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Killerinstinkt: Serienmördern auf der Spur (German Edition)

Killerinstinkt: Serienmördern auf der Spur (German Edition)

Titel: Killerinstinkt: Serienmördern auf der Spur (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Harbort
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müssen. Unmöglich.
    Doch dann, fünf Monate später, meldet sich bei der Soko »Kevin« ein Zeuge, dessen spektakuläre Aussage wieder Bewegung in die Sache bringt. Dabei stößt der 28-jährige Berufssoldat mit dem, was er erzählt, zunächst auf große Skepsis.
    Seine Version: Erst kürzlich erfuhr er durch einen Zufall vom Mord an Kevin Golombek. Und gelangte ohne große Verzögerung zu der Überzeugung, den Täter Anfang September 2001 in einem Pkw sitzend gesehen zu haben. Und auf der Rückbank hatte ein Junge auffällig steif dagesessen. Er selbst war damals als Soldat in Garlstedt stationiert und hatte um 4.30 Uhr den Truppenstandort verlassen, um für seinen nächsten Marathonlauf zu trainieren. Auf seinem Laufweg lief er an dem Pkw vorbei und sah den Fahrer und den Jungen darin, allerdings nur für wenige Augenblicke. Als er eine Stunde später auf seinem Rückweg erneut an der Stelle vorbeikam, stand der Wagen nicht mehr dort, trotzdem blieb ihm die Situation im Gedächtnis. Ebenso erinnert er sich an den Ort: ein Waldweg in der näheren Umgebung von Garlstedt, direkt an der Bremerhavener Heerstraße, der ehemaligen B 6. Den Fahrer beschreibt der Zeuge als groß, bullig, Anfang 30, kurze Haare, Brillenträger. Der Junge war laut seiner Aussage 6 bis 8 Jahre alt, hatte blonde Haare und trug ein T-Shirt mit Hundesilhouetten auf der Brust. Den Fahrzeugtyp konnte der Zeuge ebenfalls benennen.
    Kann das alles wirklich wahr sein? Derart präzise Angaben nach so langer Zeit? Liegt da nicht eher die Vermutung nahe, dass der Mann jemandem etwas anhängen will, zum Beispiel aus Rache oder verletzten Gefühlen, und nun dessen Fahrzeug und Beschreibung mit dem lange zurückliegenden Mord in Verbindung bringt?
    Bevor sich die Ermittler an die Öffentlichkeit wenden, überprüfen sie zunächst, ob die von dem Zeugen beschriebene Situation plausibel erscheint und überhaupt so stattgefunden haben kann. Deshalb bringen die Fahnder ein bauartgleiches Pkw-Modell an den Ort, an dem der Zeuge seinerzeit Täter und Opfer gesehen haben will. Bei der Untersuchung stellt sich heraus, dass die Ortsangaben zutreffend sind und die Beobachtung sich tatsächlich genau wie beschrieben zugetragen haben kann. Auch die Streckenführung, die der Täter mit dem Opfer gewählt hat, erscheint logisch: Das Schullandheim, aus dem Kevin Golombek entführt wurde, ist nur etwa neun Kilometer vom Ort der Zeugenbeobachtung entfernt, und dreißig Kilometer weiter fand man die Leiche des Jungen. Der Täter ist demnach keinen Umweg gefahren. Damit ist die Zeugenaussage durchaus glaubhaft. Möglicherweise gehört der Soldat ja zu den Menschen, die auch von mehrere Jahre zurückliegenden Ereignissen ein präzises Bild abrufen können, weil sie ein fotografisches Gedächtnis haben.
    »Ich hörte auch von diesem Zeugen. Da habe ich mir gesagt: Was soll diese Spinnerei? Das kann doch keine brauchbare Aussage sein. Der Mann hatte keinen besonderen Grund, sich das zu merken. Der läuft frühmorgens da lang, es muss ja noch dunkel gewesen sein um diese Zeit, sieht da ein Auto stehen, alles passiert binnen weniger Sekunden – und dann fällt ihm das aus heiterem Himmel nach neun Jahren wieder ein. Da habe ich mir gedacht, wenn sie das jetzt bringen, dann melden sich wieder hundert Leute, irgendwelche Spinner, die irgendwas gesehen haben wollen.«
    Die Kripo lässt mit Hilfe des Zeugen eine Situationsskizze anfertigen, die den mutmaßlichen Täter im Jahr 2001 zeigt, und veröffentlicht das Foto bei einer Pressekonferenz am 10. Februar 2011. Es wird aber auch darauf hingewiesen, dass das Aussehen des Täters von der Zeichnung stark abweichen könne. Die Ermittler appellieren in diesem Zusammenhang abermals an die Öffentlichkeit: Zeugen sollen sich melden, die einen Mann kennen, der 1992 im Bereich der Gemeinde Tarmstedt wohnhaft war oder Kontakt dorthin hatte, der von 1994 bis 1997 Beziehungen nach Bremen unterhielt und der 2001 im Besitz des gesichteten Fahrzeugtyps war oder darüber verfügen konnte. Auch wird nochmals das Täterprofil des Serienmörders vorgestellt.
    Die Medien berichten ausführlich über den neuen Ermittlungsansatz, wieder werden die Knabenmorde referiert, zum x-ten Mal. Hunderte Hinweise gehen in den nächsten Tagen bei der Soko ein. Darunter ist auch die E-Mail eines 26-Jährigen aus Bremen, der in der Nacht zum 22. Oktober 1995 in der elterlichen Wohnung vom »Maskenmann« missbraucht wurde. Der Mann teilt mit, ihm sei noch etwas

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