killer country: thriller (German Edition)
warf Spitz einen Blick zu und schüttelte dann entschlossen den Kopf. »Oh nein, Captain, das können Sie vergessen. Wir beide – wir fahren da nicht mehr zurück.«
Sonntag
19
Der Lufthansa-Flug 301 tauchte aus einer dichten Wolkendecke, um auf Frankfurts nördliche Landebahn einzuschwenken. Morgens um zehn vor sechs war es noch stockdunkel, und es regnete in Strömen. Na wunderbar, dachte Mace. Eine Stunde später befand er sich erneut in der Luft, auf dem Weg nach Berlin. Eine türkische Stewardess bot ihm Kaffee und Brötchen an. Er nahm beides, sein Magen knurrte. Eines musste man zugeben: Der Kaffee war so gut, wie es für einen Flug ging, und auch die Brötchen schienen frisch zu sein.
Früh an einem Sonntagmorgen saßen nur wenige Leute in der Kabine. Mace hatte eine Reihe für sich. Er war um den Extraplatz dankbar, nachdem er die Nacht über eingeengt gewesen war. Also machte er es sich am Fenster bequem und blickte auf die graue Wolkendecke hinaus, die abrupt aufriss und braune, teils verschneite Felder unter ihm enthüllte.
Um Viertel vor acht hatte er Tegel hinter sich gelassen und saß in einem Taxi auf dem Stadtring. Er lauschte dem Geräusch der Reifen auf dem nassen Asphalt und dachte daran, wie er Isabella das letzte Mal im Januar 1989 in Berlin getroffen hatte. Damals war das Wetter ähnlich mies gewesen, nur kälter. Schmutziger Schnee, festgetreten auf dem Bürgersteig. In Klumpen unter den Büschen. Sie hatte ein Waffengeschäft für ihn klargemacht. Danach hatten sie im Kempinski in der Dusche gevögelt, denn dort gab es diese schwarzen Marmorfliesen, die sie so sexy fand. Er hatte jetzt seit Wochen nicht mehr an Isabella gedacht, vielleicht sogar einen ganzen Monat lang. Die Erinnerung erzeugte einen unerwartet scharfen Schmerz in seiner Brust.
Ob er wohl eines Tages nicht mehr an sie denken würde? Eigentlich konnte er sich das nicht vorstellen. Es reichte bereits, R.E.M. über das Ende der Welt singen zu hören, um beim Refrain Isabella aus dem Café Adler kommen zu sehen. Ihre neckende Stimme: Es geht mir gut. Isabella, die ihm am Tisch gegenübersaß, zwei leere Espressotassen zwischen ihnen, und wie sie sagte: »Vielleicht kann ich dir ja behilflich sein. Mal wieder.« Wie sie nach zwei kurzen Anrufen Waffen organisiert hatte – unglaublich. Auf der anderen Straßenseite sah er den tristen Checkpoint Charlie. Sie beide voller Triumph und Gelächter. Wie scharf sie aufeinander gewesen waren.
Er musste lächeln, was den Schmerz um ihren Tod noch schlimmer machte. Vielleicht würde er später einen Plattenladen aufsuchen und sich den Song anhören.
Um zehn, nachdem er in einer Dusche mit cremefarbenen Fliesen geduscht hatte, zog er einen schwarzen Rollkragenpulli und schwarze Jeans an. Er traf Rudi Klett im Frühstückssalon des Kempinski. Klett hatte die Ärmel seines Jacketts hochgeschoben, dass man seine Unterarme sah. Ein schwarzes Armani-Jackett aus Wollstoff. Selbst in der Wüste hatte Rudi Klett stets solche Jacketts getragen, die Ärmel bis zum Ellbogen hochgeschoben. Der Hitze wegen waren sie allerdings aus Leinen gewesen. Rudi Klett ohne Jackett konnte sich Mace kaum vorstellen.
»Hast du eine Pistole?«, fragte Rudi, nachdem sie sich begrüßt und das Umarm- und Auf-den-Rücken-Klopfen-Ritual hinter sich hatten. Mace saß ihm gegenüber an einem Tisch, während ein Kellner eine große Serviette auf seinem Schoß ausbreitete.
»Woher sollte ich eine Pistole haben, Rudi?«, entgegnete Mace. »Ich bin gerade vom anderen Ende der Welt gekommen, und in einem Flugzeug kann man keine Waffe mitnehmen.«
»Quatsch«, erwiderte Klett. »Das ist Unsinn. Ich habe eine Genehmigung für alle meine Männer. Für eine Securityfirma muss es doch auch solche Genehmigungen geben. Oder etwa nicht? Sonst kann man ja niemanden beschützen.«
»Wir kommen auch so über die Runden. Bisher ist noch nie jemand erschossen worden.«
»Gut. Aber es gibt immer ein erstes Mal. Deshalb habe ich als Vorsichtsmaßnahme auch ein Geschenk für dich dabei.« Mace spürte, wie ein Päckchen gegen seinen Schuh geschoben wurde. »Bring es morgen zum Flughafen mit. Ich verspreche dir, dass es beim Check-in keine Probleme geben wird. In Südafrika gehen wir dann direkt durch den Zoll. Wer hat schon eine Waffe bei sich, wenn er gerade aus einem Flugzeug gestiegen ist? Niemand. Es ist ein Geschenk, das du sicher behalten willst. Eine P8, die Ordonnanzwaffe der Bundeswehr. Ein Beispiel für beste deutsche
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