Killeralgen
Gamays Gesicht dicht vor seinem. Sie studierte ihn besorgt.
»Bist du okay?«, fragte sie, als rechnete sie mit dem Schlimmsten.
Trout nickte. Dann zog er sich in seinen Sitz zurück und tastete behutsam mit den Fingerspitzen seinen malträtierten Schädel ab. Die Haut reagierte auf jede Berührung mit einer kleinen Schmerzexplosion, aber er blutete wenigstens nicht.
»Was ist geschehen?«, fragte Sandy.
»Keine Ahnung«, sagte Trout. »Ich schaue mal nach.«
Er versuchte, das Gefühl der Übelkeit in seiner Magengrube zu ignorieren, und kroch hinüber zu einem Sichtfenster. Für einen kurzen Moment fragte er sich, ob der Schlag gegen den Kopf dafür verantwortlich war, dass er seltsame Visionen hatte. Die finstere Miene eines Mannes starrte ihn an. Der Mann sah Trout.
Er klopfte mit dem Lauf einer Pistole gegen die Acrylglasscheibe und stieß einen Daumen nach oben. Die Botschaft war eindeutig. Sofort die Luke öffnen.
Gamay drückte ihr Gesicht gegen ein anderes Bullauge. »Da draußen ist ein richtig übler Zeitgenosse«, flüsterte sie. »Er hat eine Waffe.«
»Hier auch«, meldete Trout. »Sie wollen, dass wir rauskommen.«
»Was sollen wir tun?«, fragte Sandy.
Jemand schlug gegen den Bootsrumpf.
»Unser Empfangskomitee wird allmählich ungeduldig«, sagte Gamay.
»Das sehe ich«, bestätigte Trout. »Solange uns nichts einfällt, wie wir die
Alvin
in ein Kampf-U-Boot verwandeln können, schlage ich vor, dass wir tun, was sie von uns verlangen.«
Er griff nach oben und öffnete die Luke. Warme, feuchte Luft drang herein, und dasselbe Gesicht, das er am Bullauge gesehen hatte, wurde jetzt von der kreisrunden Lukenöffnung umrahmt.
Der Mann gab Trout ein Zeichen und verschwand außer Sicht.
Trout schob den Kopf und die Schultern durch die Luke und sah, dass die
Alvin
von sechs bewaffneten Männern umringt war.
Mit betont langsamen Bewegungen kletterte Trout hinaus auf den Rumpf des U-Boots. Sandy erschien, und sämtliches Blut wich aus ihrem Gesicht, als sie das Empfangskomitee erblickte.
Sie erstarrte auf halbem Weg, bis Gamay ihr von unten einen Stups gab und Trout ihr dabei half, vollends aufs Stahldeck hinunterzusteigen.
Die
Alvin
war in einem hell erleuchteten Raum von der Größe einer Dreiergarage gestrandet. Ein kräftiger Meerwassergeruch lag in der Luft. Wasser troff vom Rumpf der
Alvin
und lief gurgelnd durch entsprechende Bodenöffnungen ab. Trout schloss aus seiner Umgebung, dass sie sich in der Luftschleuse eines riesigen Unterseebootes befanden. Am Ende der Kammer trafen die gekrümmten Wände in einem horizontalen Spalt aufeinander, sodass das gesamte Abteil an ein großes mechanisches Maul erinnerte. Das U-Boot musste die
Alvin
geschnappt haben wie ein Barsch, der eine Garnele verschlingt.
Ein Wächter betätigte einen Wandschalter, und im Schott gegenüber dem mechanischen Maul öffnete sich eine Tür.
Derselbe Wächter wies der
Alvin
-Besatzung mit dem Lauf seiner Pistole den Weg. Die Gefangenen traten durch die Türöffnung in einen kleineren Raum, in dem es aussah wie in einer Roboterfabrik. An Wandhaken hingen mindestens ein Dutzend »Weltraumanzüge«, deren mit dicken Gelenken versehene Arme in Greifklauen endeten. Durch seine Arbeit für die NUMA wusste Trout, dass diese Anzüge spezielle Tauchkombinationen waren, die bei längeren Tauchgängen in extremen Tiefen zum Einsatz kamen.
Die Tür glitt zischend zu, und die Gefangenen marschierten, eskortiert von drei Wächtern vor und drei hinter ihnen, durch einen Korridor. Die marineblauen Overalls der Wächter wiesen keinerlei Rangabzeichen oder sonstige Identifikationsmerkmale auf. Die Männer waren muskulöse, offensichtlich kampferprobte Typen mit kurz geschnittenen Haaren, und sie bewegten sich mit der selbstsicheren Lässigkeit bestens ausgebildeter Elitesoldaten.
Es war unmöglich, Vermutungen hinsichtlich ihrer Nationalitäten anzustellen, da sie die ganze Zeit stumm geblieben waren und es vorzogen, ihre Forderungen mittels eindeutiger Gesten mit ihren Waffen kundzutun. Trout tippte auf Söldner, die wahrscheinlich früher in Spezialeinheiten gedient hatten.
Die Parade bewegte sich durch ein Labyrinth von Korridoren.
Am Ende wurden die Gefangenen in eine Kabine geschoben, deren Tür mit einem Klicken hinter ihnen ins Schloss fiel. Der kleine Raum verfügte über zwei Schlafkojen, einen leeren Wandschrank und ein kleines Bad mit Toilette.
»Wie heimelig«, sagte Gamay und schaute sich in ihrem engen Quartier
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