killer country: thriller (German Edition)
»Die Vorschriften lauten, dass Sie um siebzehn Uhr zurück sind. Ich gebe Ihnen bis achtzehn Uhr. Wenn Sie später zurückkommen, stecke ich in der Scheiße.«
Obed Chocho grunzte und winkte den Mann ungeduldig zur Seite. »Prima. Das wird ganz prima. Niemand wird in der Scheiße stecken.«
Der Commander ließ den Gefangenen durch und folgte ihm den Gang entlang bis zum Empfangsraum für Besucher. Er beobachtete, wie Obed Chocho Sheemina February die Hand gab – seiner Anwältin, die beinahe so atemberaubend aussah wie seine Ehefrau. Nur besaß die Anwältin noch etwas anderes. Rücksichtslosigkeit. Durch den schwarzen Handschuh an ihrer linken Hand und dieses Aufblitzen in ihren Augen, die ihn in einem Wimpernschlag wahrnahmen und als uninteressant abhakten.
Kaum saßen sie in Sheemina Februarys X5-Geländewagen, fragte Obed Chocho: »Hat man sie gefunden?«
Die Anwältin ließ den Motor an. »Ja. Früher als gedacht. Aber was kann man machen? Manchmal hat der Zufall seine Hand im Spiel. Früher oder später – letztlich macht das keinen Unterschied.«
Obed Chocho dachte an Sanitäter, die Lindiwes Leichnam auf eine Bahre hoben, um sie zugedeckt nach draußen zu tragen. Er fragte sich, wo die Kugel sie wohl getroffen hatte. Im Kopf, wie es dem Stil von Spitz-the-Trigger entsprach? Angst hatte sie sicher keine verspürt. War wahrscheinlich ohne zu zögern von dieser Welt in die nächste gegangen.
»Wie hatten Sie es denn geplant?«
Sheemina February wendete den SUV , so dass sie den Gefängnistoren gegenüberstanden. »Ich dachte, es sähe gut aus, wenn der verzweifelte Ehemann der Toten am Tatort aufgetaucht wäre. Hätte die Presse beeindruckt.« Sie warf ihm einen Blick zu. »Sind Sie verzweifelt?«
Obed Chocho hielt den Kopf von ihr abgewandt und starrte auf die Straße hinaus. »War ich. Aber ich komme damit zurecht. Lassen Sie’s gut sein.«
Das tat sie. Langsam fuhr sie vom Gelände des Gefängnisses herunter und bog auf die Autobahn ab.
Obed Chocho machte es sich bequem. Er klappte die Rückenlehne zurück. »Wie lange brauchen wir bis zu diesen Smits?«
»Wollen Sie jetzt schlafen?«
»Ist nichts dabei, oder?«
»Eine Dreiviertelstunde.«
»Super. Dann bringen Sie uns hin.«
Er hatte nichts weiter zu sagen. Doch Sheemina February war noch nicht fertig.
»Obed, da ist noch was. Spitz.«
»Was ist mit ihm?«
»Er will Geld. Mehr Geld.«
»Der kann mich mal.«
»So leicht ist das nicht.«
»Warum nicht?«
Obed Chocho klappte die Rückenlehne wieder hoch. Er brauchte etwas zu trinken. Whisky wäre am besten, aber er würde jetzt alles nehmen, was kalt und viel war. »Haben Sie zufällig ein Sixpack Bier dabei?«
Ohne auch nur die Andeutung eines Lächelns oder den Anflug von Belustigung in ihrer Stimme erklärte sie: »Hinter Ihrem Sitz steht eine Kühlbox. Bedienen Sie sich.«
Obed Chocho klatschte begeistert auf ihren Oberschenkel. »Prima, Sister, das ist wirklich ganz prima. Eine Frau, die weiß, was ich mag.« Er fasste nach hinten und zog eine Dose Black Label hervor. Riss die Aufreißlasche hoch und hielt die Öffnung an den Mund, um den Schaum einzusaugen.
Sheemina February wartete, bis er seine Lippen mit dem Handrücken abgewischt hatte, ehe sie erklärte: »Machen Sie das nicht wieder. Ich bin Ihre Anwältin. Und so ist auch unser Verhältnis. Deshalb weiß ich, was Sie mögen.«
Obed Chocho nahm einen weiteren Schluck Bier. »Was wollen Sie damit sagen?« Er betrachtete ihr scharfes, klares Profil, das sich vor dem Seitenfenster abzeichnete. Der Kiefer angespannt, der Mund geschlossen. Ihre Lippen so leuchtend wie das Fruchtfleisch von Pflaumen. Ihre Augen hinter der Designersonnenbrille verborgen. Ausgesprochen elegant. Seine Sorte Frau. Nicht die Sorte Frau, die ihn pampig zurückweisen sollte. »Was wollen Sie damit sagen?«
Sie antwortete nicht. Ließ eine Minute verstreichen. Ließ ihn einen weiteren Schluck trinken.
Er durchbrach das Schweigen. »Etwas lockerer, Lady. Okay? Mir geht’s prima. Wirklich ganz prima.«
»Ich will damit sagen«, meinte Sheemina February, »dass das Bier nicht umsonst ist. Auf meiner Rechnung werden Sie ein Sixpack unter ›Sonstige Unkosten‹ aufgelistet finden.«
»Hey«, erwiderte Obed Chocho. »Sie denken mit. Das sollten Sie beibehalten.« Sheemina February lächelte, doch der Anblick erfüllte Obed Chocho nicht mit Freude. Auch ihre Antwort nicht. »Oh, das tue ich, Mr Chocho. Das tue ich.«
Ohne abzusetzen trank er die Dose
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