Killers: Roman (German Edition)
Bullen löste automatisch eine landesweite Fahndung aus. Vielleicht wäre es besser, ihn einfach zu kidnappen. Aber selbst dann müsste Kork sein Auto hier zurücklassen. Sein Auto, auf seinen Namen angemeldet und übersät mit seinen Fingerabdrücken.
Warum nur war es so verdammt schwer, eine ordinäre Nutte zu killen?
Kork holte sich die Knarre, checkte, dass sie geladen war, und hielt sie eng am Körper, den Arm gerade nach unten gestreckt.
Die Limousine wurde langsamer.
Kork drehte sich nervös zu den Krähen um und sah ein Stück rosafarbenes Fleisch.
Die verdammte Hure hatte einen Arm in die Höhe gehoben und versuchte zu winken.
Scheiße! Jetzt stirb endlich, du dämliche Schlampe!
Das Auto wurde immer langsamer.
Das war kein Bulle. Bullen fahren keinen Lexus.
Wie auch immer, Kork konnte die Insassen des Lexus nicht ermorden. Die Spur würde zu ihm führen. Aber welche Wahl hatte er schon, besonders, wenn sie über die Nutte stolpern sollten?
Obwohl es ein kalter Herbstnachmittag war, wischte Kork sich den Schweiß von der Stirn.
Jetzt macht schon, immer schön weiterfahren, ihr neugierigen Arschlöcher. Hier gibt es nichts zu sehen.
Der Wagen hielt keine fünfzig Meter von ihm entfernt an.
Niemand stieg aus.
Kork blinzelte angestrengt auf die Windschutzscheibe. Sie war leicht getönt, sodass er nicht sehen konnte, wer sich im Auto befand.
Er warf erneut einen Blick auf die Krähen, die sich noch immer wild kreischend und kämpfend um ihr Festmahl stritten.
Dann drehte er sich wieder dem Lexus zu.
Noch immer keine Bewegung, keine sich öffnende Tür.
Haben sie die Krähen gesehen? Zweifelsohne. Sie bevölkerten jetzt den ganzen Himmel, als ob sie telepathisch sämtliche Geschwister, Cousins und Cousinen und Freunde und Bekannte aus dem letzten Dorf herbeigerufen hätten, um sie am Festmahl teilnehmen zu lassen.
Kork winkte kurz in Richtung des Lexus, um den Insassen zu verstehen zu geben, dass er keine Hilfe brauchte. Alles ist gut, ich brauche euch nicht. Dann öffnete er die Fahrertür seines Hondas. Irgendwann würde er durchaus Hilfe brauchen, aber es wäre wohl ein günstigerer Zeitpunkt für den Empfang von Hilfe, wenn gerade keine zweihundert Kräh en ze hn Meter neben ihm eine halb tote Hure fressen würden.
Er öffnete die Wagentür und klemmte sich hinter das Steuer.
Alles in Ordnung hier. Fahrt einfach weiter, weit, weit weg.
Kork blickte in den Rückspiegel.
Verdammt.
Fahrer- und Beifahrertür des Lexus öffneten sich, und zwei Männer stiegen aus.
Einer war dünn und groß gewachsen und trug eine Latzhose. Seine langen Haare hingen ihm in sein hageres, blasses Gesicht wie ein schwarzes Spinnennetz. Der andere war kürzer, muskulöser und gut gebräunt. Oder vielleicht sah er nur so braun aus, weil sein Partner bleicher war als der Popo eines frisch geborenen Babys.
Was jetzt? Soll ich warten, bis sie hier sind? Oder sie auf halbem Weg abfangen?
Er warf erneut einen Blick auf die Krähen. Die Nutte fuchtelte jetzt mit beiden Armen in der Luft herum, und inmitten des Geschreis der sich streitenden Vögel glaubte Kork ein dünnes Jammern vernehmen zu können.
Fuck, fuck, fuck. Normalerweise starben die Leute immer zu zeitig. Er verlor stets die Kontrolle und tötete sie viel zu früh. Wer zum Teufel war diese Hure? Hatte er sich da etwa Superwoman angelacht?
Kork musste seine Waffe nicht mehr überprüfen, er wusste, dass sie geladen war. Er entsicherte sie und stieg aus, die Pistole auf dem Rücken.
Ein ungeheuerlicher Gedanke schoss ihm durch den Kopf: Er könnte die beiden umlegen und sie zu den Krähen zerren, ehe ein weiteres Auto anhielt. Und ein weiteres. Nach und nach würden fünfzig Wagen am Straßenrand stehen– neben einem Leichenberg auf dem Feld.
» Abschleppwagen ist schon bestellt, kommt gleich«, rief er den beiden zu, ohne sich großartig um Höflichkeit zu bemühen. » Ich brauche keine Hilfe.«
» Wir haben auch keine angeboten, oder?«, meinte der Kleinere. Er grinste.
Sie hielten auf dem Standstreifen keine fünfzehn Meter voneinander entfernt an. Kork blickte sich um– keine weiteren Autos in Sicht.
» Wie heißt es so schön auf Englisch? Da haben Sie sich ja einen netten Mord angelacht«, gab der Typ mit dem Teint von sich.
Kork hob eine Augenbraue, und sein Herz schlug einen Tick schneller. » Wie bitte?«
» Krähen. Eine Krähenschar heißt auf Englisch ein Mord von Krähen. Die haben viele komische Namen für eine Schar von Tieren–
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