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Killers: Roman (German Edition)

Killers: Roman (German Edition)

Titel: Killers: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Kilborn , Blake Crouch
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getrennt wurde.
    Die Fontäne, die aus dem Hals schoss, war eindrucksvoll, und Orson lachte noch immer unbändig, als sie zu einem regelmäßigen Spritzen abgeflaut war.
    Der Rollstuhl rollte nach Luthers Hieb einen halben Meter zurück und blieb dann außerhalb seiner Reichweite stehen.
    Er dehnte und streckte sich, so gut er konnte, um erneut zuzustechen.
    Orson klatschte, als er sich Luther näherte.
    » Ich habe doch geahnt, dass du zu etwas taugst«, lobte Orson.
    » Tja, das beruht auf Gegenseitigkeit. Seit dem Tag, an dem Sie über die Inquisition gefaselt haben, wusste ich, dass auch Sie das Dunkle in sich tragen.«
    » Das Dunkle?«
    » So nennt mein Vater es.«
    » Was?«
    » Was auch immer Sie und ich sind.«
    Von draußen drang das Heulen eines Kojoten an ihre Ohren.
    Orson lächelte noch immer.
    » Luther, ich glaube, das ist der Beginn einer wunderbaren Freundschaft.«

9 – Ein Schwarm Krähen
    Indiana, 1995
    Charles Kork hatte Filme gesehen, in denen der Protagonist einen Platten hatte und so genervt war, dass er dem Reifen einen Tritt verpasste. Es schien ihm immer absolut übertrieben, ja schwachsinnig– bis jetzt. Er starrte auf die Überreste des Reifens und den kaputten Radkranz seines Honda Akkords. Am liebsten hätte er sein Jagdmesser genommen und hundertmal zugestochen, ehe er die Gummifetzen auf ein Lagerfeuer werfen und ihnen beim Schreien zuhören würde.
    Natürlich hatte er keinen Ersatzreifen parat, denn der diente gerade als Vorderreifen, nachdem das Original vor einer Woche abgedankt hatte. Beim letzten Ölwechsel hatte ihn irgendein schwachmatischer Mechaniker gewarnt, dass die Reifen aus dem letzten Loch pfiffen und es gefährlich war, weiter mit ihnen zu fahren. Das hatte sich als prophetisch erwiesen. Beim Vorderreifen war die Luft noch langsam entwichen, aber der hier hatte sich bei einer Geschwindigkeit von knapp hundert Kilometern pro Stunde in seine Einzelteile aufgelöst, sodass der Wagen einmal um die eigene Achse geschleudert wurde, ehe er schlingernd auf dem Seitenstreifen zum Stillstand kam. Charles konnte noch von Glück reden, dass er sich nicht überschlagen hatte.
    Aber das war noch nicht mal das Schlimmste.
    Das Schlimmste war, dass Charles die verstümmelten Überreste einer Stripperin im Kofferraum liegen hatte.
    Er trat ein paarmal gegen den Reifen und fluchte laut, ehe er sich abwandte, um nachzudenken.
    Es war Nachmittag, und er befand sich am sprichwörtlichen Arsch der Welt.
    Vor einer Stunde oder so hatte er einen Streifenwagen gesehen. Die Bullen kontrollierten alles, selbst eine so unbedeutende Nebenstraße mitten im Nirgendwo. Früher oder später würden die Bullen vorbeikommen und den Abschleppwagen rufen.
    Wie standen wohl die Chancen, dass er einen Reifen kaufen konnte, ohne dass man die Leiche im Kofferraum bemerken würde?
    Aber es sollte noch schlimmer kommen– er hatte beim Kauf des Wagens seinen richtigen Namen angegeben, und überall darauf und darin wimmelte es inzwischen nur so von seinen Fingerabdrücken.
    Charles holte tief Luft und stieß sie mit einem Pfiff zwischen den Zähnen wieder aus. Er konnte den Atem in der Kälte sehen. Er wusste, was zu tun war. Und schnell musste es gehen, ehe ein Bulle– oder, genauso schlimm, irgendein neugieriger Autofahrer– anhielt und ihn mit einem dicken Grinsen darauf hinwies, dass er einen Platten hatte.
    Charles blickte die Straße entlang. Indiana war aber auch der verfickteste flachste Staat im ganzen Land. Er konnte meilenweit die Straße auf und ab sehen– in jede Richtung. Er könnte genauso gut auf einer Bühne in Woodstock stehen. Jeder, der vorbeifuhr, würde alles, aber auch wirklich alles sehen können.
    Und die verschissenen Krähen!
    Sie waren überall.
    Sie kreisten in der Luft, um sich dann wie Jagdflugzeuge im Sturzflug auf die Maisfelder zu stürzen.
    Er musste sich beeilen.
    Es war ein Herbsttag. Nach der eisigen Nacht war auch der Morgen arschkalt gewesen, aber die Sonne hatte sich schließlich doch durch die Wolken gekämpft und auf sein Haupt geschienen. Er spürte, wie sich die üblichen Vorboten von Kopfschmerzen bei ihm meldeten.
    Charles fingerte in der Hosentasche nach den Autoschlüsseln, ging dann zum Kofferraum und öffnete ihn. Er starrte auf die blaue Plane und schwelgte in Erinnerungen. Was für tolle Sachen er vor nur wenigen Stunden mit der Hure angestellt hatte. Sein neues Lieblingsspielzeug, ein Propanbrenner, lag neben ihr. Er hatte den ganzen Tank verbraucht.

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