killer country: thriller (German Edition)
Sheemina February an.
»Wir trinken einen auf die Stadt«, erzählte er. »Vielleicht hätten Sie Lust, zu uns zu stoßen.«
»Ich glaube nicht, Spitz«, antwortete sie. »Bleiben wir Profis. Das ist mir lieber. Wie geht es dem Auto?«
»Ganz prima«, erwiderte er und freute sich, als er sie über seine Wortwahl lachen hörte.
»Und der Waffe?«
»Ich würde sagen, der geht es perfekt, für den Job.« Er hielt inne. »Bitte. Kommen Sie und trinken Sie was mit uns. Wir könnten uns amüsieren.«
»Das habe ich schon von vielen Männern gehört. Das Amüsieren blieb allerdings immer auf der Strecke.«
»Wenn Sie bei mir sind, wird das anders sein.«
»Behalten Sie einen klaren Kopf, Spitz. Sie wollen das nicht vergeigen.«
»Die Chance ist gering.«
Sheemina February ließ erneut ihr kurzes, heiseres Lachen hören. »Machen Sie’s gut, Spitz. Vielleicht melden wir uns eines Tages wieder mal bei Ihnen.« Sie legte auf. Als Spitz eine Sekunde später wieder bei ihr anrief, wurde er zu ihrer Mailbox durchgestellt. Fluchend wandte er sich dem Lokal zu. Ein Paar, das ihm auf der Brücke entgegenkam, schmiegte sich eng aneinander. Spitz bemerkte die Bewegung und schnaubte verächtlich.
39
Sheemina February hielt das Telefon in ihrer behandschuhten Hand und lächelte. Amüsant, von einem Killer angebaggert zu werden. Er war zwar nicht ihr Typ, aber auf seine Art ganz attraktiv. Sie konnte sich vorstellen, dass viele Frauen ihn mochten. Entzückt von seinem leicht steifen Englisch und dem seltsam deutschen Akzent. Ein netter Kerl. Wirklich.
Sie starrte auf ihr Spiegelbild in der Fensterscheibe. Das schwarze weite Meer dahinter. Keine Lichter auf dem Wasser. Keine vorüberfahrenden Schiffe. Bei diesem Wind warf keiner der Nachtfischer seine Haken in die Seetanglöcher.
Die Gestalt in der Scheibe stand still. Eine schmale Silhouette. Entspannt in einem Männerhemd, das lose über einer Jeans hing. Barfuß auf weißem Flokati. Fünf Minuten lang blieb sie völlig bewegungslos. Befreite ihr Bewusstsein von allem Ballast, bis es auch in ihr nur noch dunkel und still war. Aus den Deckenlautsprechern spielte Yo-Yo Ma die Tangos von Piazzolla. So leise, dass sie auch in ihrem Kopf hätten spielen können.
Die Musik brachte sie zurück. Sie drehte sich abrupt dem Zimmer zu und ging zur Küchentheke hinüber. Zog den Wein aus dem Eiskübel und schenkte sich nach. Mit einer Serviette wischte sie ihren Lippenstift vom Glas – ein pflaumenfarbener Fleck auf weißem Leinen. Sie hob das Glas und trank, wodurch ein neuer Abdruck entstand.
Sheemina February setzte sich auf die Couch, schwang die Beine hoch und streckte sich aus. Das Bantry-Bay-Apartment war um so vieles schöner als ihr Stadthaus. Ein Ort, an dem man wirklich zu Hause sein konnte. Ihre Festung auf der Klippe. Die nur ihr gehörte. Hierher hatte sie nie jemanden eingeladen. Und würde es auch nie.
Sie griff nach dem Umschlag auf dem Couchtisch und zog ein Papier heraus: eine Liste der Telefonanrufe, die über Mace Bishops Handy gelaufen waren. Richter Telman Visser war ein wunderbarer Köder. Vielleicht würde es sich lohnen, Niederschriften davon anfertigen zu lassen. Um das Ganze festzuhalten. Wie herrlich, dass Mace Bishop langsam wieder in ihr Leben zurückgebracht wurde. Dass sie bereits sein Schutzengel gewesen war.
»Sie wissen gar nicht, was Sie mir alles schulden, Mr Bishop«, sagte sie laut.
Sie hatte noch weitere Listen. Listen der Unterhaltungen, die bei Complete Security geführt worden waren. Gespräche zwischen Mace Bishop und Pylon Buso. Die Zusammenfassungen ihrer Unterredungen gaben ihr genügend Einblicke, um zu wissen, was in den beiden Männern vorging. Ein paar der Zusammenfassungen markierte sie, um auch da die genauen Wortlaute anfordern zu können.
Sie legte die Listen beiseite. Schüttelte einige Farbfotos aus dem Umschlag.
Mace Bishop in seinem goldigen roten Spielmobil, das Dach heruntergeklappt. Auf der Somerset Road. Breit grinsend, bestens gelaunt. Sheemina February vermochte dem Lachen nicht zu widerstehen und musste ebenfalls lächeln.
Eine andere Aufnahme zeigte ihn, wie er gerade die Galerie verließ, wo er Richter Visser getroffen hatte. Das Auto des Richters im Hintergrund, das Nummernschild klar erkennbar. Mace in dem Moment festgehalten, als er auf den Bürgersteig trat: energisch, flott, eine Hand rückte seine Sonnenbrille zurecht. Ihr gefielen seine Sandalen: robust. Hightech-Outdoor.
Die letzten Bilder waren an
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