Killeralgen
Zeitungsausschnitte, die er jetzt auf dem Tisch ausbreitete.
Die Schlagzeilen waren anders, aber das Thema jeder Meldung war das gleiche.
WISSENSCHAFTLER STIRBT BEI AUTOUNFALL.
WISSENSCHAFTLER KOMMT BEI UNFALL MIT FAHRERFLUCHT UMS LEBEN.
WISSENSCHAFTLER TÖTET EIGENE EHEFRAU UND BEGEHT ANSCHLIESSEND SELBSTMORD.
WISSENSCHAFTLER ERLEIDET TÖDLICHEN SKIUNFALL.
Jedes der Opfer hatte innerhalb des Projekts gearbeitet. Er las erneut den Brief mit der Aufforderung: »Fliehen Sie, sonst müssen Sie sterben!« Dann legte er den Ausschnitt aus der
Herald Tribune
zu den anderen und begab sich zum Empfangstisch des Klosters. Angelo blätterte gerade einen Stapel Reservierungen durch.
»Ich muss abreisen«, erklärte MacLean.
Angelo war sichtlich geknickt. »Das tut mir Leid. Und wann?«
»Heute noch.«
»
Unmöglich.
Vor morgen geht kein Luftkissenboot oder Bus.«
»Trotzdem, ich muss weg, und ich bitte Sie, mir zu helfen. Ich bezahle Sie auch angemessen dafür.«
Ein trauriger Ausdruck trat in die Augen des Mönchs.
»Ich würde es aus Freundschaft tun und nicht für Geld.«
»Tut mir Leid«, entschuldigte MacLean sich. »Ich bin ein wenig nervös.«
Angelo war nicht dumm.
»Sind daran diese Amerikaner schuld?«
»Ein paar schlimme Leute sind hinter mir her. Möglicherweise wurden diese Amerikaner losgeschickt, um mich zu suchen. Ich war so dumm und habe ihnen erzählt, ich hätte eine Überfahrt auf dem Luftkissenboot gebucht. Ich bin nicht sicher, ob sie alleine hier sind. Vielleicht ist jemand mitgekommen, der am Tor Wache hält.«
Angelo nickte. »Ich kann Sie mit einem Boot zum Festland bringen. Und Sie werden ein Auto brauchen.«
»Ich hatte gehofft, Sie könnten eins für mich mieten«, sagte MacLean. Er reichte Angelo seine Kreditkarte, die er bisher nicht benutzt hatte, weil er wusste, dass sie zurückverfolgt werden konnte.
Angelo rief die Autovermietung auf dem Festland an. Er redete einige Minuten lang, dann legte er auf. »Es ist alles arrangiert. Sie legen die Schlüssel in den Wagen.«
»Angelo, ich weiß nicht, wie ich das wieder gutmachen kann.«
»Keine Wiedergutmachung. Spenden Sie das nächste Mal, wenn Sie wieder in eine Kirche kommen, reichlich.«
MacLean nahm in einem kleinen, unscheinbaren Café ein leichtes Abendessen ein. Dabei ertappte er sich, wie er wachsam die anderen Tische beobachtete. Der Abend verstrich ohne besondere Vorkommnisse. Auf dem Rückweg zum Kloster blickte er mehrmals über die Schulter.
Das Warten war eine Qual. Er kam sich in seinem Zimmer vor wie eingesperrt, aber er sagte sich, dass die Wände mindestens dreißig Zentimeter dick waren und die Tür wenigstens für einige Zeit einem Rammbock standhalten würde. Ein paar Minuten nach Mitternacht vernahm er ein leises Klopfen an der Tür.
Angelo nahm seine Reisetasche und ging voraus an der Kaimauer entlang zu einer Treppe, die zu einer aus dem Uferfelsen herausgehauenen Plattform hinunterführte. Sie wurde gerne von Schwimmern benutzt, die mit besonderer Vorliebe von dort mit einem Kopfsprung ins Meer tauchten. Im Licht einer Taschenlampe konnte MacLean ein kleines Motorboot erkennen, das an der Plattform vertäut war. Sie stiegen in dieses Boot. Angelo griff gerade nach der Bootsleine, als auf der Treppe leise Schritte erklangen.
»Wollen Sie eine kleine Nachtfahrt unternehmen?«, fragte die liebenswürdige Stimme von Emma Harris.
»Du glaubst doch nicht etwa, dass Dr. MacLean abreisen wollte, ohne sich zu verabschieden«, sagte ihr Mann.
Nach seiner ersten Überraschung fand MacLean die Sprache wieder. »Wo ist Ihr texanischer Akzent geblieben, Mr. Harris?«
»Ach,
der
. Nicht besonders authentisch, das muss ich zugeben.«
»Ärgere dich nicht, Liebes. Er war gut genug, um Dr. MacLean zu täuschen. Allerdings muss ich auch zugeben, dass wir ziemlich viel Glück bei unserem Auftrag hatten. Wir saßen gerade in diesem hübschen kleinen Café, als Sie zufälligerweise vorbeikamen. Es war sehr nett von Ihnen, dass Sie uns gestatteten, Sie zu fotografieren, damit wir Ihr Bild mit dem Foto in unseren Akten vergleichen konnten. Wir machen nur sehr ungern Fehler.«
Ihr Ehemann kicherte onkelhaft. »Das erinnert mich an das Sprichwort, ›Komm doch in mein Haus …‹«
»›… sagte die Spinne zur Fliege.‹«
Sie brachen in schallendes Gelächter aus.
»Sie sind von der Firma hierher geschickt worden«, stellte MacLean fest.
»Es sind sehr gescheite Leute«, meinte Gus. »Sie wussten, dass Sie nach
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