killer country: thriller (German Edition)
Pylon gehen konnte. Doch das störte ihn nicht. So erlebte er mit, wie einige hohe Tiere geholt wurden. Popo Dlamini hatte Verbindungen gehabt, die Pylon überraschten. Dazu gehörte auch ein lächelnder Mann, der aufmerksam Pylons Aussage las und ihn dann fragte, was seiner Meinung nach passiert sei.
Pylon nahm an, dass der Lächelnde zum Geheimdienst gehörte. Zwei Dinge verblüfften ihn: die rosafarbene Haut des Mannes und die Tatsache, dass er Afrikaaner war. Mit einem Lächeln wie diesem musste er bereits ziemlich viel über jemanden in der Hand haben, um immer noch mit von der Partie zu sein.
Pylon sagte die Wahrheit. Er vermute dahinter einen Auftragsmord.
Der Lächelnde meinte: »Interessant. Und das behauptet jemand, der was vom Fach versteht.« Das Lächeln wurde breiter und verschob sich auf die rechte Wange. »Nächste Frage: Warum?«
Pylon erwiderte das Lächeln des Lächelnden. »Eines habe ich gelernt: Der ganze Mist kommt von hier.« Er klopfte sich auf die Brust. »Herzensangelegenheiten.«
»Stimmt«, meinte der Lächelnde. »Wir sollten uns mal auf ein Bier treffen.«
»Sie haben meine Adresse«, erwiderte Pylon und deutete auf seine Aussage. »Ich muss jetzt los. Meine Frau wird nicht begeistert sein. Eine Stunde, hab ich ihr erklärt. Bis zum Mittagessen bin ich zurück.«
Der Lächelnde fügte seinem Lächeln ein Nicken hinzu. Als Pylon um die Ecke des Hauses bog, warf er noch einen Blick über die Schulter. Der Geheimdienstler sah ihm nach. Einer jener Typen, die nicht mit den Augen lächelten.
21
Obed Chochos Stimmung war weinerlich. Unerwartet deprimiert. Down, obwohl er sich ganz prima hätte fühlen sollen.
Nach Sheemina Februarys Anruf war er von einer Trauer überwältigt worden, die ihn die Nacht lang wach hielt und im Bett hin und her wälzen ließ. Ihn zum Aufstehen veranlasste und dazu brachte, die größere Hälfte einer Flasche Glenmorangie zu trinken. Die Art von Whisky, mit der man eigentlich das Leben feiert und sich nicht benebelt.
Beim vierten Doppelten war es Lindiwes Schuld gewesen. Weil sie keinen Respekt gezeigt hatte. Ihn missachtet hatte. Weil sie so ohne Weiteres für Popo Dlamini ihre Beine geöffnet hatte. Und gleich nachdem sie ihre Beine geöffnet hatte, ließ sie ihren Mann ins Sperma ihres Liebhabers gleiten. Diese Schlampe.
Er hatte sie gewarnt, klar und eindeutig: »Wenn du mit ihm sprichst, ihn anrufst oder ihm irgendeine Nachricht zukommen lässt, dann finde ich das heraus. Glaub mir, das willst du nicht.«
Todernst war er gewesen. Das war nichts, worüber man Witze machte – nichts, was man auf die leichte Schulter nahm. Es war um Treue gegangen. Um Ehre. Um den Ruf. Er war ihr Ehemann. Also musste es mit Popo Dlamini vorbei sein. Halt dich von ihm fern, hatte er ihr geraten. Du lässt mich wie einen Moegoe aussehen.
Trotzdem hatte sie nicht gehört. Trotzdem war sie am Abend zuvor erneut zu diesem Arschloch gerannt. Wirklich ganz prima, diese Schlampe. Sie hatte es eben nicht anders verdient.
Aber so einfach war das nicht. Nach dem vierten Doppelten war Obed Chocho in Tränen aufgelöst und weinte um seine tote Frau. Er trank noch ein Glas und schleuderte es dann gegen die Wand. Das klirrende Geräusch wie ein Schuss, der durch den stillen Krankenhaustrakt des Gefängnisses hallte. Niemand kam, um nach ihm zu sehen.
Obed Chocho warf sich mit dem Gesicht nach unten auf das Bett und vergrub den Kopf im Kissen, um sein lautes Schluchzen zu dämpfen. Das Weinen schüttelte seinen Körper und erfasste seine Brust. Er überließ sich ganz diesen Gefühlen, bis er erschöpft einschlief und aufhörte, Lindiwes Namen zu flüstern. Bis er aufhörte, in Gedanken eine ihrer langen Brustwarzen zu lutschen.
Als der Commander der Vollzugsanstalt am Sonntagnachmittag um vierzehn Uhr an Obed Chochos Tür klopfte, war der Gefangene zum Ausgang bereit. Er trug seinen charakteristischen Anzug und ein weißes aufgeknöpftes Hemd, um seine Brust und eine Goldkette zu zeigen.
Obed Chocho warf einen Blick auf seine Armbanduhr. »Es ist zwei.«
Der Commander nickte.
»Um zwei Uhr sollte ich bereits das Tor hinter mir gelassen haben, Brother. Und nicht hier warten, um nach unten gebracht zu werden.« Er nahm sein Handy, das auf dem Bett lag. »Es geht um meine Zeit.«
»Ihre Anwältin ist hier und holt Sie ab.«
»Das hoffe ich«, erwiderte Obed Chocho. »Zuerst das Geschäftliche, dann das Vergnügen.«
Der Commander stellte sich ihm unter der Tür in den Weg.
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