Killeralgen
studiert, und die Bücherregale auf seinem Hausboot auf dem Potomac waren voll gestopft mit den Werken der großen Denker.
»Nein«, erwiderte er nachdenklich. »Das hat Dr. MacLean zu mir gesagt.«
Der Wächter erschien auf der anderen Seite des Schlosses und unterbrach ihre Unterhaltung. Austin stoppte die Zeit. Der Wächter hatte sechzehn Minuten gebraucht, um das Schloss zu umrunden.
Sobald der Wächter zu seiner zweiten Runde gestartet war, gab Austin Zavala ein Zeichen. Sie sprinteten über die freie Fläche, folgten dem Graben bis zu der Steinbrücke, dann rannten sie über die Zugbrücke in den Burghof. In ihrer schwarzen Kleidung waren sie im Schatten am Fuß der Mauer praktisch unsichtbar. Licht brannte hinter den Fenstern im Parterre des Schlosses, aber kein Wächter war auf dem Gelände unterwegs, was Austins Misstrauen noch steigerte.
Dass sein Instinkt ihn nicht täuschte, sah er bestätigt, als er und Zavala das Tor erreichten, das den Zugang zur Treppe versperrte, die auf die Brustwehr führte. Als er und Skye das Tor inspiziert hatten, war es verriegelt gewesen. Nun hingegen stand es weit offen und lud dazu ein, die Mauer zu ersteigen und über eine schmale Brücke zum Turm vorzudringen. Austin hatte andere Pläne. Er eilte voraus über das Kopfsteinpflaster des Schlosshofs, gelangte zum hinteren Teil des Schlosses und stieg eine kurze Steintreppe zu einer mit Eisenbändern beschlagenen Holztür hinunter.
Austin versuchte sein Glück an der Klinke. Die Tür war abgeschlossen. Er holte einen kleinen Akkubohrer und eine Handsäge aus seinem Gepäck, bohrte mehrere Löcher in die Tür und sägte ein kreisrundes Stück Holz heraus. Er griff durch die Öffnung, schob den Riegel beiseite und öffnete die Tür. Die faulige feuchte Luft aus den Katakomben wehte durch den Eingang wie der letzte Atemstoß einer Leiche. Sie knipsten ihre Taschenlampen an, traten über die Schwelle und schlossen die Tür hinter sich.
Sie stiegen mehrere kurze Treppenfluchten hinunter. In dem Verlies mit dem Edgar-Allan-Poe-Szenario blieb Austin kurz stehen. Das Pendel schwebte über dem Holztisch, doch von dem unglücklichen Engländer, Lord Cavendish, war nichts zu sehen.
Austin bog einige Male falsch ab und landete in Sackgassen, doch sein seefahrerischer Orientierungssinn wies ihm am Ende den richtigen Weg. Nicht lange, und sie durchquerten die Knochenkammer und folgten dem Weg zur Waffenkammer.
Auch hier war die Tür nicht verschlossen. Austin stieß sie auf, und er und Zavala betraten den Altarraum. In der Waffenkammer war es dunkel bis auf einen Lichtschimmer am Ende des Mittelschiffs. Das flackernde gelbe Licht wurde von der auf Hochglanz polierten Rüstung und den Waffen reflektiert.
Zavala schaute sich um und begutachtete die Einrichtung.
»Richtig gemütlich. Mir gefällt die Kombination von Gotik und Heavy Metal. Wen haben die als Innenarchitekten?«
»Bestimmt jemanden, der früher für den Marquis de Sade gearbeitet hat.«
Sie schritten durch das Mittelschiff, vorbei an den tödlichen Reliquien, die die Basis des Fauchard-Vermögens darstellten.
Das Licht wurde heller, als sie sich den Rittern auf ihren Pferden von hinten näherten. Austin hatte einen kleinen Vorsprung, ging als Erster um den martialischen Raumschmuck herum und erblickte Skye.
Sie saß in einem stabilen Holzsessel, der von flachen Kohlebecken flankiert wurde, mit Blick auf die berittenen Kämpfer.
Ihre Arme und Beine waren mit Stricken gefesselt, und ein breiter Streifen Klebeband verschloss ihren Mund. Zwei glänzende Ritterrüstungen standen rechts und links neben ihr, als hielten sie sich bereit, Skye gegen mögliche Angriffe zu verteidigen.
Skyes Augen weiteten sich. Sie schüttelte heftig den Kopf und Wurde immer hektischer, während Austin sich ihr näherte. Er griff nach seinem feststehenden Messer, um Skyes Fesseln zu zerschneiden, als er aus dem Augenwinkel eine Bewegung wahrnahm. Die Ritterrüstung rechts von ihm begann sich zu rühren.
»Verdammt«, stieß er in Ermangelung einer besseren Reaktion hervor.
Bei jedem Schritt scheppernd wie ein wandelnder Schrotthaufen, rückte die Rüstung wie ein vorsintflutlicher Roboter gegen Austin vor. Dieser wich zurück.
»Hast du irgendeine Idee?«, fragte Zavala und folgte seinem Beispiel.
»Fehlanzeige, außer du hast zufälligerweise einen Dosenöffner in der Tasche.«
»Und wenn wir unsere Pistolen benutzen?«
»Zu laut.«
Die andere Rüstung war nun auch zum Leben erwacht
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