killer country: thriller (German Edition)
sehe ich hier auch, muss mir aber nicht jeden Mist von ihnen gefallen lassen.«
»Kann ich mir vorstellen.«
Er reichte Pylon ein Klemmbrett: Name, Gastgeber, Autokennzeichen, Zeit der Ankunft, Zeit der Abfahrt. Sagte: »Zu wem wollen Sie?«
»Popo Dlamini«, erwiderte Pylon.
Während er das Formular ausfüllte, rief der Wachmann im Haus von Popo Dlamini an.
»Niemand da«, erklärte er, als er das Klemmbrett wieder an sich nahm.
Pylon warf einen Blick auf seine Armbanduhr. »Da muss jemand da sein. Ich bin schon spät dran.«
»Wahrscheinlich ist er draußen und redet mit einem Nachbarn«, meinte der Wachmann. »Damit müssen wir uns ständig herumschlagen: Die Leute wissen, dass jemand für sie kommt, und genau deshalb gehen sie aus dem Haus, setzen sich in die Clubbar oder quatschen Frauen auf dem Fairway an. So wirken sie wichtig, weil man nach ihnen suchen muss. Die schwarzen Männer sind die schlimmsten.«
Pylon hielt sich mit einem Kommentar zurück. Wahrscheinlich arbeitete der Typ deshalb nicht mehr für sie. Fragte: »Wie lautet seine Adresse? Ich finde ihn schon.«
Der Wachmann zögerte. »Jemand muss Sie begleiten. Warten Sie einen Moment, im Büro sind ein paar Kollegen.«
»He«, entgegnete Pylon. »Ich bin sowieso schon spät dran.«
Der Wachmann nickte. Er wirkte nicht glücklich, nannte ihm aber dennoch die Adresse. Sagte: »Ich versuche es noch einmal.« Dann drückte er auf einen Knopf, um die Sicherheitsschranke hochzufahren.
»Tun Sie das«, erwiderte Pylon. »Bevor Sie damit fertig sind, werde ich an seine Tür klopfen.«
Er fuhr auf das Gelände und folgte den Anweisungen. Kam an Golfspielern vorbei, die in ihren Golfmobilen nach Hause trudelten, an Paaren beim Gärtnern und Kindern auf Rädern oder auf Skateboards, als ob hier nicht die Gefahr bestünde, dass sie von einem Pädophilen geschnappt wurden. Wahrscheinlich stimmte das sogar. So etwas war Treasures Traum – nahe genug an den Bergen, um die Frankolinen zwitschern hören zu können. Ihrer Meinung nach viel besser als eine umzäunte Anlage. Nach der Schwangerschaft und der Aids-Waise-Geschichte hatte sie ihm erklärt, dass sie nicht mehr lange auf ihren Traumwohnort warten wolle.
»Wie wäre es dann mit einem Haus auf meinem Golfanwesen?«, hatte Pylon gefragt.
»An der Westküste?«
»Eine Dreiviertelstunde von der Stadt entfernt.«
Sie hatte ihm ihren Das-meinst-du-ja-wohl-nicht-ernst-Blick zugeworfen. » Hayi ! Um zwei Uhr morgens dauert das vielleicht eine Dreiviertelstunde. Zu anderen Zeiten bestimmt das Doppelte. Und wo soll Pumla zur Schule gehen? Sollen wir sie auf eine andere Schule schicken? Keinesfalls.«
Es war nicht ihr letztes Wort gewesen. Treasure war in die Küche gegangen und gleich wieder zurückgekommen. »Es wäre viel besser, den Gewinn zu nehmen und uns anderswo einzukaufen. Das wäre eine Möglichkeit, oder? Irgendwo, wo die Kinder sicher sind.«
Er bog in die Gary Player Close ab, fuhr bis zum Ende der Sackgasse und wendete dort, um schließlich vor Nummer fünfundzwanzig anzuhalten. Es sah so aus, als sei noch niemand aufgestanden. Die Vorhänge geschlossen. Pylon schaltete den Motor ab und blieb einen Moment lang sitzen, während er die Umgebung sondierte. Wenn man genau hinschaute, hatte man den Eindruck, dass Popo Dlaminis Nachbarn ähnlich verschlafen sein mussten wie er. Auch aus ihren Häusern kam kein Lebenszeichen. Es war so still, dass er Popo Dlaminis Telefon klingeln hörte.
Das würde Treasure gefallen. Die Berge schienen so nahe, dass man glaubte, sie berühren zu können. Wenn die Nachbarn miteinander stritten, würde man das nicht im eigenen Schlafzimmer hören. Er stieg aus und verriegelte den Mercedes. In dieser Art von Straße war das vermutlich nicht einmal nötig.
Pylon umrundete den Wagen und lief die kurze Strecke zur Haustür, wobei er beinahe auf einen iPod trat. Hübsches Teil. So etwas wollte er sich schon lange zulegen. Er hob ihn auf und sah sich das Menü an. Scrollte durch die Liste mit Musik, auf der er vieles erkannte. Wenn das Ding Popo Dlamini gehörte, hatten sie mehr als nur Geschäftliches gemeinsam. Er drückte auf die Klingel und vernahm, wie es im Inneren des Hauses läutete. Dem Telefon Konkurrenz machte. Dann brach das Telefonklingeln ab, ohne dass jemand abgehoben hätte. Er läutete erneut an der Tür. Nichts rührte sich. Auch das Telefon klingelte wieder. Wenn die Jungs vom Wachdienst gut waren, würden sie in zwei oder drei Minuten hier sein.
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