killer country: thriller (German Edition)
gemacht«, meinte Spitz.
»Hä?«
»Sie wollten den Mann Captain nennen.«
»Hab ich aber nicht.«
»Aber beinahe.«
»Beinahe zählt nicht. Wenn ich es gesagt hätte, dann wäre es was anderes gewesen.«
Die Straßen waren beleuchtet. Allerdings so gedämpft, dass man das Auto nur undeutlich erkennen konnte. Vor einigen der Häuser saßen Leute und genossen den lauen Abend. Ihre Stimmen und ihr Gelächter drang zu den beiden Männern in den Wagen.
»Möchten Sie auf einem solchen Anwesen leben, Captain? Mit all diesen Larneys ?« Manga bog nach rechts ab. Der Blinker leuchtete auf dem Armaturenbrett auf. Tickte laut und beharrlich.
»Nein«, sagte Spitz.
»Ein Kollege macht das. Typ wie ich. Ein ganz normaler Kerl. Er hat ein protziges Haus mit Obergeschoss und drei Bädern.«
»Verstehe«, meinte Spitz.
»Das Anwesen heißt Blue Hills und ist in Midrand. Schon mal davon gehört?« Er warf Spitz einen Blick zu. In der Dunkelheit konnte er nicht erkennen, ob dieser überhaupt reagierte. »Er behauptet, er hätte im Lotto gewonnen, und die Leute nehmen ihm das ab. Echt. Ich hab eine Million Rand gewonnen, erklärt er allen. Vielleicht stimmt’s. Vielleicht hat er das Haus gekauft, ehe es zwei Millionen gekostet hat. Was ich aber nicht kapiere: Ich weiß, wie viel ich verdiene, und ich weiß, wie viel er verdient, und ich wohne noch immer in Soweto.«
»Vielleicht hat er wirklich im Lotto gewonnen.«
»Vielleicht. Vielleicht ist es aber auch was ganz anderes, Captain. Vielleicht ist das so was wie ein Vorschuss. Der Typ ist vielleicht ein Impimpi . Hat vielleicht enge Verbindungen zu den Bullen. Manchmal, bei manchen Jobs, habe ich das Gefühl, die Polizei würde schon auf mich warten.« Manga lehnte sich vor. »Jetzt an der ersten links vorbei.«
»Es gibt solche Leute«, sagte Spitz.
»Klar gibt’s die. Aber wenn man Geld hat, dann sollte man das nicht zeigen. Keine teuren Sachen. Keine Autos, keine Häuser, keinen Schmuck. Nein, nein und noch mal nein. Das geht gar nicht. Nein, Captain, wenn man Geld hat, bemüht man sich, nicht aufzufallen.«
»Jetzt müssen wir abbiegen«, sagte Spitz. Auf seinem Schoß lag ein Umschlag, darunter die Ruger samt Schalldämpfer. Der iPod befand sich in seiner Tasche, der Kopfhörer um seinen Nacken. Er trug seine Budapester, schwarze Chinos und ein grünes Polohemd. »Fahren Sie bis zum Ende der Straße, drehen Sie dann um und fahren Sie zurück, so dass ich neben dem Bordstein aussteigen kann.« Gemächlich zog er sich schwarze Lederhandschuhe an.
Manga salutierte. »Aye, aye, Captain.«
»Und schalten Sie den Motor aus.«
»Hä?«
»Aus«, sagte Spitz. Er entdeckte das Haus mit der Nummer fünfundzwanzig, das etwa zwanzig Meter von der Straße entfernt stand. Kein Gartenzaun. Niedrige Büsche auf beiden Seiten eines Wegs, der zu einem überdachten Eingang führte. Die Fensterläden offen, die Vorhänge geschlossen. Hinter zwei Fenstern sah man Licht, über dem Eingang brannte eine Lampe.
Manga erklärte: »Keine gute Idee, Captain. Den Motor abzuschalten, mein ich.«
»Aus«, wiederholte Spitz. »Wenn der Motor läuft, werden bald überall Leute rausschauen.« Er lud die Waffe durch. »Und Sie lassen den Motor erst wieder an, wenn ich es sage.«
Manga drehte am Ende der Sackgasse um und kehrte zu Nummer fünfundzwanzig zurück, wo er den Motor ausmachte. So weit er das sehen konnte, befand sich niemand auf der Straße. Alle Häuser hatten ihren Eingang nach vorne hin. Was nützlich werden konnte. »Bitte schön, Captain«, sagte er.
Spitz stieg aus. Blickte die Straße hinauf und hinunter, ehe er zur Eingangstür ging. Drückte auf die Gegensprechanlage und hörte eine Klingel. Eine Frau öffnete die Tür. Nicht das, was er erwartet hatte.
»Eine Lieferung«, sagte er. »Für Mr Dlamini.«
»Ich gebe sie ihm.« Die Frau streckte ihre rechte Hand nach dem Umschlag aus. In ihrer linken hielt sie ein Glas Wein.
»Er muss persönlich unterschreiben. So lauten meine Anweisungen.«
Die Frau runzelte die Stirn. »Das ist Unsinn. Ich gebe sie ihm. Ich unterschreibe.«
»Tut mir leid, Ma’am.« Spitz hielt den Umschlag mit beiden Händen fest.
Die Frau schimpfte leise. Rief nach hinten: »Popo, Popo! Du musst das selber machen.«
Popo antwortete, er sei schon auf dem Weg.
Die Frau trat einen Schritt zurück, und Spitz setzte den Fuß über die Schwelle. Mit dem Ellbogen stieß er die Tür hinter sich zu, ehe er der Frau ins Wohnzimmer folgte. Sie blieb
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