Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
KillerHure

KillerHure

Titel: KillerHure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nolan
Vom Netzwerk:
und füttert sämtliche Kanäle damit. Am schnellsten geht es natürlich mit den Online-News. Die Welt erfährt von meiner Arbeit.
    Soweit meine Überlegungen. Ich war extra früh losgefahren, um in London das Platzen der Blase mitzuerleben. Inzwischen ist über eine Stunde zusätzlich verstrichen. Das ist mehr, als selbst bei äußerster Streckung der einzelnen Zeitabschnitte möglich erscheint. Die Folgerung: Hier geht etwas vor, von dem ich nichts weiß, und das ich nicht verstehe.
    Auftritt Tausendfüßler. Vor etwa zehn Minuten war das erste hauchzarte Trippeln seiner Füßchen in meinem Magen zu spüren. Inzwischen dreht er ruhelose Kreise darin, die Bewegung fließt an seinen winzigen Beinen entlang wie eine ölige Welle.
    Der Tausendfüßler ist mein Freund. Mein Verbündeter. Mein Aufpasser und Wachhund. Er macht mich auf drohende Gefahren aufmerksam und will, dass ich ausweiche. Dass ich mich in Sicherheit bringe.
    Das erste Mal habe ich ihn an diesem Nachmittag gespürt, als mein Halbbruder Dave die Wohnungstür abschloss und sich mit einem seltsamen Ausdruck in den Augen zu mir umdrehte. »Jetzt spielen wir etwas miteinander«, hat er mit flacher Stimme gesagt. Mein Blick ging zwischen seinen Augen und der versperrten Tür hin und her. Ich verstand nicht, aber in meinem Magen kitzelte es, als sei dort ein kleines Tierchen eingesperrt. Ein paar Tage zuvor hatte ich im Fernsehen einen Bericht über Gliederfüßler im Fernsehen gesehen und die großen, alarmierend agilen Arten aus Afrika besonders gruselig gefunden. Nun stand sofort das Bild eines schlanken, dunkelbraunen Tausendfüßlers vor meinen Augen, und ich fragte mich ernsthaft, ob er etwa mit etwas, das ich gegessen hatte, in meinen Bauch gekommen war.
    Das eigentümliche Kitzeln wurde bald von völlig anderen Eindrücken abgelöst und ich vergaß es. Aber der Tausendfüßler meldete sich beharrlich immer wieder, bis ich anfing, auf ihn zu hören. Ihm zu trauen.
    Beispielsweise an diesem Abend, als ich mit meiner Freundin Mandy auf der Straße war. Wir waren beide knapp sechzehn, und sie sah sogar noch jünger aus als ich. Wir teilten uns ein Zimmer im Heim, und nachts teilten wir uns manchmal die Freier.
    Der leutselige Geschäftsmann in dem Jaguar trug einen scheußlichen dunkelbraunen Anzug und hatte schon ordentlich einen sitzen, als er uns zu einer kleinen Privatparty einlud. Die Scheine, mit denen er winkte, überzeugten Mandy sofort, und beide redeten aus verschiedenen Gründen auf mich ein, doch auch mitzukommen.
    Eigentlich wollte ich das auch. Der Hausmeister, der uns abends immer raus ließ, hatte gerade den Preis erhöht, und ich konnte das Geld gut gebrauchen. Aber der Tausendfüßler ging fast die Wände hoch und so ließ ich es bleiben.
    Mandy kam in dieser Nacht nicht zurück. Auch in den nächsten nicht. Der Typ war ausgerastet und hatte sie so übel zugerichtet, dass sie Blut spuckte und zwei Wochen im Krankenhaus lag.
    13:34 Uhr.
    »Breaking News: Blutbad im Luxushotel – eifersüchtiger Liebhaber erschießt Prostituierte und ihren Kunden!«
    Na also! Besser spät als nie.
    Neugierig lese ich die Meldung. Sie sieht ziemlich genau so aus, wie ich es erwartet habe.
    Alles in Ordnung also.
    Hm.
    Warum trippelt der Tausendfüßler immer noch? Warum zögert er, sich in der warmen, behagliche Höhle irgendwo zwischen meiner Leber und meiner Milz zusammenzurollen und zu schlafen? Ich starre den Monitor an und versuche nachzudenken, aber mangels weiterer Informationen und mangels Schlaf kommt nicht viel dabei heraus.
    Schließlich stehe ich ärgerlich auf und mache das Gerät aus. Ich werde die nächsten Tage einfach vorsichtig sein, mehr kann ich kaum tun. Und sehr auf den Tausendfüßler achten.
    Kapitel 9
    Freitag, 22.08.08, 21:30 Uhr
    »Chain, chain, chain,
    chain, chain, chaaaaiiiaaaaiiiaaaaiiiieeaaahhh ...«
    Ich wippe mit harten, rockigen Bewegungen auf der Stelle und röhre mit heiserer Stimme in ein drahtloses Mikro.
    »Chain, chain, chain,
    chain of foohooooolls ...«
    Hinter mir bearbeiten die Jungs von »Soulstreet« ihre Instrumente, vor mir wippen und grooven etwa zweihundert Studenten in dem kleinen Nebensaal des »Gypsy«.
    Das »Gypsy« ist eine auf diese Zielgruppe spezialisierte Kneipe, deren Angebot sich auf Bier und aufgewärmte Fertigbaguettes beschränkt. Jeden Freitagabend locken sie ihre Stammkundschaft mit Live-Musik an. Heute ist mein Gig. Einer von zehn oder zwölf im Jahr, die ich mache, manchmal mit

Weitere Kostenlose Bücher