killer country: thriller (German Edition)
auf die Stadt.«
»Nein«, erwiderte sie. »Sie überraschen mich.«
Er verspürte die Weichheit, die in Sheemina Februarys Stimme anklang, in seiner Lendengegend.
»Warum?«
»Ich dachte, Sie wären Profi.«
»Bin ich auch.«
»Eine Klientin verführen gehört auch dazu?«
»Ich möchte Sie einfach zu einem Drink einladen. Ich glaube, dass Sie eine nette Lady sind.«
»Natürlich, Spitz. Aber nein – danke. Lassen Sie’s gut sein.«
Spitz runzelte die Stirn. Es gab nicht viele Frauen – wahrlich nicht viele –, die so mit ihm redeten.
»Morgen Abend. Und Samstagabend auf der Farm. Das sind Ihre Aufgaben. Nett, mit Ihnen gesprochen zu haben, Spitz.«
Sie legte auf. Spitz beschloss, eines unbedingt zu tun, ehe er die Stadt verließ: Sheemina February zu treffen.
Er ließ sich in einen Sessel fallen. Der Ansager im Fernseher versprach als Nächstes Mach’s noch einmal, Sam . Spitz wusste nicht, ob er jetzt einen Woody Allen vertragen würde. Er wollte lieber eine Zigarette rauchen, finsteren Songs zuhören und an Sheemina February denken.
23
Nachdem Telman Visser mit seinem Rollstuhl aus dem Duschraum gekommen und die Rampe zum Sportstudio hochgefahren war, trat sein Personal Trainer auf ihn zu. Ein junger Mann. Schweißgebadet.
»Darf ich Sie hinausbegleiten, Richter Visser?«, fragte er und lief neben dem Rollstuhl her.
»Das ist lieb von Ihnen«, erwiderte der Richter und lächelte zu dem Gesicht hoch, das ihn eine Stunde lang durch Bankdrücken, Gewichtestemmen und Rudern begleitet hatte. Das Training war so intensiv gewesen, dass er geglaubt hatte, sein Herz würde zerspringen. Es war ein Gesicht, mit dem er gut trainieren konnte. Ein Gesicht, das ihm gefiel.
Ein angenehmer junger Mann, der jetzt zu ihm sagte: »Es gab übrigens noch einen Mord auf dem Golfanwesen, auf dem meine Ma angestellt ist. In Tokai.«
Angestellt. Nicht arbeitete. Ein offenbar ambitionierter junger Mann.
»Ach«, erwiderte Richter Visser. »Davon habe ich bisher gar nichts gehört.« Er hielt inne, um die Chardonnay-Tönung zu genießen, die das Constantia Valley bis zum Tafelberg erfasst hatte. Blass und diesig.
»Kam auch noch gar nicht in den Nachrichten. Meine Ma hat es mir erzählt.«
»Wirklich«, sagte der Richter. »Ich weiß nicht, ob ich überhaupt von dem ersten erfahren habe.«
»Ein Mann hat seine Frau erschossen«, erklärte der junge Mann. »Mit diesen Dingen haben Sie vor Gericht vermutlich ständig zu tun.«
»Sie wären überrascht«, entgegnete der Richter, »wie oft so etwas nicht einmal vor Gericht landet. Aber es reicht trotzdem, da haben Sie recht.«
»Dieser Oldie bekam jedenfalls fünfzehn Jahre. Ich meine, er war wirklich ein Oldie. Fünfundsechzig oder so. Er sagte, er hätte es getan, um seine Frau nicht länger leiden zu lassen.«
»Non est ad astra mollis e terris via.«
»Bitte?«
»Seneca.« Sie verließen das Gebäude und schlugen den Weg zum Parkplatz ein. Der Richter steuerte auf sein Auto auf dem Platz zu, der für Behinderte reserviert war. »Der Weg zu den Sternen ist steinig.«
»Tja«, meinte der Trainer unsicher und runzelte die Stirn.
Richter Visser betrachtete das braune Gesicht. »Das Leben ist kein Wunschkonzert«, fügte er hinzu, was den jungen Mann zum Grinsen brachte.
»Fünfzehn Jahre finde ich etwas heftig.«
»Das kann ich nicht beurteilen«, sagte der Richter, »ohne die Fakten zu kennen.« Er richtete eine Fernbedienung auf den Wagen und entriegelte ihn. Eine Hydraulik öffnete die Heckklappe und ließ die Rampe herunter.
»Das ist so ein cooles Auto«, meinte der Trainer. »Jedes Mal bin ich wieder verblüfft, was das alles kann.«
»War auch nicht billig«, gab der Richter zu bedenken. »Wenn es funktioniert, ist es fantastisch. Aber ich will nicht wissen, was los ist, wenn es mal nicht funktioniert. Dann sitze ich in der Tinte.« Er brachte sich in Position, um die Rampe hinaufzufahren. Blickte in das eifrige Gesicht des Personal Trainers. »Und dieser andere Mord, von dem Ihnen Ihre Mutter erzählt hat – wer wurde da umgebracht?«
»Genau wusste sie es nicht. Es hat sich unter den Angestellten so rumgesprochen. Auf jeden Fall scheinen die Opfer Schwarze gewesen zu sein.«
»Na ja«, sagte der Richter. »C’est la vie.« Er streckte die Hand aus, um den Arm des jungen Mannes zu drücken. Ein starker Arm mit festen Muskeln. Mit diesen Armen hob er ihn manchmal in seinen Rollstuhl zurück.
»Hm«, sagte er.
»So ist das Leben.« Der Richter
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