killer country: thriller (German Edition)
unserem Portfolio Abwechslung«, erklärte Olivia. »Vor allem mehr Immobilien. Die Westküste bot sich an. Wo sonst kann die Stadt noch hinwachsen?«
»Wir bieten Ihnen das Doppelte des von Ihnen bezahlten Preises.«
»Aha«, sagte Henk.
»Innerhalb von fünf Jahren ist das kein schlechter Gewinn.«
»Nur fair.«
»Dem Markt entsprechend«, warf Olivia ein.
»Und wo liegt das Problem?«
»Es gibt kein Problem«, antwortete Henk. »Wir verkaufen zu diesem Preis, um Teilhaber zu werden. Ihr Bauprojekt gefällt uns. Das Einzige, was wir noch tun möchten, ist, dem ganzen mehr Struktur zu verleihen.«
»So was machen wir die ganze Zeit«, erklärte Olivia. »Formalitäten regeln.«
Obed Chocho fragte: »Haben Sie ein Bier für mich?« Er hatte drei im Auto getrunken, vertrug aber locker ein weiteres. Außerdem ließ sich so der Vertrag besser über die Bühne bringen.
Während Olivia ins Haus ging, um Bierflaschen und Gläser zu holen, fragte er: »Sie verstehen, worum es hier geht? Das ist ein BEE -Projekt. Black Economic Empowerment. Durch und durch. Um das Ganze zu realisieren, geht das nicht anders.«
Henk nickte. »Natürlich. Das verstehen wir.«
»Es geht nicht darum, auch ein Stück des Kuchens abzukriegen. Sondern darum, den Kuchen zurückzubekommen.«
»Selbstverständlich«, erwiderte Henk. »So sehe ich es zwar nicht ganz, aber ich weiß, was Sie meinen.«
»Wie sehen Sie es denn, Henk?«, wollte Sheemina February wissen.
»Kann ich offen reden?«
»Wir sind alle erwachsen.«
Henk holte tief Luft. »Okay. Ich habe den Eindruck, dass einige wenige Leute durch eine bestimmte politische Situation reich werden. Sehr reich. Meistens sind es immer dieselben Leute. Damit habe ich kein Problem. So ist der Kapitalismus – das Ansammeln von Reichtümern. Das machen Olivia und ich auch die meiste Zeit. Es gibt also keinen Grund, warum das andere nicht genauso machen sollten.«
»Worum geht es?«, fragte Olivia, die das Bier auf den Tisch stellte.
»Ums Geldverdienen.« Henk begann, die Flaschen zu öffnen. Olivia lachte, aber weder Obed Chocho noch Sheemina February zeigten die Andeutung eines Lächelns. »Glas oder Flasche?«
Sheemina February antwortete: Glas, Obed Chocho: Flasche. Er dachte, diese weißen Idioten verschwendeten seine Zeit. Seine wertvolle Zeit verschwendeten sie mit dummem Geschwätz über Politik, als wäre die Regierung noch dieselbe wie früher. Er nahm das Bier entgegen, das Henk ihm reichte. »Sie halten mich für gierig? Sie glauben, dass ich deshalb im Gefängnis sitze?«
»Ich kenne Sie nicht«, antwortete Henk. Er reichte Sheemina February ein Glas Bier, das sie mit ihrer intakten Hand entgegennahm. »Ich habe keine Ahnung, wie Sie sind. Ich rede allgemein. Theoretisch. Der Grund, warum Sie im Gefängnis sitzen, ist unwichtig. Der interessiert uns nicht.«
»Aber wenn man es auf das Wesentliche reduziert«, mischte sich Sheemina February ein, »sagen Sie doch, dass Mr Chocho gierig ist.«
»Mr Chocho ist ein Geschäftsmann«, meinte Olivia. »Er wohnt in einem schönen Haus und fährt teure Autos. Er hat Stil. So sind wir alle. Na und?«
Sheemina February setzte sich auf einen Stuhl, der neben dem Tisch stand. »Sie haben sich erkundigt.«
Olivia neigte den Kopf.
Obed Chocho stand am Rand der Stoep und spürte, wie es in seinen Schläfen zu pochen begann. So weit zu kommen und dann von zwei jungen Mlungus gestoppt zu werden, deren Vorfahren das Land gestohlen hatten. Beleidigt zu werden. Von diesen Widerlingen beurteilt zu werden. Er nahm einen Schluck Bier. Sagte: »Sie halten mich für korrupt?« Seine Stimme ruhig, drohend aggressiv.
Olivia wollte antworten, als Henk eine Hand auf ihren Arm legte. Also überließ sie ihm das Reden.
»Was mich betrifft, sind mir diese Waffengeschäfte egal. Olivia geht es genauso. Uns interessiert allein die Möglichkeit, Geld zu machen. Wir wollen diese Immobilie …«, er wies auf den Strand und hinter das Haus, »… investieren. Dafür möchten wir einen Anteil am Gewinn. Natürlich sind wir bereit zu verhandeln.« Henk verstummte. Er und seine Frau beobachteten Obed Chocho.
Auch Sheemina February beobachtete Obed. Wie der Puls an seiner Stirn sichtbar pochte. Wie er mit einer Hand die Flasche festhielt und sich mit der anderen am Geländer der Veranda.
Er drehte sich zu dem Paar um, kam auf die beiden zu und blieb einen Schritt vor ihnen stehen. Der Mann und die Frau erwiderten seinen Blick. Er streckte ihnen die Hand
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