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Killerspiel

Killerspiel

Titel: Killerspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marshall
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Wellenlänge auf Sendung war.
    »Liebling, lass uns bitte einfach gehen.«
    Steph war nicht zum Aufstehen zu bewegen. Entweder war sie zu schwach, zu verwirrt, oder sie hatte es sich in den Kopf gesetzt, dass die Situation mit Nick geklärt werden musste und keinen Aufschub duldete, bis sie abgehakt war. Seit dem College, wahrscheinlich sogar seit ihrer Kindheit, war sie so. Sie wollte die Dinge klären und in Ordnung bringen. Das ist eine gute Eigenschaft bei einem Lebenspartner, und ich hatte diesen Zug immer an ihr geliebt. Im Moment gerade aber eher nicht.
    »Bill, ich … ich weiß nicht.«
    Der Mann vom Tisch neben uns starrte mich an. Er war bullig, mit Baseballkappe und grauem Schnauzbart. Er erinnerte mich stark an die Jungs, die mir in die Quere gekommen waren, als ich auf der Straße gegenüber Krank’s den Schauspieler gesehen hatte, der sich als David Warner ausgegeben hatte, und ich fragte mich, ob die real gewesen waren. Auf jeden Fall waren sie sehr schnell bereit gewesen, einem Fremden zu Hilfe zu eilen. War das heute noch üblich? Hatte Emily mir alles gesagt? Hatte sie genügend Zeit gehabt, mich umfassend zu informieren, oder gab es da noch Lügen, von denen ich noch gar nichts ahnte? War der bullige Typ vielleicht als Verstärkung für Nick im Einsatz? Und gab es in diesem Raum vielleicht noch mehr davon?
    Der Typ stand auf. Er war groß, mit einem dicken Bauch. »Der Junge hat recht«, sagte er. »Diese Dame sieht nicht gut aus. Sie sollten sie nirgendwohin mitnehmen.«
    Er legte mir die Hand auf den Arm.
    Ich schüttelte sie ab. »Aus dem Weg, Arschloch.«
    Nick machte ein betretenes Gesicht. Er sah geradezu wahnwitzig vernünftig aus. Er war hier ganz offenkundig der Gute von uns beiden.
    Eine Sekunde lang zweifelte ich sogar an mir selbst und fragte mich, ob ich die Sache missverstanden hatte, ob ich mich vielleicht um 180  Grad von der Realität entfernt hatte und mit aller Macht in die falsche Richtung schwamm.
    »Mr. Moore«, sagte Nick und machte einen Schritt zur Seite, so dass er – sicher nicht zufällig – zwischen mir und dem Haupteingang stand. »Wie wär’s, wenn wir einfach …«
    »Ich hab keine Ahnung, wer Sie wirklich sind«, sagte ich. »Aber gehen Sie mir aus dem Weg. Sofort.«
    Nick warf dem anderen Mann einen Blick zu und machte eine stumme Geste angesichts meiner geballten Unvernunft. Der Kerl sah seine Chance, vor den Augen der beiden Frauen, mit denen er gerade zusammengesessen hatte, den Helden zu spielen und dem netten jungen Mann beizuspringen.
    Er hob die fleischige Hand und schubste mich etwas zurück. »Hör zu, Kumpel …«
    Bevor ich überhaupt wusste, was ich tat, hatte ich eine Stuhllehne gepackt, holte gewaltig aus, landete wie bei einem Halbvolley mit voller Wucht einen Treffer – seitlich auf Nicks Kopf. Es war ein leichter Stuhl, doch ich hatte all meine Kraft und Schnelligkeit in den Schlag gepackt, und Nick ging sofort zu Boden.
    Plötzlich wurde es sehr laut – Leute schnappten nach Luft, sprangen auf, so dass noch weitere Stühle zurück- und umgestoßen wurden. Im selben Moment rief jemand nach dem Wachdienst, als hätte er sein ganzes Leben auf diese Chance gewartet.
    »Bill, um Gottes willen«, sagte Stephanie entsetzt, als sie Nick am Boden liegen sah. »Was
machst
du da?«
    Ich hatte es aufgegeben, irgendjemanden zu irgendetwas zu überreden, irgendjemandem zu erklären, was ich warum tat, oder mich mit irgendjemandem zu verständigen, es sei denn, auf die elementarste Art. Ich schlang Stephanie den Arm um den Rücken und versuchte, sie aus dem Stuhl zu hieven. Der Kerl mit der Baseballkappe versetzte mir einen Fausthieb. Er traf mich an der Schläfe, doch ich wandte mich mit klingelnden Ohren ab.
    »Wenn du das noch einmal machst, bring ich dich um«, sagte ich in einem Ton, den ich selbst kaum wiedererkannte.
    Der Kerl brauchte nicht zu wissen, dass ich ein kleiner Makler, ein armes Schwein war, mit dem drüben auf Longboat alle ihren Spaß treiben konnten. Bill Moore, der dieses Jahr den Deppen abgab, den man herumschubsen konnte. Mein Ton ließ keinen Zweifel daran, dass meine Drohung ernst gemeint war, und er stand genau in der Schusslinie. Er zögerte so lange, dass es mir gelang, Stephs Füße stolpernd in Bewegung zu setzen.
    Halb zog ich sie, halb trug ich sie zum Ausgang. Die Leute starrten uns hinterher. Mir schlug das Herz bis zum Hals, doch ich wusste, dass immer noch Polizei im Gebäude war und wir hier rausmussten,

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