KillerHure
Ich bin Jana, klar? Um was geht es hier?«
»Wir möchten gern deine unvergleichlichen Künste in Anspruch nehmen«, meint Bren.
»Wer ist wir?«, will ich wissen.
»Mossad.«
Das kommt einen Sekundenbruchteil zu schnell. Als hätte er die Frage vorhergesehen und schon eine Antwort zurechtgelegt. Ich sehe ihn an und zeige keine Reaktion. Er wird es mir ohnehin nicht abnehmen, wenn ich so tue, als glaube ich ihm.
»Ein Auftrag?«, frage ich.
»Genau. Wir wollen Antonia.«
»Vergesst es!«
Er lächelt nur.
»Überlege es dir. Wir haben alles! Fotos, Filme, DNA. Wir wissen alles. Jeden Auftrag. Dein Hintergrund. Deine, hm, soll ich sagen: Vorlieben?« Er lächelt erneut, völlig neutral, so als ob es sich bei meinem abnormen Verhalten nur um einen harmlosen Tick handelte. »Du gehörst uns, ob du willst oder nicht.«
Ich starre ihn an und weiß, dass er recht hat. Verdammte Scheiße!
Antonia also. Meine Chefin. Die Frau, der ich so vieles zu verdanken habe. Die mich von der Straße geholt hat. Die mir dieses Leben gegeben hat.
»Soll das heißen, ihr habt mich Georg erschießen lassen, nur um mich erpressen zu können?«, will ich wissen, spiele auf Zeit.
»Nein. Das war schon ein richtiger Auftrag. Zwei Fliegen mit einer Klappe, sozusagen.« Er lächelt fein.
»Warum macht ihr das nicht selbst? Wenn ihr alles über mich wisst, dann wisst ihr auch, dass ich das nicht tun werde«, manövriere ich.
Bren zuckt die Schultern und zieht eine Grimasse. Er sieht wirklich gut aus mit seiner griechischen Nase und seinen dunklen Augen, und er weiß es auch, so cool wie er sich mir gegenüber verhält.
»Dann bist du eben erledigt, und wir lassen uns etwas anderes einfallen. Aber dir würde das sehr viel leichter fallen als uns, deshalb fragen wir höflich bei dir an.«
Das macht Sinn. Ich weiß, dass Antonia extrem vorsichtig ist. Schon ewig im Geschäft, eine Art Legende in der Branche. Anscheinend hat sich jemand einen vertrackten Plan ausgedacht, um an sie heranzukommen. Einen Plan, in dem ich die Hauptrolle spielen soll.
In einer Sekunde habe ich mich entschieden. Habe meine Ziele gesetzt. Den Kurs abgesteckt. Die Segel getrimmt. Aber ich darf das nicht zeigen, Bren würde es verdächtig finden.
»Ich muss darüber nachdenken«, meine ich indifferent. »Ich sage morgen Bescheid.«
»Kein Problem! Du hast vierundzwanzig Stunden.« Bren lächelt mich strahlend an. Vermutlich verhalte ich mich genau so, wie er es sich vorher ausgerechnet hat. »Darf ich dich zu einem Wein einladen?«
»Was?«
Ich starre ihn an und knirsche innerlich mit den Zähnen. Nun hat er mich wirklich überrumpelt, und das passt mir gar nicht.
»Ein schöner Grauburgunder vielleicht? Drüben im ›Gordon’s Wine Bar‹ – soll ein sehr uriger Keller sein.«
Mein Gesicht zeigt keine Regung. Er lacht auf.
»Komm schon, Jana! Du weißt doch, wie das läuft! Ich verfolge dich jetzt seit fast drei Monaten, und ich weiß so ziemlich alles über dich. Auch deinen Weingeschmack und deine Lieblingslokale. Da ist es doch ganz normal, dass ich ein wenig neugierig bin, dich nun wirklich näher kennenzulernen, oder?«
Der Tausendfüßler ist wieder da. Er tanzt Rumba in meinem Bauch. Bren interessiert sich für mich? Für die männermordende Hure? Die schwarze Witwe? Ich verstehe es nicht. Seine Augen blitzen hart, wie schwarze Glaskugeln, verraten nichts.
Ich versuche es mit einem Frontalangriff.
»Du weißt genau, was mit Männern passiert, die ich an mich heranlasse.« Versuchsweise tippe ich ihm mit dem Zeigefinger gegen die Brust und erwarte halb, dass er mich für diesen Übergriff zu Boden schlägt. »Du hast es sogar fotografiert. Und trotzdem willst du mit mir ins Bett?«
»Ich liebe eben die Gefahr!« Nun grinst er breit. »Außerdem: ein Tod in deinen Armen, das ist doch etwas, wovon ein Mann träumen kann!«
Unwillkürlich muss ich laut auflachen. So ein Mist! Da kommt so ein dreimalkluger Möchtegern-Agent und stellt mein ganzes Leben auf den Kopf, und dann kann ich ihm nicht einmal richtig böse sein. Warum konnten die nicht einen von diesen aalglatten, widerlichen Schlägertypen schicken, von denen ich bereits genügend Exemplare kannte? So einer würde sich wesentlich besser als Zielscheibe für meinen berechtigten Hass eignen.
Kapitel 10
Freitag, 22.08.08, 22:45 Uhr
Ich sehe mir Brendan McCray ganz genau an. Aus der Nähe wirkt er ein wenig jünger, achtundzwanzig vielleicht. Aus seiner Körperhaltung schließe ich,
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