Teller und Krüge – die nützlichen Dinge – beiseitegelassen und stattdessen Hunderte von Händen angefertigt hatte. Hände, deren Vorlage tatsächlich seine Hände waren. Seine Hände, die sie auf ihre Brüste hielt und dabei erklärte: »Diese Hände – ich habe nicht geglaubt, dass ich sie noch einmal auf meinem Körper spüren würde.« Das hatte sie gesagt, nachdem er von Sheemina Februarys Auftragskiller Mikey Rheeder entführt worden war. »Ich dachte mit jeder weiteren Stunde immer sicherer, dass du tot sein musst.« Seine Hände, die sie zu Kunstwerken machte. Wie sie das mit vielem Leid in ihrem Leben tat.
»Sie haben sich informiert«, meinte Mace, den Blick unverwandt auf den Richter gerichtet.
Richter Visser lächelte. »Routine«, erwiderte er. »Ich weiß gern die Fakten. Aber keine Sorge, Mr Bishop, ich weiß nicht, ob noch Bußgeldbescheide ausstehen oder wie viel Geld Sie für Ihr Haus schulden. Allerdings weiß ich, dass es sehr modern und sehr eckig ist, jedenfalls von der Straße aus.«
Der Richter hatte eine kleine schwarze Tasche auf seinem Schoß liegen. Zweifellos aus Leder. Die Art von Herrenhandtasche, der es beinahe gelungen war, zu einem Modeaccessoire zu werden, die es aber nie ganz geschafft hatte. Mace überlegte, ob Telman Visser vielleicht schwul war.
»Falls Sie interessiert sind«, sagte der Richter. »Ich habe fast ausschließlich positive Dinge über Sie erfahren: Familienmann, trinkt nicht exzessiv, raucht nicht, schwimmt regelmäßig, gut in dem, was er tut. Auf der richtigen Seite gekämpft, sogar in den Guerillalagern ausgebildet. Ich weiß, dass Sie Ihre Frau in Malitia kennengelernt haben. Dass Ihre Frau nach Paris ging, um eine Keramikerinnenlehre zu machen. Ich weiß auch, dass Sie in Malitia mit Waffen gehandelt haben. Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob ›Waffenhändler‹ im Lebenslauf schön aussieht. Einige Leute schreckt das vielleicht ab. Ich bin da neutral. Wenn es etwas Negatives über Sie zu vermelden gegeben hat, dann dass Sie zu schnell schießen. Und skrupellos sind. Ist das negativ? Ich weiß es nicht. Wahrscheinlich heutzutage in den Augen des Gesetzes schon. Aber ich mache Ihnen da keinen Vorwurf. Und ja – ich weiß von Ihrem bevorstehenden Prozess. Unangenehme Sache.«
Mace dachte: Jetzt reicht’s aber mit dem Mist. Kommen wir zum Eigentlichen. Sagte: »Das beruhigt mich.«
»Ein Kollege hat mir erzählt, dass Sie eine Schwäche für unkonventionelle
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