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Killerspiel

Killerspiel

Titel: Killerspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marshall
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eine Art Wettkampf. Vielleicht war das hier alles eine gestellte Szene und alle Akteure Schauspieler oder Komparsen. Vielleicht war es schon immer so gewesen, in der ganzen Welt, und ich war der einzige Mensch, der nichts davon wusste.
    Ich suchte in aller Eile das ganze Geschoss ab, ohne Steph zu finden. Am Ende fiel mir ein, dass sie vielleicht zum Eingang im Erdgeschoss hinuntergegangen war und dort auf mich wartete. Mir wurde bewusst, dass dies sogar die wahrscheinlichste Erklärung war – Steph war nicht auf den Kopf gefallen, kam immer auf die plausibelste Lösung – und dass ich auf meiner Leitung gestanden hatte.
    Ich wollte nicht mit dem Fahrstuhl mitten in die Polizeizone fahren, also kehrte ich zum entfernten Treppenhaus zurück und lief dort hinunter. Ich wusste, dass Steph nicht am Nordeingang gewesen sein konnte – oder zumindest, dass sie vor zehn Minuten noch nicht da gewesen war, denn dort war ich ja hereingekommen. Binnen weniger Minuten hatte ich mich davon überzeugt, dass sie auch nicht am Osteingang war.
    Blieb nur der Haupteingang. Ich musste sowieso dorthin.
    Ich durchquerte unauffällig den Flur, der dorthin führte. In diesem Bereich ging es jetzt weniger hektisch zu, auch wenn am Ende ein Menschenknäuel verblieb, einschließlich eines Mannes, der wie ein Reporter aussah. Ich wusste nicht, ob Steph davon ausging, von Menschen umringt zu sein wäre eine gute oder schlechte Idee. Als ich sie am Morgen gesehen hatte, war sie noch ziemlich benebelt gewesen, und ich bezweifelte, dass die Zeit, die inzwischen vergangen war, ausreichte, damit sie einen klaren Kopf bekommen hatte. Ich hätte ihr vielleicht deutlicher sagen sollen, wovor ich Angst hatte. Ich hätte es ihr erklären sollen. Hätte ich mich davon überzeugt, dass sie es verstanden hatte, könnte ich jetzt besser einschätzen, wo sie war.
    Ich versuchte erneut, sie auf dem Handy zu erreichen. Als es klingelte, merkte ich, dass ich kurz davor war zu hyperventilieren, und ich versuchte, mich zu beruhigen.
    Plötzlich hörte ich ihre Stimme im Ohr, gereizt und durcheinander. »Bill?«
    »Steph? Wo
steckst
du?«
    »Cafeteria. Bist du … bist du schon da?«
    »Ja, ich bin hier im Krankenhaus«, sagte ich. »Ich bin da. Es ist alles in Ordnung. Wieso … bist du in der Cafeteria?«
    »Ich möchte alles richtig machen, und zwar jetzt. Das hier ist der richtige Zeitpunkt, stimmt’s? Sagst du doch immer. Nicht aufschieben, sofort handeln. Morgen fängt heute an.«
    »Steph, wovon redest du da?« Ich hatte mich wieder in Bewegung gesetzt, suchte die Wände nach Wegweisern ab und hielt nach einem Gebäudeplan Ausschau. »
Was
wolltest du richtig machen?«
    »Alles.« Sie klang konfus, aber entschlossen, als wollte sie komplexe Vorgänge auf die Reihe bekommen, wozu sie aber noch nicht in der Lage war. »Er hat angerufen, fünf Minuten nach dir. Und ich dachte, es hätte nichts bedeutet. Ich war so blöd. Ich war einfach nur sauer auf dich. Also dachte ich, bring’s in Ordnung.«
    »Wer hat angerufen, Schatz?« Endlich fand ich einen Plan und entdeckte die Cafeteria darauf – am anderen Ende des Krankenhauses. Ich orientierte mich und machte mich eilig auf den Weg dorthin. »Von wem redest du?«
    »Du weißt schon«, sagte sie widerstrebend. »Er sagte, wir sollten uns sehen, miteinander reden. Und ich dachte, na schön, bringen wir’s hinter uns. War ja sowieso nichts. Es tut mir so leid.«
    Und dann fiel der Groschen. »
Nick
ist hier?«
    Nick – ein Mann, der vor sechs Wochen in ihrem Büro angefangen hatte, etwa um die Zeit, als die ganze Intrige ihren Anfang nahm. Und der rein zufällig gestern Abend meiner Frau über den Weg lief.
    Der jetzt, nur wenige Minuten, nachdem ich zu Hause vor Barclay die Flucht ergriffen hatte, bei ihr anruft, um sich mit ihr zu treffen – weil er einen Anruf des Sheriffs bekommen hatte?
    »Ja.«
    »Ist er jetzt dort bei dir?«
    »Er holt den Kaffee. Er wollte, dass wir woanders hingehen, aber ich hab ihm gesagt, kommt nicht in Frage, mein Mann ist zu mir unterwegs. Ich bleibe hier im Krankenhaus. Das hab ich ihm gesagt.«
    »Das ist gut, das hast du richtig gemacht. Bleib da, wo du bist, Steph. Trink nichts, was er dir gibt. Geh
auf keinen Fall
mit ihm irgendwohin.«
    Ich rannte los.

48
    A ls ich durch die Cafeteria-Tür stürmte, fand ich mich in einem langgestreckten, offenen Raum wieder, mit leiser Berieselungsmusik und mehreren Regalen mit Naschsachen. Ein Ort, an dem man so tun konnte, als

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