killer country: thriller (German Edition)
Mann. Ein wunderbarer Typ. Ziemlich großer Fisch. Hat direkten Zugang zum Präsidenten.«
»Was wollen Sie mir sagen? Dass es sich um einen Auftragsmord handelt?«
»Chocho sitzt noch im Gefängnis. Muss es also sein. Nicht nur das. Wir haben es hier mit einem Profi zu tun. Hat eine Zweiundzwanziger benutzt, wahrscheinlich mit Schalldämpfer. Die Pistole hört man nicht, es sei denn, man wartet darauf. Das ist geschickt. Effizient. Dieser Schütze will keine Blutspritzer auf dem Vorhang. Er feuert auf den Kopf, und die Kugel bleibt im Gehirn stecken. Sauber und ordentlich. Nur die hinreißende Lindi ist eine Ausnahme. Ihr Gesicht wurde ziemlich ruiniert. Wahrscheinlich wurde sie auch im Körper getroffen.«
»Was heißt das? Dass sie ihn angegriffen hat?«
»Vermutlich war sie näher, als sie hätte sein sollen. Aber Sie sind der Experte.«
»Das liegt nicht in meinem Einzugsbereich«, entgegnete Gonsalves. »Was soll ich Ihrer Meinung nach tun?«
Pylon hörte, dass er kaute. Bestimmt hatte er das Handy unter sein Kinn geklemmt, während er das Papier einer Zigarette entfernt und den Tabak in einer Hand zu einer kleinen Kugel gerollt hatte.
»Behalten Sie den Fall im Auge. Und lassen Sie mich zwischendurch wissen, wie es steht.«
»Glauben Sie, dass Chocho dahintersteckt?«
»Sie nicht?«
Am anderen Ende der Leitung herrschte einen Moment lang Schweigen, das nur durch ein leises Saugen und Schmatzen unterbrochen wurde, als Gonsalves die Tabakkugel im Mund hin und her rollte.
»Wovon reden wir genau?«
»Ich kann Ihnen einen Zuschuss zukommen lassen. Sagen wir fünfhundert.«
»Das ist wenig. Wie wär’s mit dem Doppelten?«
»Spinnen Sie? Nur um mir zu sagen, wie es steht? Sie sind verrückt geworden. Höchstens sechs.«
»Sieben fünf.«
Pylon seufzte. »Sie sind ein harter Mann, Captain Gonsalves.«
»Glauben Sie, es gefällt mir, dass mich meine Rente dazu zwingt, später mal als Wachmann in einem Bürokomplex zu arbeiten? Nach zweiundvierzig Jahren in der Truppe. Glauben Sie, das gefällt mir?«
»Im Dienst«, korrigierte ihn Pylon. »Von Truppe kann keine Rede mehr sein.«
»Verdammt richtig«, sagte Gonsalves. »Übrigens: Richten Sie Bishop aus, dass er sich entspannen kann. Der Prozess wird nicht mehr stattfinden. Paulo scheint sich mit seinen Kollegen im Gefängnis angelegt zu haben, man hat ihm den Kopf abgesäbelt. Und Vittoria versuchte auf dem Transport von einem Gefängnis zum anderen zu entkommen und wurde dabei erschossen.« Damit legte er auf.
Die Polizisten drängten Pylon, noch vor Ort seine Aussage zu machen. Er saß auf der Terrasse und erzählte einem Sergeant, warum er Popo Dlamini aufgesucht hatte. Dass sie geschäftlich über Finanzimmobilien miteinander in Verbindung gestanden hätten. Über die tote Frau sagte er nichts. Das würden sie früh genug herausfinden. Vermutlich stellten sie dann weitere Fragen – oder auch nicht, je nachdem, für welche Variante von Geschichte sie sich entschieden.
Den iPod erwähnte er ebenfalls nicht. Eigentlich gab es keinen Grund, ihn zu verschweigen. Nur sein Bauchgefühl. Der iPod konnte jedem gehören: Popo Dlamini, Lindiwe Chocho, irgendeinem Jugendlichen aus der Gegend. Musste nicht vom Mörder fallen gelassen worden sein, als dieser das Haus verließ. Welcher Auftragskiller würde schon mit diesem baumelnden Accessoire einen Mord ausführen? Außerdem waren jetzt seine – Pylons – Fingerabdrücke auf dem Apparat. Falls die Spurensicherung ihre Arbeit gründlich machte, fänden sie vielleicht noch einen einzigen Abdruck des Besitzers. Pylon war allerdings sicher, dass sie ihre Arbeit nicht gründlich machten. Er hingegen kannte jemanden, der das tun würde. Die Informationen über den Abdruck könnte Gonsalves dann immer noch ins System einschleusen, falls es zur Verhaftung eines Verdächtigen kam.
Was Pylon bezweifelte. Auftragsmorde von Profis führten selten zu einer Verhaftung. Wenn man irgendeinen Dahergelaufenen anheuerte, wurde man meist schnell erwischt. Ein vorsichtiger Mann mit einer Zweiundzwanziger hingegen starb vermutlich eines natürlichen Todes unbehelligt in Freiheit. Selbst wenn er manchmal seinen iPod fallenließ.
Pylon sagte auch deshalb nichts, weil ihn die Songs interessierten. Diejenigen, die er erkannt hatte, stellten den Besitzer des iPods in eine ungewöhnliche Kategorie. In eine, die von der seinen nicht weit weg war. Sie bewegten sich in einer ähnlichen Liga.
Es war bereits vierzehn Uhr, als
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