Killeralgen
Monsieur Austin. Haben Sie keine Angst. Ihre Freunde werden nur ein kurzes Stück weggeführt, wo Sie sie immer noch sehen können.
Ich möchte mich mit Ihnen unter vier Augen unterhalten.«
Madame Fauchard bedeutete ihm mit einem Kopfnicken, er solle in Skyes freiem Sessel Platz nehmen, und schnippte mit den Fingern. Zwei ihrer Männer schleppten einen thronähnlichen Sessel mittelalterlicher Machart herbei, und sie ließ sich darin nieder. Sie sagte auf Französisch etwas zu Marcel, und er und seine Männer führten die Gefangenen ein Stück zur Seite, während andere Helfer die Ritterrüstungen wegschleiften.
»Nun sind wir unter uns«, sagte Madame Fauchard. »Für den Fall, dass Sie sich irgendwelche Illusionen hinsichtlich Ihrer Lage machen sollten, nur so viel: Meine Männer werden Ihre Freunde auf der Stelle töten, wenn Sie irgendetwas Dummes versuchen sollten.«
»Ich habe nicht die Absicht. Diese Begegnung ist viel zu faszinierend, als dass ich sie vorzeitig beenden möchte. Erzählen Sie mal: Was hat es mit diesem Hohepriesterinnengewand auf sich?«
»Sie kennen doch meine Vorliebe für Kostümierungen. Gefällt es Ihnen?«
Austin konnte seinen Blick nicht von Madame Fauchard lösen.
Racine Fauchard war atemberaubend, doch in ihren seelenlosen Augen lag die Wärme des kalten Stahls, den die Fauchards verwendet hatten, um ihre Schwerter und Rüstungen zu schmieden.
»Ich finde Sie absolut bezaubernd, aber …«
»Aber Sie wollen mit einer hundert Jahre alten Frau eigentlich nichts zu tun haben.«
»So ist es nicht. Sie sind sehr vorteilhaft gealtert. Allerdings möchte ich mit einer kaltblütigen Mörderin nichts zu tun haben.«
Sie hob eine elegant geschwungene Augenbraue. »Monsieur Austin, ist dies Ihre ganz spezielle Art, mit mir zu flirten?«
»Nicht im Mindesten.«
»Sehr schade. In den vergangenen hundert Jahren hatte ich viele Liebhaber, aber Sie sind ein ausgesprochen attraktiver Mann.« Sie hielt inne und studierte sein Gesicht. »Zudem auch noch gefährlich, und das macht Sie noch begehrenswerter.
Zuerst müssen Sie Ihren Teil unserer Abmachung erfüllen.
Erzählen Sie mir alles, was Sie wissen.«
»Ich weiß, dass Sie und Ihre Familie Dr. MacLean engagiert haben, damit er das Elixier des Lebens sucht, das er den Stein der Weisen nannte. Dabei brachten Sie jeden um, der sich Ihnen in den Weg stellte, und schufen eine Gruppe grässlicher Mutanten.«
»Eine überzeugende Darstellung, aber Sie haben gerade mal die Oberfläche angekratzt.«
»Dann kratzen Sie für mich weiter.«
Sie wartete einen Moment und ließ ihre Erinnerung einige Jahre weit zurückgehen.
»Meine Familie kann ihre Ahnenreihe bis zur minoischen Zivilisation zurückverfolgen, die vor dem großen Vulkanausbruch auf der Insel Santorin in voller Blüte stand. Einige weibliche und männliche Vorfahren waren Priesterinnen und Priester des Kultes um die minoische Schlangengöttin. Der Schlangen-Clan war sehr mächtig, aber Rivalen im Kampf um die Macht vertrieben uns von der Insel. Ein paar Wochen später brach der große Vulkan aus und vernichtete die Insel. Wir ließen uns auf Zypern nieder, wo wir mit der Herstellung von Waffen begannen. Die Schlange entwickelte sich zu einem Speer, dann wurden daraus die Fauchards.«
»Wie sind Sie von Speeren zu Mutanten gekommen?«
»Es war ein logisches Nebenprodukt unseres Waffengeschäfts.
Etwa um die Jahrhundertwende richtete Spear Industries ein Labor ein, um einen Super-Soldaten zu erschaffen. Wir wussten aus dem amerikanischen Bürgerkrieg, dass Stellungskriege in einer Sackgasse enden. Zuerst griff die eine Partei an, dann die andere, aber fast immer nur mit geringem Bodengewinn. Wir brauchten einen Soldaten, der furchtlos und wie ein rasender Wikinger die feindlichen Schützengräben erstürmen würde.
Außerdem hätte dieser Soldat eine ungeheure Ausdauer, wäre ungemein schnell und seine Wunden würden in kürzester Zeit heilen. Wir probierten die Substanz bei einigen Freiwilligen aus.«
»Wie bei Pierre Levant?«
»An den Namen entsinne ich mich nicht«, stellte die Frau stirnrunzelnd fest.
»Captain Levant war ein französischer Offizier. Er war einer der ersten Mutanten, die Ihre Forschung hervorgebracht hat.«
»Ja, ich glaube, ich kann mich vage an ihn erinnern. Ein mutiger, gut aussehender junger Mann, wenn ich mich nicht irre.«
»Sie würden ihn heute nicht wiedererkennen.«
»Ehe Sie mich verurteilen und verdammen, sollten Sie wissen, dass wir nur
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