Killers: Roman (German Edition)
Sie hatte nicht nur so laut geschrien, dass ihr Rachen zu bluten begann, auch der Geruch ihres gebratenen Fleischs war köstlich gewesen.
Dann aber war Schluss für Charles. Kannibalismus war etwas für Kranke. Trotzdem konnte er durchaus zugeben, dass ihm das Wasser im Mund zusammengelaufen war. Grillen würde so viel mehr Spaß machen, wenn die Schweine und Hühner noch am Leben wären, wenn man sie über das Feuer legte.
Der Geruch stieg ihm erneut in die Nase. Hätte er doch bloß irgendwo angehalten und einen Happen zu Mittag gegessen. Das Einzige, was in seinem Magen lag, waren ein paar Handvoll Popcorn von einer Riesentüte, die er sich vorige Nacht an einer Tankstelle gekauft hatte.
Charles schnappte sich die Leiche und wollte sie schon anheben, erhielt dann aber einen angenehmen Schock, als er an ihr ruckelte.
» Heiliger Bimbam. Die Schlampe lebt noch.«
Charles war sich eigentlich sicher gewesen, dass die Nutte bereits tot gewesen war, ehe er sie eingepackt hatte. Schließlich hatte er ihr gründlich den Hals aufgeschlitzt.
» Du bist eine Kämpfernatur, das muss ich dir lassen«, sagte er und hob sie aus dem Kofferraum auf seine Schulter. Rasch brachte er die zehn Meter zwischen Auto und Maisfeld hinter sich, ehe er ihren sich windenden Körper auf die kalte, gepflügte Erde warf.
Er trat gegen einen Klumpen Dreck, aber sein Stiefel prallte einfach davon ab.
Gefroren. Scheißfrost.
Charles besaß eine kleine Schaufel, die ein Teil seines Werkzeugkastens war, aber damit würde er den Leichnam nie und nimmer begraben können– insbesondere nicht bei gefrorenem Boden.
Aber sie einfach so im Freien liegen zu lassen, war auch nicht ratsam. Eigentlich hatte er sie in einem Fluss entsorgen wollen. Wasser war immer prima, wenn es darum ging, mögliche Spuren wegzuwaschen. Ein Haufen Mini-Biester nagen an Füßen und Fingern, und mit dieser neuen DNA -Technologie, mit der die Bullen einen genetischen Fingerabdruck von einem einzelnen Haar oder einem Tropfen Speichel kriegen konnten, musste er ganz besonders vorsichtig sein.
Genetischer Fingerabdruck? Scheiße, sie war übersät mit seinen richtigen, normalen Fingerabdrücken. Der gesamte Körper der Nutte glich einem riesigen Werbeplakat, auf dem in Großbuchstaben geschrieben stand: CHARLES KORK HAT MICH UMGEBRACHT .
Er blickte sich erneut um und überlegte, was zum Teufel er jetzt anstellen sollte. Noch immer kein Auto in Sicht. Nichts als leere Felder und diese Scheißkrähen.
Diese verfickten Krähen…
Er joggte zurück zum Wagen und schnappte sich die Tüte Popcorn vom Beifahrersitz. Da war noch genügend drin. Dann ging er zu den Überresten der Hure und entfernte die Plane.
Sie sah aus wie ein rohes Stück Fleisch.
Die Nutte zuckte und stöhnte noch immer. Sie stand offensichtlich unter Schock.
Kork streute das Popcorn über sie.
» Essen! Los, kommt schon, ihr Viecher!«, rief er den Krähen zu.
Er trat ein Stück zurück, sodass er die Vögel nicht erschrecken würde.
Der Erste landete schon kurz darauf und fiel über das Popcorn her.
Und dann passierte etwas, das bei Kork ein Lächeln auslöste.
Der Schnabel der Krähe begann, härter und tiefer zu picken.
Wie verrückt.
Der Vogel hatte gemerkt, dass sich unter dem Popcorn etwas viel Schmackhafteres befand.
Schon bald hatte sich eine ganze Schar von Krähen auf den Überresten der Hure niedergelassen. Sie schlugen mit den Flügeln, kreischten einander an, pickten unentwegt auf dem Körper herum und vernichteten dabei alle Beweise.
Kork beobachtete sie noch immer, als ein Auto auftauchte. Es war noch einen guten Kilometer von ihm entfernt.
Er schnappte sich die Plane, eilte zurück zu seinem Honda und schloss das mit Blut besudelte Stück Plastik in den Kofferraum.
Er warf erneut einen Blick auf die Krähen, die noch immer eifrig fraßen. Auch wenn sie schlicht ihre Arbeit vernünftig und gewissenhaft verrichteten, lieferten sie zugleich ein Schauspiel, das man unmöglich übersehen konnte.
Kork fühlte sich noch entblößter und ungeschützter als zuvor.
Er blinzelte in Richtung des sich stetig nähernden Wagens und überlegte, ob er sich seine Pistole holen sollte, die im Handschuhfach seines Autos lag. Jetzt konnte er das Auto erkennen; es handelte sich um eine weiße Limousine. Vielleicht war es sogar ein Bulle.
Wenn es tatsächlich eine Streife war, hatte er gar keine andere Wahl– er müsste den Bullen umbringen. Aber wohin sollte er flüchten? Die Hinrichtung eines
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