Killeralgen
bereits geschaffen, ehe er geboren wurde.«
»Sie sehen erheblich anders aus als vor ein paar Tagen. Wie lange hat diese Transformation gedauert?«
»Die lebensverlängernde Substanz ist viel zu stark, um in reiner Konzentration angewendet zu werden«, antwortete sie.
»Insgesamt sind drei Behandlungen notwendig. Die ersten beiden Dosierungen haben das, was Sie vor sich sehen, innerhalb von vierundzwanzig Stunden bewirkt. In Kürze werde ich die dritte Dosis einnehmen.«
»Warum halten Sie es für notwendig, eine Lilie noch zu perfektionieren?«
Racine fühlte sich durch diesen Vergleich mit einer schönen Blume über die Maßen geschmeichelt. »Die dritte Dosis stabilisiert die Wirkung der ersten beiden Anwendungen. Eine Stunde nach Abschluss der Behandlung beginne ich meine Reise durch die Ewigkeit. Aber genug von chemischer Fachsimpelei.
Möchten Sie mich Ihrem gut aussehenden Freund nicht vorstellen? Ihm scheinen jeden Moment die Augen aus dem Kopf zu fallen.«
Zavala hatte Madame Fauchard in ihrer früheren, älteren Version nicht gesehen. Er wusste nur, dass er eine der atemberaubendsten Frauen vor sich hatte, denen er je begegnet war.
Er hatte auf Spanisch einige bewundernde Worte gemurmelt.
Jetzt spielte ein Lächeln um seine Mundwinkel. Die Waffen, die auf ihn zielten, konnten seine Bewunderung für eine Frau, die offenbar in jeder Hinsicht physisch perfekt war, in keiner Weise beeinträchtigen.
»Das ist mein Kollege Joe Zavala«, kam Austin der Aufforderung nach. »Joe, dies ist Racine Fauchard, die Eigentümerin dieses reizenden Steinhaufens.«
»Madame Fauchard?« Zavalas Kinn schien bis auf seinen Adamsapfel herabzusinken.
»Ja, gibt es damit ein Problem?«, fragte die Angesprochene.
»Nein. Ich hatte nur etwas anderes erwartet.«
»Monsieur Austin hat Ihnen gewiss eine Beschreibung meiner Person als gebrechliches Gerippe aufgetischt«, sagte sie mit funkelnden Augen.
»Ganz und gar nicht«, sagte Zavala und betrachtete Madame Fauchards schlanke Gestalt und aufregende Gesichtszüge voller Bewunderung. »Er meinte, Sie seien charmant und intelligent.«
Die Antwort schien ihr zu gefallen, denn sie quittierte sie mit einem Lächeln. »Die NUMA sucht sich ihre Leute offenbar nach ihrer Galanterie und ihrem fachlichen Können aus. Erstere Eigenschaft ist mir bei Ihnen von Anfang nicht verborgen geblieben, Monsieur Austin. Deshalb wusste ich, dass Sie versuchen würden, Ihre Prinzessin zu retten.« Sie betrachtete die von dunklem Traubensaft klebrige Haut ihrer Besucher. »Wenn Sie unbedingt unsere Trauben kosten wollten, wäre es um vieles einfacher gewesen, eine Flasche Wein zu kaufen, anstatt im Traubensaft zu baden.«
»Ihr Wein sprengt meine finanziellen Möglichkeiten«, sagte Austin.
»Haben Sie tatsächlich angenommen, Sie könnten unbemerkt ins Schloss eindringen? Unsere Überwachungskameras haben Sie bereits erfasst, nachdem Sie die Zugbrücke überquert hatten.
Marcel tippte, dass Sie an der Außenmauer hochklettern und auf diesem Weg hereinkommen würden.«
»Es war sehr freundlich von Ihnen, die Tür an der Treppe offen zu lassen.«
»Sie waren offensichtlich zu clever, um diesen Köder zu schlucken, doch wir hätten niemals geglaubt, dass Sie einen Weg durch die Katakomben finden würden. Sie wussten, dass das Schloss bestens geschützt ist. Was hatten Sie zu erreichen gehofft, indem Sie hierher kamen?«
»Ich hatte gehofft, mit Mademoiselle Labelle wieder verschwinden zu können.«
»Nun, Ihr romantisches Abenteuer ist fehlgeschlagen.«
»So scheint es. Vielleicht bieten Sie mir um der Romantik willen einen Trostpreis an. Bei unserer ersten Begegnung sagten Sie, Sie würden mir irgendwann einmal von Ihrer Familie erzählen. Hier bin ich. Ich würde mich freuen, Ihnen sozusagen als Gegenleistung zu berichten, was ich weiß.«
»Es kann auch nicht andeutungsweise so viel sein, wie ich von Ihnen weiß, aber ich bewundere Ihre Unverfrorenheit.«
Sie hielt einen Moment lang inne, verschränkte die Arme vor der Brust und massierte ihr Kinn. Austin erinnerte sich, gesehen zu haben, wie die alte Madame Fauchard beim Nachdenken die gleiche Geste gemacht hatte. Sie wandte sich an Marcel. »Bring die anderen weg.«
»Das würde ich an Ihrer Stelle nicht tun«, sagte Austin zu Marcel.
Er baute sich schützend vor Skye auf. Marcel und die Wächter kamen heran, aber Madame Fauchard gebot ihnen mit einer Handbewegung Einhalt.
»Ihre Ritterlichkeit scheint keine Grenzen zu haben,
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