killer country: thriller (German Edition)
diesem Vormittag entstanden. Körnig, aber scharf genug. Mace mit dem Rücken zum Fotografen vor der verschwommenen Stadt. Das Schimmern des Pools im Vordergrund.
Ein weiteres Bild von Mace am Rand des Beckens. In seiner Speedo. Seine Schwimmerstatur. Kräftige Arme, breite Schultern, der Oberkörper noch immer schmal an der Taille, wenn auch fülliger als auf dem Foto, das sie ständig bei sich trug und vor einigen Jahren selbst am Pool des Fitnessstudios geschossen hatte.
Das Problem mit dieser neuen Aufnahme war seine näher kommende Frau.
Sheemina February stand auf, suchte in einer Schublade nach einer Schere und schnitt die Frau aus dem Bild. Sie zerknüllte das Stück Papier und warf es in den Abfall.
Vom Tisch nahm sie einen kastenförmigen Aktenordner voller Fotografien und kehrte damit zur Couch zurück. Durchsuchte ihn und entdeckte andere Bilder von Mace in seiner Speedo. Mace drei Jahre jünger. Eine schlankere Figur. War aber gut gealtert.
Eine Aufnahme von ihm, die ihn an eine Wand gekettet zeigte, stach ihr ins Auge. Er lag auf einer Schaumstoffmatratze, an seinem Fußknöchel gefesselt. Der Securitymann ohnmächtig, gefangen in einem Keller. Ihr ausgeliefert. Bis der fahrlässige Mikey Rheeder alles verpatzt hatte.
Diesmal würde es anders sein.
Sie hielt das Bild von Mace in der Hand. Gutaussehender Typ. Bösartig. Aber jene Sorte Mann, die ihr gefiel. Wie ihr verstorbener Ex, Mo Siq. Vor allem wenn sie gute Gründe hatte, ihn attraktiv zu finden. Und sie hatte gute Gründe.
»Ich kann es kaum erwarten, dass wir uns wiedersehen«, sagte sie zu dem Bild. Strich mit dem Daumen über das Gesicht. Hinterließ einen Fleck. »Zu meinen Bedingungen. In meinem Revier.« Wieder der stechende Schmerz in ihrer Brust. Sie massierte sich unterhalb des Busens, bis es leichter wurde.
Sheemina February räumte den Ordner mit den Fotos fort und steckte die Liste mit den Niederschriften in ihre Aktentasche. Yo-Yo Ma kam zu einem Ende, und sie tauschte ihn gegen das Original aus – den Bandoneonspieler. Drehte die Lautstärke höher und schenkte sich den restlichen Wein ein. Wieder machte sie es sich auf der Couch bequem. Fragte sich, wie gut Mace Bishop wohl Tango tanzte. Stellte sich einen leeren Saal vor, in dem sie miteinander tanzten.
Donnerstag
40
Mace schwamm langsam kraulend dahin. Sein Körper arbeitete, sein Geist war leer. Am liebsten schwamm er so. Wie ferngesteuert. Keine Gedanken störten ihn, er konnte sich von sich selbst freinehmen. Keine Gegenwart, keine Vergangenheit. Nur der Körper Mace Bishop im Meer, das Meer ein grüner Nebel. Luftblasen, die mit jedem Zug von seinen Händen strömten. Die Augen auf den Sandboden gerichtet. Durch Lichtsprenkel gleitend.
Als er ins Wasser gestiegen war, hatte er gedacht, das müsste er öfter tun – eine morgendliche Runde im Meer schwimmen. Um diese Zeit waren nicht viele da. Einige frühe Spaziergänger am Strand, doch das Meer hatte er für sich. Im Gegensatz zu dem Pool im Sportstudio, wo Leute trainierten und sich andere am Beckenrand versammelten. Hier war er allein. Allein im Inneren und allein im Wasser.
Er durchschwamm die Bucht zwischen den Bergen: von Clovelly zu Fish Hoek. Atmete unter dem Bogen seines linken Arms ein. Ließ dann die Luft aus der Lunge heraus. Rein, raus – ein Rhythmus, geeignet für eine lange Strecke. Auf diese Weise hätte er den ganzen Tag schwimmen können. Sein letzter Gedanke, ehe sich sein Geist in den eines Reptils verwandelte. Instinktgesteuert.
Eine Stunde später nahm er einen Anruf am Strand entgegen. Er trocknete sich gerade ab. War bester Dinge, dass er diese Entfernung zurückgelegt hatte, obwohl die Wunden der Messerstiche im Salzwasser heftig gebrannt hatten. Er hatte die Lunge, er hatte die Muskeln, er konnte die Robben-Island-Strecke bewältigen. Er konnte Christa zeigen, dass ihr Pa noch immer ein Ironman war.
»Richter Visser«, sagte er. »Das ist früh.«
Telman Visser erwiderte etwas Unverständliches. Dann: »Ich brauche eine Antwort, Mr Bishop, und ich brauche sie jetzt.«
Mace starrte auf das stille Meer, das nach den letzten windigen Tagen perfekt schien. Nur eine leichte Brise kräuselte die Oberfläche. Er wünschte, er würde noch immer durch das flüssige Licht schwimmen und nicht dem Nörgeln des Richters zuhören müssen. »Also gut«, erwiderte er und entfernte sich ein paar Schritte von der Schar morgendlicher Badender. Wanderte noch einmal zum Wasser hinunter.
»Und?« Der
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