Killerspiel
der Welt.
Als ich in die Einfahrt schwenkte, sah ich wieder klar. Schritt eins: den Laptop auf irgendwelche sonderbaren Dinge hin überprüfen. Falls ich welche fand, raus damit. Falls da nichts zu holen war, musste ich nach jemandem suchen, der aus der Luft Sachen klaute. Kevin, der Nerd, hatte mir zwar den Eindruck vermittelt, dass das um einiges schwerer sein würde, ich hoffte aber, dass mir die versprochene Anleitung zeigte, wie ich vorgehen musste. So oder so konnte ich zumindest die wenigen Passwörter in meinem Leben zurücksetzen, ein paar Tage lang offline bleiben und sehen, ob die Sache damit aus der Welt war.
Ich stellte den Wagen ab und stieg voller Tatendrang aus. Als ich das Auto absperrte, hörte ich, wie die Haustür aufflog, woraufhin ich mich umdrehte und sah, wie Steph den Eingangsweg auf mich zustürmte.
»Alles in Ordnung?«, fragte ich.
Sie verpasste mir eine schallende Ohrfeige mitten ins Gesicht.
10
I ch weiß nicht, ob Sie je von Ihrer Frau geohrfeigt worden sind, aber es ist keine schöne Erfahrung. Erstens tut es weh, besonders, wenn die Frau Tennis nach der alten Schule spielt – mit harter, einhändiger Schlägerhaltung.
»Du mieser Versager«, zischte sie. Nicht laut, eher verhalten und heiser, als bliebe es in ihrer Kehle stecken.
»Steph«, stammelte ich. »Was ist in
dich
gefahren?«
»Ins Haus. Sofort.«
Sie machte auf dem Absatz kehrt und marschierte zurück. Ich folgte ihr schnell und spähte dabei nach links und rechts, um zu überprüfen, ob zufällig irgendwelche Nachbarn zu sehen waren. Zwar konnte ich keine entdecken, doch das hieß noch lange nicht, dass in einem der drei Häuser, die von unserem Garten aus zu sehen waren, nicht doch jemand an einem Fenster stand, das sich gerade in einen Breitbildschirm mit einer faszinierenden, neuen Reality Show verwandelt hatte. So schockiert und perplex ich war, fand ich immer noch die Zeit, mir darüber Sorgen zu machen, ob jemand zufällig Zeuge des Vorfalls geworden war. Das war die eine Sache. Zugleich wurde mir bewusst, dass ich mich fragte, ob uns in diesem Moment jemand gezielt beobachtete.
Oder
mich
beobachtete.
Kaum hatte ich die Haustür zugemacht, drehte Steph sich wieder zu mir um. Gerade fragte ich mich, ob auch sie diese E-Mail mit dem Witz bekommen hatte – ich konnte mich nicht entsinnen, ob sie auf der Liste stand – und ob das hier vielleicht eine seltsam überzogene Reaktion darauf war. Steph ist weder prüde noch fanatisch politisch korrekt, doch eine andere Erklärung fiel mir nicht ein. Ihr Gesicht machte das Quentchen Logik in meiner Theorie zunichte. Sie war wütend, aber in ihren Augen lag noch etwas anderes. Ihr Blick war nicht hart genug, als dass es nur um Ärger ging. Ihre weichere Seite kündete von Verletzung.
»Liebling«, sagte ich und verlegte mich auf den Tonfall, den ich bei Kunden strategisch einsetzte, wenn ein Deal den Bach runtergegangen war und die Dinge wieder ins Lot gebracht werden mussten. »Sag mir, was los ist.«
»Das Traurige ist«, sagte sie immer noch mit diesem kehligen, unterdrückten Knurren, das ich alarmierender fand als ein Brüllen, »irgendwie bin ich sogar ein bisschen erleichtert. Auf eine bizarre Art und Weise. Ich dachte, da läuft vielleicht tatsächlich was zwischen euch beiden. Na schön, ich hab den Gedanken nicht zu Ende gedacht, aber die Möglichkeit war mir in den Sinn gekommen.«
»Zwischen wem?«
»Ach, hör doch auf. Meinst du wirklich, das funktioniert jetzt noch? Beleidige mich nicht.«
»Steph«, sagte ich und fand es höchst beunruhigend, wie mein Puls auf einmal hochjagte. »Ich hab nicht den blassesten Schimmer. Wirklich.«
Sie wollte etwas sagen, und diesmal
hätte
sie gebrüllt, doch die Worte schienen sich in ihrem Mund zu überschlagen, und sie brachte nichts heraus. Stattdessen schüttelte sie den Kopf und marschierte in Richtung Wohnzimmer davon. Ich folgte ihr.
Das Wohnzimmer, der Raum für die Familie – wenn man denn eine hat –, befindet sich auf der anderen Seite der Küche, als Fortsetzung des offenen Koch- und Essbereichs, ebenfalls mit Blick über den Pool und den entsprechenden Teil des Gartens. Als ich eintrat, sah ich, dass sowohl ihr als auch mein Laptop offen auf dem L-förmigen Sofa standen.
Ich blieb abrupt stehen. »Was machst du mit meinem Laptop?«
»Das, was
du
schon vor zwei Wochen machen wolltest«, giftete Steph. »Und dann wieder vor ein paar Tagen. Die Bilder von Helens Geburtstagsparty auf CD
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