Killeralgen
Kleid schmiegte sich wie ein Handschuh um Skyes schlanke Gestalt.
Austin schlüpfte in eine schwarze Hose und ein weißes Oberhemd. Sehr konservativ, aber so würden sie wenigstens kein Aufsehen erregen.
Der Empfangschef rief in ihrem Auftrag eine Autovermietung an, und wenn auch der Peugeot, den sie mieteten, kein Rolls war, so half die Rückfahrt nach Paris durch die sonnige Landschaft, die wie Spinnweben in ihrem Bewusstsein hängenden Erinnerungen an die Katakomben der Fauchards zu vertreiben. Austin hatte den Fuß ständig auf dem Gaspedal. Je mehr Distanz er zwischen sie und das Schloss legte, desto besser war es für sie.
Austin hätte beinahe die »Marseillaise« angestimmt, als er die Nadel des Eiffelturms in der Ferne aufragen sah. Kurze Zeit später waren sie in Paris. Austin fuhr an Skyes Apartment vorbei, und sie rief den Antiquitätenhändler an, um ihm mitzuteilen, dass sie zu ihm in die Provence kommen wolle.
Darnay war hocherfreut, als er von ihren Plänen hörte, und meinte, sie hätten sehr viel zu bereden. Skye packte einen Wochenendkoffer, und Austin setzte sie am Bahnhof ab, wo sie sich wie ein französisches Paar auf beide Wangen küssten, ehe sie den Zug nach Süden bestieg.
Der Empfangschef des Hotels lächelte strahlend, als Austin seinen Schlüssel haben wollte.
»Ah, Monsieur Austin. Wir sind ja so froh, dass Sie wieder zurück sind. Ein Gentleman wartet schon seit einiger Zeit auf Sie.« Er blickte ins Foyer.
Eine Gestalt lag ausgestreckt in einem gemütlichen Ledersessel und schlief offensichtlich. Eine Ausgabe des
Le Figaro
bedeckte das Gesicht. Austin ging hinüber, hob die Zeitung hoch und sah die dunklen Züge von Joe Zavala.
Austin tippte auf Zavalas Schulter. »Sicherheitsdienst«, sagte er in einem Inspektor-Clouseau-Tonfall. »Sie müssen mich begleiten.«
Zavala schlug die Augen auf. »Das wurde aber auch Zeit.«
»Danke gleichfalls, alter Junge. Ich dachte, du seist noch in den Alpen und damit beschäftigt, die frankoamerikanischen Beziehungen zu verbessern.«
Zavala richtete sich in seinem Sessel auf. »Denise wollte, dass ich ihre Eltern kennen lerne. Das ist immer ein schlechtes Zeichen. Wo warst du? Ich habe versucht, dich anzurufen, aber dein Handy hat nicht reagiert.«
Austin ließ sich in einen Sessel fallen. »Dafür gibt es eine einleuchtende Erklärung. Mein Mobiltelefon liegt auf dem Grund eines Schlossgrabens.«
»Ich muss zugeben, so eine Entschuldigung habe ich noch nie gehört. Soll ich fragen, wie es dorthin gekommen ist?«
»Das ist eine lange Geschichte. Was war denn so dringend, dass du hier im Hotelfoyer campieren musstest?«
Zavalas Gesicht wurde unerwartet ernst. »Rudi hat mich angerufen, als er dich nicht erreichen konnte.« Rudi Gunn war Pitts Stellvertreter. »In Lost City hat es einen Unfall gegeben.
Paul und Gamay sind dort mit der
Alvin
getaucht. Sie sind bis jetzt nicht hochgekommen. Sie hatten auch eine Pilotin an Bord.«
»Verdammt«, sagte Austin. »Was ist passiert?«
»Das scheint niemand so genau zu wissen. Es gab einen Angriff auf das Forschungsschiff etwa zur gleichen Zeit, als sie den Kontakt zum Tauchboot verloren.«
»Das ergibt doch keinen Sinn. Wer würde denn eine friedliche wissenschaftliche Expedition angreifen?«
»Du verstehst also meine Sorgen. Ich bin letzte Nacht mit einem Expresszug nach Paris gekommen, habe mich hier niedergelassen und jede Viertelstunde den Empfangschef mit Fragen gelöchert.«
»Wie lange werden sie schon vermisst?«
»Mehr als vierundzwanzig Stunden.«
»Ich nehme an, Dirk und Rudi wurden bereits informiert?«
Zavala nickte. »Dirk möchte, dass wir ihn auf dem Laufenden halten. Er hat die Navy um Hilfe gebeten. Ich selbst habe vor einer halben Stunde mit Rudi gesprochen. Er hat das Forschungsschiff
Searcher
hingeschickt, daher könnten wir jede Minute Neues erfahren.«
»Wie sieht die Überlebensmöglichkeit auf der
Alvin
aus?«
»Für etwa achtundvierzig Stunden sind noch Lebensmittel und Luft vorhanden.«
Zavala blickte auf die Uhr.
Austin fluchte stumm. Während er bei ein paar Croissants mit Skye ein Schwätzchen gehalten hatte, brauchten die Trouts, wenn sie überhaupt noch am Leben waren, dringend Hilfe. »Wir müssen schnell handeln.«
»Auf dem Flughafen Charles de Gaulle steht ein Firmenjet der NUMA. Wir können in ein paar Stunden auf den Azoren sein, und Rudi hat bereits alles für die zweite Etappe der Reise organisiert.«
Austin bat Zavala zu warten, während er
Weitere Kostenlose Bücher