killer country: thriller (German Edition)
entgegen. »Brother, Sister. Ich mag Sie. Also gut, wir haben einen Deal. Schlagen wir ein.« Er durchlief mit Henk den Brother-Handschlag, während er bei Olivia die westliche Variante bevorzugte. »Verhandeln wir, wie es sich für gierige Leute gehört.« Er lachte, um zu demonstrieren, dass er wieder locker war. »Setzen Sie Ihren Vorschlag auf Papier auf, und dann kommen wir zu einer Einigung.«
Als sie im Auto saßen und davonfuhren – die Smits Arm in Arm winkend vor der Hintertür des Farmhauses –, sagte Sheemina February: »Das ging zu einfach.«
»Ich weiß«, erwiderte Obed Chocho. »Aber ich hatte keine Lust, ins Detail zu gehen. Sie sind die Anwältin, Sie kümmern sich darum.«
»Die sind schlau, die beiden.«
»Ausgezeichnet«, meinte er. »Dann entschlauen Sie sie.«
»Was?« Sie warf ihm einen Blick zu. »Das Wort gibt es doch gar nicht.«
»Jetzt schon. Sie verstehen mich.«
Sheemina February nahm die Küstenstraße. Auf der einen Seite das glitzernde Meer, auf der anderen Kilometer um Kilometer von Gebäudekomplexen im toskanischen Stil, direkt vor den Blouberg-Hochhäusern. Obed Chocho starrte aufs Meer hinaus und fragte sich, warum bisher noch niemand bemerkt hatte, dass es sich bei der anderen Leiche um seine Frau handelte. Wie sollte er trauern können, ehe das nicht geschah?
»Wohin fahren wir?«, wollte er wissen, wobei er die Antwort bereits zu kennen glaubte.
»Zu Ihnen nach Hause. Wohin sonst? Sie haben das Geschäftliche erledigt und fahren jetzt nach Hause, um die restliche Zeit mit Ihrer Frau zu verbringen.«
»Und wenn sie nicht da ist?«
»Dann rufen Sie verschiedene Freunde an, um sie zu finden. Sie sind doch besorgt.« Sheemina February warf einen Blick auf die Uhr am Armaturenbrett. »Jetzt ist es vier. Ich hatte eigentlich angenommen, dass die Polizei inzwischen weiß, um wen es sich handelt. Schließlich muss sie ja nur auf seinem Handy nachschauen und einige der Nachrichten richtig zuordnen.«
»Prima. Wirklich ganz prima.« Obed Chocho saß schweigend und in sich zusammengesunken da. Nicht einmal ein weiteres Bier interessierte ihn. Nach einer Weile bogen sie in seine Straße ein, wo ein unmarkierter Pick-up mit Doppelkabine neben dem Bordstein vor seinem Haus parkte.
»Polizei«, sagte Sheemina February fest. »Haben sich aber Zeit gelassen.« Sie hielt hinter dem Wagen. Ein hochrangiger Polizeibeamter stieg aus und kam auf der Beifahrerseite auf sie zu.
Er fragte: »Mr Chocho?«
»Ja«, erwiderte Obed Chocho und öffnete die Tür.
Der Beamte trat einen Schritt zurück. »Ich habe schlechte Nachrichten für Sie, Sir. Wir haben eine Tote gefunden, und wir glauben, dass es sich um Ihre Frau handelt. Kommen Sie bitte mit, Sir. Sie müssen sie identifizieren.«
»Sie glauben es nur? Aber wissen tun Sie es nicht?« Obed Chocho begann zu schimpfen. »Meine Frau ist zu Hause. Da drin, in unserem Haus. Warum ist es so schwer, zuerst ein paar Anrufe zu machen? Ehe Sie mit solchen Nachrichten daherkommen. He, halten Sie das für die feine englische Art, jemandem auf der Straße zu erklären: Hallo, Mister, übrigens ist Ihre Frau tot?«
»Sir«, entgegnete der Polizist. »Mr Chocho, bitte.«
Doch Obed Chocho rannte bereits zur Gegensprechanlage, die sich in einem Pfosten neben dem Eingangstor befand. Er drückte wie ein Wahnsinniger auf den Knopf und schrie ins Mikro: »Lindiwe, Lindiwe, mach auf!«
»Das haben wir bereits versucht«, erklärte der Polizeibeamte Sheemina February. »Wir haben es auch telefonisch probiert, aber da schaltet sich nur der Anrufbeantworter ein. Mrs Chochos Handy haben wir ebenfalls angerufen, doch das klingelt in ihrer Handtasche. Deshalb nehmen wir auch an …«
»Ich bin Mr Chochos Anwältin«, sagte Sheemina February. »Wir folgen Ihnen in unserem Wagen.«
»Oh nein«, widersprach der Polizist. »Er muss mit mir kommen. So lauten die Vorschriften. Unter diesen Umständen.«
»Er hat vier Stunden Freigang. Es bleibt ihm noch etwas Zeit. Wir halten uns direkt hinter Ihnen.«
Der Beamte saugte an seinem Schnurrbart und überlegte, während er einen Blick auf Obed Chocho warf, der sich wieder aufrichtete. »Bleiben Sie aber direkt hinter mir.« Er machte auf dem Absatz kehrt und sagte dann: »Mr Chocho, gehen wir, Sir.«
Als sie dem Polizeiwagen über die Autobahn zur Leichenhalle folgten, sagte Sheemina February: »Machen Sie daraus keinen großen Auftritt, Obed. Halten Sie sich zurück. Ihre Trauer wirkt dann echter.«
Obed
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