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Killerspiel

Killerspiel

Titel: Killerspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marshall
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sagte ich irritiert. »Ich arbeite in einem winzigen Büro mit zwei anderen Leuten zusammen, die bei derselben Firma angestellt sind, von denen eine daran erinnert werden muss, wie die Alarmanlage einzustellen ist, auch wenn es darauf hinausläuft, vier Knöpfe zu drücken und dann noch einen letzten, was ihr schriftlich und mündlich zigtausend Mal erklärt worden ist. Konzertierte Cyberspionage ist eigentlich nicht meine Sorge. Ich spiele Defcon Minus.«
    Der Typ zuckte wieder die Achseln, als sei das genau die Naivität, mit der er täglich zu kämpfen hatte – auch wenn ich mir ziemlich sicher war, dass sein Job hauptsächlich darin bestand, bei den Leuten unter den Schreibtisch zu kriechen, um zu überprüfen, ob alle Kabel eingestöpselt waren. Derweil schmatzte er genüsslich an seiner Eistüte weiter.
    Auch wenn das Mädchen, dem ich den Tipp verdankte, nicht da war, hatte ich wieder die Mandarinen-Mascarpone bestellt, und es war der einzige Teil dieser Begegnung, den ich genoss.
    Das Handy des Nerds pingte schon wieder. »Wieso«, fragte ich gereizt, »macht das Ding dieses Geräusch?«
    »Das soziale Netzwerk schläft nie.«
    »Könnten Sie vielleicht den Ton abschalten? Es geht mir wirklich auf den Geist.«
    Er drückte auf eine Taste. »Sie sind ein bisschen angespannt, Mann.«
    »Allerdings«, räumte ich ein, »weil sich, wenn ich Sie richtig verstehe, jemand heute Morgen vor den Augen mindestens einer meiner Kolleginnen in mein Büro geschlichen und eine E-Mail verschickt hat, die ich noch nie gesehen habe. Und dann alle Spuren seiner Aktion von meinem PC getilgt hat. Um gleich wieder abzuhauen, richtig?«
    »Nein, wohl eher nicht«, sagte der Typ. »Die E-Mail kann vor einer Woche oder Monaten vorbereitet worden sein.«
    »Das geht?«
    »Klar.«
    »Ach so.« Die Sache gefiel mir nicht. Ich hätte es vorgezogen, wenn es mir einfach unmöglich gewesen wäre, die Nachricht zu dem Zeitpunkt zu verschicken, zu dem sie rausgegangen war. So hätte ich einen handfesten Widerspruch in einem konkreten zeitlichen Rahmen gehabt, um die Sache von mir abzuwehren. Damit war das Zusammentreffen der beiden Ereignisse nicht mehr wichtig und verschob das Zeitfenster für die Sache selbst, wie auch für die Absichten des Täters in die Vergangenheit.
    »Nur dass es so wahrscheinlich nicht gewesen ist«, sagte der Nerd mit selbstgefälligem Grinsen.
    Ich starrte ihn unverwandt an. Ich sehnte mich nach einer Zigarette. Er hustete und setzte sich gerade hin.
    »Also gut«, sagte er. »Jemand, der sich auskennt, kommt unter die graphische Benutzeroberfläche. So jemand könnte es vom zugrundeliegenden Betriebssystem ausgelöst haben. Doch dafür konnte ich keinerlei Beweise finden. Was mich zu Problem Nummer zwei bringt. Sie werden sich erinnern, dass ich zwei Probleme erwähnte?«
    »Haben Sie, ja. Nebenbei gesagt, wie halten Sie das eigentlich aus?«
    »Diese Amazon-Lieferung, die Sie erwähnt haben. Möglicherweise hat das beides ja nichts miteinander zu tun, aber: Ockhams Rasiermesser, nicht wahr?«
    »Keine Ahnung, wovon Sie reden.«
    »Logiker aus dem Mittelalter. Er hat gesagt, wenn man zu ein und demselben Sachverhalt zwei widersprüchliche Erklärungen hat, ist die einfachere immer vorzuziehen, zumindest als Ausgangspunkt. Die Sache ist die: Sie haben diese seltsame E-Mail, und heute Morgen bekommen Sie ein Buch, das Sie, wie Sie sagen, nie bestellt haben.«
    »Fakt«, sagte ich angespannt.
    »Ihr Log-in zu Ihrem Amazon-Konto ist vermutlich auch Ihre E-Mail-Adresse? Wie bei der Hälfte der Kundschaft?«
    »Ja«, gab ich zu.
    »Aber es gibt auch noch ein Passwort, nicht wahr?«
    Ich machte den Mund auf – und wieder zu.
    Er nickte. »Also, jeder kann Ihre E-Mail-Anschrift finden. Wahrscheinlich werfen Sie damit mehr um sich als mit Ihrem
Namen.
Aber Ihr Passwort, das behalten Sie für sich. Da überlappen sich die beiden Vorkommnisse also vermutlich. Wo haben Sie Ihr Passwort notiert?«
    »Nirgends. Ich weiß es einfach.«
    »Jetzt sagen Sie bloß nicht, es ist so was wie Ihr Name oder der Name oder Geburtstag Ihrer Frau.«
    »Nein, ist es nicht. Das kann unmöglich jemand erraten.«
    »Umso besser. Fragt sich also, wie kommt jemand da dran? Die einfachste Methode ist ein Tastenanschlagaufnahmegerät. Ein kodiertes Ding, das am Computer haftet und alles aufnimmt, was Sie in die Tasten tippen, es dann auf eine CD brennt oder aber als verdeckte E-Mail an irgendjemanden da draußen im Universum schickt.«
    »Hab ich

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