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KillerHure

KillerHure

Titel: KillerHure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nolan
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mir immer wieder aufmerksame Blicke zu. Schon wieder diese Ritterlichkeit. Schon wieder regt es mich nicht auf.
    Natalie erwartet uns an Land. Sie schießt hierhin und dorthin, muss hinter jeden Felsen sehen, jeder Spur im Sand nachgehen. Dann schreit sie triumphierend auf. Sie hat eine nur nachlässig mit Sand gelöschte Feuerstelle gefunden, einige Treibholzreste rauchen noch. Mit äußerster Sorgfalt legt sie die letzte Glut frei und entfacht das Feuer neu. Dabei erzählt sie von den vielen Lagerfeuern, die sie schon gemacht hat und von dem Holzbestand an Bord, der eigens zu diesem Zweck immer mitgeführt wird.
    Ich lege mich der Länge nach in den Sand, die Hände aufgestützt, und genieße einfach nur ihren Anblick. Dabei bin ich mir wohl bewusst, dass mein überwiegend nackter Hintern aufreizend nass im warmen Licht der tiefstehenden Sonne glänzt, und dass Thierry gar nicht anders kann, als ihn anzustarren. Ein erstes wohliges Vibrieren durchzieht meinen Bauch, ganz schwach, aber unverkennbar. Ich bin erleichtert. Fast hatte ich schon Angst, dass meine gewohnten Reaktionen nicht mehr funktionierten.
    Später schwimmen wir noch ein wenig oder lassen uns entspannt treiben. Natalie nimmt das kleine Schlauchboot und schafft Holz und einige andere Dinge an Land. Als die Sonne schon tief über dem westlichen Horizont steht, hocken wir um das flackernde Feuer und trinken einen eiskalten Cremant aus dem Elsass, Natalie eine Cola. Thierry hat seine Gitarre vom Boot geholt, ein schönes Instrument, dem man sein Alter ansieht. Es scheint eher für Klassik oder Flamencoklänge gedacht, aber es gibt auch die Riffs der Stones- und Beatles-Songs einwandfrei wieder, die Thierry aus dem Gedächtnis holt. Bei »Twist and Shout« falle ich ein, das Stück gehört zu meinem Repertoire mit den Jungs von »Soulstreet«.
    Im Handumdrehen rocken wir den Strand. Ich singe aus Leibeskräften, Thierry bearbeitet seine Gitarre wie Keith Richards, und Natalie improvisiert auf leeren Flaschen, Holzscheiten und anderem Strandgut eine sehr ansehnliche Rhythm Section.
    »Hotel California« folgt auf »Mustang Sally«, »Roll over Beethoven« auf »Take me to the River«. Die letzten Touristen, ausnahmslos junge Leute, versammeln sich um uns und klatschen, swingen und grölen mit. Die Augen sämtlicher Anwesenden mit Y-Chromosom kleben dabei unablässig an meinem Körper, der durch die notdürftige Verhüllung mit dem viel zu kleinen Bikini eher noch nackter erscheint. Ich fühle mich fast wie zu Hause in London auf der Bühne, wirble über den Sand wie eine überdrehte Barbiepuppe und genieße dieses spontane Zwischenspiel aus vollem Herzen.
    Endlich, nach mindestens sechs Zugaben, trollen sich die Zuhörer, ich lasse mich lachend und keuchend in den Sand sinken, und Thierry lutscht mit schmerzverzerrtem Gesicht an seinen rot geschwollenen Fingern.
    »So ein Konzert habe ich zum letzten Mal im Studium gegeben. Meine Kondition ist völlig beim Teufel!«, jammert er.
    »Papa! Was soll ich denn da sagen? Ich musste ja unbedingt das blöde Klavier lernen! Kannst du mir mal sagen, wie man ein Klavier an so einen Strand bringt? Warum kann ich nicht auch Gitarre spielen, so wie du! Oder singen wie Sarah.« Natalie mault weiter herum, aber ihre Augen leuchten dabei.
    »Na, dann sing!«, grinse ich. »Wie wär’s mit ›Born to be wild‹?«
    »Och, das kann ich doch nicht.«
    »Nichts da! Also komm, gemeinsam:
    Get your motor running
    head out on the highway ...«
    Zum Schluss schmettern wir zu dritt die unsterblichen Strophen über die abendlichen Dünen, und es hätte mich nicht gewundert, wenn dazu der fahle Geist von Peter Fonda auf dem Gerippe einer ausgeschlachteten Harley über den Strand geknattert wäre.
    Kapitel 25
    Donnerstag, 04.09.08, 22:30 Uhr
    »Sarah, ich möchte dir danken. Für Natalie war das der schönste Tag des ganzen Urlaubs heute. Sie vergöttert dich ja geradezu.«
    Thierry und ich sitzen allein um das kleine Feuer, dessen Flammenschein kaum ausreicht, um unsere Gesichter richtig zu erhellen. Die Dämmerung ist schon fast richtiger Nacht gewichen, der Himmel im Osten ist bereits das schwarze Tuch mit den glänzenden Pünktchen darauf, nur im Westen klingt noch ein tiefes Dunkelblau dem Sonnenuntergang nach. Natalie wurde von ihrem Vater trotz lautstarkem Protest im Schlauchboot zurück an Bord gebracht und in ihre Kabine geschickt. Auf der Rückfahrt hat er mir eines seiner T-Shirts mitgebracht. Es geht mir fast bis zu den

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