Killerinstinkt: Serienmördern auf der Spur (German Edition)
vergangenen Jahren nicht untätig geblieben. Er hat für die Recherchen seines Anwalts und eines Privatermittlers inzwischen 50 000 Mark ausgegeben. Im Laufe der Zeit ist ihm aber auch die Idee gekommen, Medienvertreter auf das ungeklärte Schicksal seines Sohnes aufmerksam zu machen. Er hat die Hoffnung, so neuen Schwung in die Ermittlungen zu bringen und auch die Versäumnisse der Ermittlungsbehörden anprangern zu können. Doch die Rechnung geht nicht auf.
»Die wollten möglichst alles fertig präsentiert haben. Ich habe mir anfangs eingebildet, wenn du die aufmerksam machst, werden die spitz und stellen ihre eigenen Recherchen an. Zumindest am Anfang war es überhaupt nicht so. Die haben gar nicht selbst recherchiert, sondern nur meine Sicht der Dinge dargestellt, dann aber auch mit den Pressesprechern der Ermittlungsbehörden geredet und über deren Darstellung so berichtet, als wenn meine Vorstellungen und Vorwürfe damit gegenstandslos wären. Das fand ich ziemlich ernüchternd, obwohl ich nicht den Vorwurf einer falschen Berichterstattung erheben konnte.
Auch die Fernsehberichte waren eher enttäuschend. Es wurde sehr viel gefilmt, ich habe stundenlang erzählt, und zum guten Schluss waren von mir vielleicht drei Sätze in dem Beitrag. Einmal haben die vier Stunden bei uns im Haus gedreht. Als der Film ausgestrahlt wurde, hat man nur gesehen, wie ich in einem Fotoalbum blättere. Das war in gewisser Weise schon recht frustrierend.«
Knapp sieben Jahre ist es jetzt her, dass Kevin Golombek ermordet wurde, seit sechzehn Jahren wird versucht, die unheimliche und in der deutschen Kriminalgeschichte einzigartige Serie von Knabenmorden aufzuklären. Nach wie vor stehen die Fahnder unter erheblichem Druck. Im Februar 2008 keimt wieder Hoffnung auf, nachdem es gelungen ist, bei einer nachträglichen Untersuchung an der Kleidung von Tobias Mohn mit neuen rechtsmedizinischen Methoden ein männliches DNA-Fragment zu isolieren. Allerdings ist unklar, ob es sich dabei um eine Spur des Täters handelt.
Nachdem ein Ermittlungsrichter die Rechtmäßigkeit einer genetischen Reihenuntersuchung bestätigt hat, werden alle Männer, die Tobias gekannt und bei den Ermittlungen eine Rolle gespielt haben, angeschrieben und um die Abgabe einer Speichelprobe gebeten. Genauso wird auch in den anderen Mordfällen verfahren. Sehnsüchtig warten die Ermittler in der Folgezeit auf die erlösende Mitteilung: Übereinstimmung!
Wenn es in diesem Kriminalfall ein Gesetz der Serie gäbe, dann hätte der Täter bereits im Jahr 2007 erneut zuschlagen müssen. Doch es gab keinen weiteren Fall, der Drei-Jahres-Rhythmus scheint durchbrochen zu sein. Die Fallanalytiker erwähnen als möglichen Grund, dass die Ermittlungen dem Täter sehr nahe gekommen sind und ihn die Angst vor baldiger Entdeckung vor weiteren Morden zurückschrecken ließ. Vielleicht hat er sich aber auch nur ein neues Jagdrevier gesucht.
Am 17. Juni 2009 dringt nachts ein Mann in eine Jugendherberge in Rheine ein, einer knapp 76 000 Einwohner zählenden Stadt im Münsterland. Zu dieser Zeit befindet sich eine Gruppe von Kindern aus dem Harz in der Jugendherberge, die an einem Fußballturnier teilnehmen. Der Täter schleicht sich in einen mit fünf Jungen belegten Schlafraum. Ein Junge wacht auf, hält den Fremden aber für einen Betreuer. Der Täter nimmt ein anderes Kind und trägt es nach draußen in den unmittelbar angrenzenden Stadtpark. Der 10-Jährige wacht auf und wird vom Täter aufgefordert, sich auszuziehen. Doch dann sagt der Mann: »Du kannst gehen.« Daraufhin läuft der Mann zurück ins Haus.
Die wenig später alarmierte Polizei findet im Park die Schlafanzughose des Jungen, nicht aber seine Unterhose. Eine intensive Spurensuche in der Jugendherberge und der Umgebung bringt keine neuen Erkenntnisse. Wie der Täter in das Gebäude gelangt ist, kann nicht geklärt werden. Der Heimleiter versichert, die Jugendherberge sei abgeschlossen gewesen, nur findet die Kripo keine Einbruchsspuren. An eine Erfindung des Jungen, um sich Aufmerksamkeit zu verschaffen, glauben die Ermittler nicht, dafür ist das beschriebene Tatgeschehen zu komplex. Allerdings ist die Beschreibung des Unbekannten dürftig: »Ein großer Mann mit weißen Schuhen und dicken Schnürbändern.« Ungewiss bleibt auch, warum der Täter von seinem Opfer abgelassen hat. Wurde er gestört und flüchtete deshalb?
Dieser Fall passt zu einem anderen, der sich knapp zwei Monate zuvor ereignet hat, wieder
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