KillerHure
als käme es von einer Maus in einem sadistischen wissenschaftlichen Experiment, nicht aus meinem Mund. Ich wanke vor und zurück, vor und zurück, vor und zurück, immer weiter in einem hoffnungslosen Takt, während Scham, Schuld und Schande in wachsenden, schleimtriefenden Wogen auf mich einschlagen, wie heftige Brandung auf die Klippen der französischen Atlantikküste.
Ich habe getötet. Ich bin verdammt. Ich werde im tiefsten Grund der Hölle brennen. Und ich freue mich fast darauf.
Mir ist absolut bewusst, dass ich mich jederzeit dagegen entscheiden hätte können, es aber nicht getan habe. Mir ist auch bewusst, dass es wieder geschehen wird. Dass ich es wieder tun werde. Das nächste Mal. Den nächsten Klienten. Den nächsten Mann auf meiner Kette. Der nächste entseelte Leichnam.
Mir ist nicht richtig klar, warum das so ist. Warum ich es brauche. Meine Droge, mein Rauschmittel. Aber vielleicht finde ich es noch heraus. Das nächste Mal oder das übernächste. Ich bin jung, ich habe Zeit. Und falls ich selbst vorher an der Reihe sein sollte, dann heiße ich die schwarze Tür willkommen. Dann werde ich selbst zu den Schatten unter dem Kanaldeckel zählen und mit ihnen stöhnen und leiden. Das ist nur fair.
Der Anfall hält etwa zwei Stunden an. In dieser Zeit sterbe ich tausend Tode und werde in ausgesucht exotischen Höllen gequält und gefoltert. Dann, genauso unvermittelt wie er kommt, geht er wieder.
Ich fühle mich todmüde, zerschlagen und ausgelaugt.
Ich fühle mich gut.
Normal.
Alles wie immer. Seit Jean ist das der Ablauf der Dinge für mich. Die Sinuskurve meiner Existenz. Georg ist eine Schwingung darauf, ein Regenbogen voller schön und schrecklich glitzernder Facetten, und in jeder davon spiegelt sich mein Gesicht mit ernsten dunklen Augen.
Das war ein ganz normaler Auftrag.
Internet-Story » Ausser Kontrolle «
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TEIL 2: RAUBTIERE
Kapitel 8
Montag, 18.08.08, 13:30 Uhr
Der Tausendfüßler meldet sich am frühen Nachmittag zum ersten Mal. Ich bin schon in der Morgendämmerung aufgebrochen und mit dem Zug zurück nach London gefahren. Nun sitze ich an meinem Notebook – ein schickes, schlankes Sony Vaio – und surfe über die belgischen Newsticker. Was ich suche, sind Schlagzeilen wie »Blutiges Beziehungsdrama im Metropole«, »Mysteriöser Todesfall im Hotel«, »Niederländischer Geschäftsmann getötet« oder Ähnlichem. Was ich finde, sind Meldungen wie »Baustelle auf dem Boulevard Leopold II behindert auch nächste Woche noch den Verkehr« oder »Tourismus-Messe meldet rückgängige Besucherzahlen.«
Meine Zeitkalkulation sieht etwa folgendermaßen aus:
10:00 Uhr: Nach mehrmaligem Klopfen ohne Antwort sind die Reinigungskräfte des Hotels – aller Wahrscheinlichkeit nach von einem externen Dienstleister eingekauft und mit einem Hungerlohn abgespeist – von ihrem knappen Zeitplan dazu gezwungen, die Tür von Zimmer fünfhundertneunzehn trotz des von mir angehängten »Bitte nicht stören«-Pappschildes aufzuschließen. Die hysterischen Schreie alarmieren weitere Mitarbeiter.
10:10 Uhr: Ein schockierter Manager telefoniert mit der Polizei und meldet die Tat. Als zweites verhängt er eine Nachrichtensperre über seine Mitarbeiter, damit der gute Ruf des Hotels nicht durch frühzeitig durchgesickerte Gerüchte leidet.
10:30 Uhr: Ein beliebiger Angestellter, vermutlich aus dem Rezeptionsbereich, telefoniert heimlich mit einem Lokalreporter, dem er schon öfters für ein paar Euro kleine Geschichten und Interna aus dem Hotel verkauft hat. Heute hat er eine Bombenmeldung, das müsste doch einen Hunderter wert sein, oder?
11:00 Uhr: Der Reporter ist vor Ort und schnüffelt herum. Er stößt sofort auf die inzwischen eingetroffenen Polizeibeamten, auch wenn die ihre Fahrzeuge auf die inständige Bitte des Managers hin dezent vor einem Hintereingang geparkt haben.
12:00 Uhr: Der Reporter ist entweder zurück in die Redaktion gerast und tippt eilig eine Sensationsmeldung. Oder – falls es sich um einen Freiberufler handelt – sitzt er in seiner Wohnung und macht dasselbe. Oder er schreibt den Text gleich im Hotel irgendwo auf seinem Notebook und sendet ihn dann per Internet an die Zeitung.
12:15 Uhr: Die Redaktion hat bemerkt, auf welches ungeschliffene Juwel sie da gestoßen ist, macht die Meldung hübsch knallig auf
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