killer country: thriller (German Edition)
Vorher probierte er es auf Popo Dlaminis Handy. Er hörte auch das im Inneren des Hauses klingeln, nur schwächer. Vielleicht in einem der Schlafzimmer. Pylon wurde zur Voicemail durchgestellt und legte auf. Versuchte die Haustür zu öffnen. Verschlossen.
Er stand da und überlegte, ob er es hinter dem Haus versuchen sollte, als der Wachmann vom Haupttor auf einem Fahrrad daherkam.
»Vorschriften«, sagte er, wobei er stärker außer Atem war, als Pylon das seiner eigenen Meinung nach in diesem Fall gewesen wäre. »Wenn jemand nicht zu erreichen ist, müssen wir nachsehen, ob was nicht stimmt.«
»Klar, verstehe«, erwiderte Pylon, der immer noch den iPod in der Hand hatte. »Am besten versuchen wir es auf der anderen Seite.«
»Erst noch mal hier«, schlug der Mann vor und durchlief die übliche Routine von Klingeln und Klopfen.
»Vorschriften«, meinte Pylon.
Der Wachmann schnitt eine Grimasse. »Wir machen diesen Mist nicht freiwillig. Der weiße Manager, unser Boss, ist ziemlich durchgeknallt.« Er drückte mehrmals auf die Türklinke. »Also, versuchen wir es hinten.«
Pylon folgte ihm um das Haus auf eine Terrasse, die auf einen Rasen und dahinter den Fairway blickte. Keine Golfer zu sehen, nur zwei Hadedas, die durch das Gras stolzierten. Die Sonne funkelte in den blauen, glänzenden Federn ihres Rückens.
Auf der Terrasse war ein Tisch mit Tellern, einer Schüssel Salat und Brötchen gedeckt. Auf dem Gitter des tragbaren Braai lagen verkohlte Steaks über einem Haufen weißer Asche. Der Geruch von Feuer hing noch in der Luft. Die Schiebetüren, die aus dem Haus auf die Terrasse herausführten, standen weit offen.
Pylon dachte: Jesus, Maria und Josef. Er folgte dem Wachmann ins Innere des Hauses. Brauchte einen Moment, um sich an die Dunkelheit zu gewöhnen. Erkannte Popo Dlamini, der gegen eine Couch gestürzt war, ein drittes Auge auf der Stirn. Blut war über sein Gesicht geströmt und hatte sich auf der Brust gesammelt. Auf der anderen Seite der Couch eine Frau. Ihr kurzer Rock bis zum Bauch hochgerutscht, so dass man einen weißen Tanga und ihre langen Beine sehen konnte. Er entdeckte ein Weinglas, das auf der Schwelle zum Zimmer zerbrochen auf dem Boden lag. Eine Ladung Rotwein war über die Couch gekippt. Als ob jemand das Glas geworfen hätte.
Der Wachmann sagte: »Scheiße.« Begann in sein Funkgerät zu stammeln. »Es gab einen Mord oder einen doppelten Selbstmord oder so. In Nummer fünfundzwanzig.«
Unwahrscheinlich, dachte Pylon und bemerkte eine Patronenhülse auf dem Boden: Kaliber .22-lfB, etwas ganz Gewöhnliches, ohne besondere Durchschlagskraft, kein Hohlspitzgeschoss. Wenn man diese Art von Munition benutzte, musste man wissen, was man tat.
Der Wachmann nahm ihn am Arm. Sagte: »Wir müssen draußen bleiben, Mr Buso. Bitte.«
Pylon schüttelte ihn ab. »Klar, aber lassen Sie mich los.« Der Wachmann wandte sich zum Gehen, während Pylon über die tote Frau stieg. Sie hatte den Kopf zur Seite gedreht. Ihre rechte Wange und ihr Auge eine einzige Blutlache.
Der Wachmann rief ihn von der Tür aus. »Kommen Sie, kommen Sie! Raus!«
Trotz des vielen Bluts erkannte Pylon Lindiwe Chocho. Er sagte jedoch nichts, sondern schob nur unauffällig den iPod in seine Jeanstasche, ehe er dem Wachmann endlich nach draußen folgte.
Während die Polizei und die Sanitäter mit heulenden Sirenen eintrafen, rief Pylon Captain Gonsalves an, ihren Bullenfreund. Der Mann, der zusammen mit Mace wegen der Natural Born Killers Paulo und Vittoria in der Tinte saß. Complete Security investierte immer wieder einmal in den Rentenfonds des Captain. Im Gegenzug tat er ihnen manchmal einen Gefallen. So etwas nannten die drei eine funktionierende Beziehung.
Das Telefon klingelte zehnmal, ehe Gonsalves abhob. Pylon wollte gerade auflegen. »Was gibt’s?«, fragte der Polizist. »Heute ist Sonntag, verdammt.«
»Eine kleine Sache. Geht um einen Mord«, erwiderte Pylon. »Eigentlich um zwei Morde.«
»Sind Sie das, Buso? Wo ist der andere – Bishop?«
»In der Gegend.«
»Aber Sie haben wieder mal irgendwas ausgefressen?«
»Nein, eigentlich nicht.« Pylon fasste in zwei Sätzen die Geschichte von Sex, Drugs and Rock ’n’ Roll zusammen. »Der eine Tote ist ein Brother namens Popo Dlamini, den ich kenne. Die andere Leiche ist die der Frau eines Mannes, den ich nicht persönlich kenne und der Obed Chocho heißt.«
»Ein Politiker, oder?«, wollte Gonsalves wissen. »Sitzt wegen Betrugs?«
»Genau der
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