killer country: thriller (German Edition)
einer offiziellen Befragung. Der Brief eines Richters, der der Vorsitzende der Regierungskommission ist. Sie wollen jemanden hierher nach Berlin schicken, um ein Gespräch mit mir zu führen. Hast du vielleicht schon mal von dem Mann gehört? Ein gewisser Richter Telman Visser?«
Mace nickte und schluckte den Bissen hinunter, den er gerade im Mund hatte. »Ich habe ihn auch persönlich kennengelernt«, sagte er.
»Ach, wirklich? Erzähl.« Klett wickelte ein Stück Gruyère in eine Scheibe Schinken und biss die Hälfte davon ab.
»Ich weiß nicht viel. Ich habe ihn erst gestern kennengelernt. Nur ganz kurz.«
Rudi Klett fragte mit vollem Mund: »Steht er auf Seiten der Regierung?«
»Schwer einzuschätzen.« Mace zuckte mit den Schultern. »Vor sechs Jahren hat er einen wichtigen Regierungsmann wegen Korruption verurteilt. Vielleicht also eher nicht.«
Rudi Klett blickte von seinem Teller auf. »Wieso kennst du ihn?«
»Er kam zu uns, weil er wegen dieser Farmmorde Angst hat. Er will seine Eltern beschützen.«
»Verständlich.«
»Klar. Sie sind alt. Er macht sich Sorgen. Momentan kommt es zu fünfzehn bis zwanzig dieser Morde pro Monat. Wenn man mit einer solchen Statistik lebt, holt man irgendwann Hilfe von außen.«
»Der südafrikanische Bürgerkrieg.«
»Für unser Geschäft ist das gut.«
Rudi Klett lachte sein hartes, machiavellistisches Lachen, streckte den Arm aus und klopfte Mace auf die Schulter. »Nur Waffenhändler können so zynisch sein.« Er brach ein Brötchen auf. Nahm eine Butterlocke von einem silbernen Tellerchen und strich sie auf ein Stück des Brötchens. »Dein Freund, der Richter, ist also eine gute Wahl, um dieser Kommission vorzustehen?«
»Vermute schon.«
Rudi Klett schob das Brötchen in den Mund. »Mit all diesen Namen und Zahlen im Kopf und den vielen Leuten, die wollen, dass diese Informationen für immer verschwinden, wäre es für mich trotzdem das Beste, dem Richter aus dem Weg zu gehen.« Er kaute und schluckte dann.
»Das ist nicht schwer«, meinte Mace. »Er sitzt im Rollstuhl.«
Rudi Klett zog die Augenbrauen hoch, erwiderte aber nichts.
Nachdem sie zu Ende gefrühstückt hatten und ihnen der Kellner den zweiten Espresso brachte, beteuerte Rudi Klett noch mal, wie leid ihm das mit Isabella tue. Mace erzählte ihm kurz ihre Geschichte, wobei er den Drogenhandel und das Waffengeschäft ausließ und sich stattdessen auf die Dreierkonstellation ihrer Beziehung konzentrierte: Mann erschießt Frau, um aus Ehe auszubrechen und Geliebte heiraten zu können, wobei er hofft, der Mord würde im allgemeinen Chaos des Landes untergehen.
»Genau was ich meine«, sagte Rudi Klett. »Wenn man jemanden umbringen will, dann am besten in Südafrika. Peng. So was gehört dort zum Hintergrundgeräusch.«
»Dieses Mal nicht«, entgegnete Mace. »Der Mann sitzt im Kittchen. Lebenslänglich. Aber was bedeutet das schon? Zehn, fünfzehn Jahre? Wenn er rauskommt, hat der Bruder – also Isabellas Bruder – einen Auftragskiller auf ihn angesetzt. Er will offenbar auch, dass dieser Schuss ein Teil des Hintergrundgeräusches wird.«
»So was gefällt mir – Rache.« Rudi stand auf und wies dabei auf das Päckchen unter dem Tisch. »Vergiss dein Geschenk nicht.«
Mace hob das Päckchen auf, und die beiden Männer reichten sich die Hand.
»Halt dir heute Abend frei«, meinte Klett. »Ich möchte dir was zeigen, was dich interessieren dürfte. Sagen wir, um acht? Ja? Bis dahin viel Spaß in Berlin. Du wirst feststellen, dass die Stadt tüchtig Make-up aufgelegt hat. Aber darunter sind wir noch immer die gleichen Huren.« Er lachte, und Mace sah ihm nach, als er den Raum verließ – den Mantel um die Schultern gelegt, wie man das oft in Europa tat. Ließ Mace an Graf Dracula denken.
20
Pylon traf zu seinem Treffen mit Popo Dlamini eine Viertelstunde zu spät ein. Mit dem Mercedes fuhr er durch das aufwändige Eingangstor und hielt vor dem Pförtnerhaus an. Er kannte einen der Wachmänner, die dort gerade Dienst hatten, erinnerte sich aber nicht an seinen Namen.
»Mr Buso«, begrüßte ihn der Mann. »Ich wusste gar nicht, dass Sie auch dem weißen Ball verfallen sind.«
Pylon schüttelte den Kopf. »Bin ich auch nicht.« Er zog die Sonnenbrille auf die Nasenspitze und sah den Wachmann über ihren Rand hinweg an. »Sie haben für uns gearbeitet, nicht wahr?«
»Vor einigen Jahren – ja.«
»Und das hier ist aufregender?«
»Man darf umsonst golfen. Die Schönen und Reichen
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