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Killerspiel

Killerspiel

Titel: Killerspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marshall
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bevor die Cops auf uns aufmerksam wurden – oder die Sache war gelaufen.
    Als wir es bis zur Tür geschafft hatten, warf ich einen Blick zurück und sah, wie der Schnauzbart Nick auf die Beine half und ihm ernst zuredete. Er sagte ihm wahrscheinlich, er solle einen Anwalt rufen, oder die Army oder vielleicht auch nur, dass er mir hinterherrennen und mir in den durchgeknallten Terroristenhintern treten solle. Nick blutete stark aus einer langen Platzwunde quer über die Wange. Er schien Schmerzen zu haben und sehr verdutzt zu sein.
    Spielte er das? Konnte das sein?
    Ich manövrierte Steph in den Flur und quer durch den Hauptgang. Sie protestierte immer noch schwach. »Bill …«
    »Ich erklär’s dir im Auto.«
    »Ich fühl mich nicht gut.«
    »Ich weiß, Schatz, aber wir müssen weg, Steph. Bitte vertrau mir in der Sache einfach, ja? Wir müssen weg.«
    »In Ordnung«, sagte sie. »Ist gut.«
     
    Ich hetzte sie zur Seitentür hinaus, indem ich so schnell wie möglich lief, ohne dass es aussah, als wären wir auf der Flucht. Draußen war es jetzt fast dunkel und das Gelände einschließlich des Parkplatzes von Lampen wie mit Lichterketten gesprenkelt. Als wir zum Wagen kamen, lehnte ich Steph einen Moment im Stehen dagegen, während ich nach den Schlüsseln kramte. Dann half ich ihr so behutsam wie möglich auf ihren Sitz.
    Erst als ich auch meine Tür geschlossen hatte, wurde mir bewusst, wie krank Steph wirklich aussah. Im kalten, weißen Licht der Innenleuchte schimmerte ihre Haut unter einem fettig aussehenden Schweißfilm, und sie schien sich wie eine Spinne mit angezogenen Armen und Beinen in sich zusammenzuziehen.
    Doch ihre Augen waren wach, und in ihnen erkannte ich meine Frau. »Wo fahren wir hin?«
    »Weiß ich noch nicht«, sagte ich. »Mal sehen.«
    Ich stieß den Schlüssel in die Zündung. Dann registrierte ich im Rückspiegel, wie Nick über den Parkplatz gerannt kam.
    »Du liebe Güte.«
    Steph drehte sich auf ihrem Sitz um und sah ihn ebenfalls mit ausgestrecktem Arm in unsere Richtung kommen. »Was treibt der da?«
    »Das, wofür er bezahlt wurde«, sagte ich. »Entweder ist er in dem Spiel nicht auf dem neuesten Stand, oder Barclay hat sich’s anders überlegt und ist zu dem Schluss gekommen, dass er mich nicht mehr als Sündenbock braucht.«
    »Barclay? Du meinst, Sheriff Barclay?«
    »Jap«, sagte ich und legte energisch den Rückwärtsgang ein.
    »Bill – was redest du da?«
    Ich begriff, dass sie von allem, was mir heute passiert war, keine Ahnung hatte, dass sie nicht einmal wusste, wer Hallam war oder gewesen war, geschweige denn Emily oder Cassandra. »Später, Schatz.«
    Der Wagen machte einen Satz nach hinten, so dass der Kies unter den Reifen aufspritzte. Ich riss ihn zu heftig herum und streifte mit dem Heck ein anderes Fahrzeug, wobei ein Geräusch zu hören war, wie ein Tier, das vor Schmerz schreit. Ich wechselte ruckartig in den Vorwärtsgang und raste genau auf den Mann zu, der in der Mitte des Parkplatzes stand. Ich war mir sicher, dass er eine Schusswaffe in der Hand hatte. Ich wollte es nicht darauf ankommen lassen und brüllte Steph zu, sie solle sich wegducken; als sie sich nicht rührte, griff ich zu ihr und drückte sie mit der Hand nach unten.
    Er wich nicht von der Stelle. Der Wagen traf ihn frontal. Er knallte auf die Motorhaube und gegen die Windschutzscheibe, bevor er auf der Beifahrerseite herunterglitt.
    Ich hielt an.
    »Er steht auf«, sagte Steph. Sie hatte recht. Doch er bewegte sich nicht schnell. Ich schon – und genau so sollte es auch bleiben. Ich versetzte ihm einen Tritt in die Brust, damit er wieder zu Boden ging. In den letzten zehn Minuten hatte ich mehr gewalttätige Auseinandersetzungen mit anderen Menschen gehabt als je zuvor seit dem Kindergarten, doch es war, als könnte ich offenbar gar nicht mehr damit aufhören.
    Ich stand mit dem Fuß auf seinem Handgelenk.
    »Falls du uns folgst, bring ich dich um. Und sag das auch denen, für die du arbeitest. Mach denen klar, dass das auch für sie gilt.«
    Er schüttelte den Kopf, als hätte er nicht die leiseste Ahnung, was ich meinte. Ich rannte zum Wagen zurück und brauste davon. An der Kreuzung wartete ich lange genug, um mich davon zu überzeugen, dass keiner darauf wartete, mir in die Breitseite zu fahren, fädelte mich rechts in den Verkehr ein, um im nächsten Moment in einer scharfen Links-Rechts-Kurve Richtung Norden zu fahren.
    Steph sagte kein Wort. Sie schien von den Bremslichtern der

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