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Killerspiel

Killerspiel

Titel: Killerspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marshall
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so was an meinem Computer?«
    »Nein. Was für Geräte haben Sie zu Hause?«
    »Zwei Laptops. Einen für mich, einen für meine Frau.«
    »Benutzen Sie damit häufig nicht verschlüsselte WLAN -Verbindungen?«
    »Nein, der bleibt immer zu Hause.«
    »Sie haben DSL ?«
    »Ja.«
    »Wie nah ist das nächste Haus?«
    »Etwa dreißig Meter.«
    »Kinderspiel, heimlich Ihre Verbindung anzuzapfen. Die andere Möglichkeit wäre ein
War Drive
an Ihrem Haus vorbei.«
    »Das bedeutet?«
    »Mit einem Laptop im Auto herumzufahren und WLAN -Netzwerke ausfindig zu machen, Daten aufzufangen.«
    »Soll das ein Witz sein? Wir wohnen in einer geschlossenen Wohnanlage. Da kommt man nicht mal
rein,
wenn man nicht entweder ein registrierter Bewohner oder ein Gast ist.«
    »Schließt es trotzdem nicht aus. Sie haben also drei Möglichkeiten.« Er zählte an seinen langen, schlanken Fingern mit. »Menschlicher Einsatz vor Ort – wenn Ihnen zum Beispiel jemand im Büro oder in einem Café über die Schulter sieht, während Sie gerade im Internet sind. Zweitens ein Tastenanschlagaufnahmegerät. Drittens jemand, der Ihr WLAN zu Hause anzapft.«
    »Klingt alles ziemlich mies.«
    »Kann ich nachvollziehen«, sagte er und wischte sich die Hände an einer Serviette ab. »Wie Sie’s drehen und wenden, ganz offensichtlich ist jemand an Ihnen dran.«
    »Und was schlagen Sie vor?«
    Er stand auf. »Filzen Sie Ihren Laptop – kriegen Sie raus, ob da irgendwas drauf ist, das Sie nicht kennen. Wenn Sie wollen, bringen Sie ihn mir morgen vorbei, und ich mach das für Sie. Bis dahin ändern Sie erst mal sämtliche Passwörter, die Sie haben.«
    »Mach ich«, sagte ich. »Und danke …«
    »Kevin. Gern geschehen. Ich schick Ihnen später eine Mail mit Tipps, wie Sie nach Hacker- WLAN suchen können, okay? Ich muss dann mal los. In Bradenton wartet eine LAN -Party mit Chronicles of Dunsany’s Kingdom auf mich.«
    »Ich hab zwar keinen Schimmer, was das heißt, aber viel Glück, Kevin.«
    Er machte sich auf die Socken und ließ mich mit einer halbvollen Schale geschmolzenem Joghurt und einem Kopf voller Fragen zurück.
    Ich war mir sicher, dass es kein »menschlicher Einsatz vor Ort« gewesen sein konnte. Ich bin zwar kein Freak, aber ich sorge für einen klar definierten persönlichen Freiraum und hätte es gemerkt, wenn mir jemand zu dicht auf die Pelle gerückt wäre, um heimlich zu sehen, was ich auf meinem Handy mache. Blieben noch zwei Möglichkeiten. Laptop daheim, WLAN daheim. Beides drehte sich um »daheim«, was mir gar nicht behagte. Wenn einen jemand irgendwo da draußen reinlegt, ist das schlimm genug. Wenn es zu Hause passiert, hört der Spaß auf.
    Als ich aufstand, rief jemand: »Hey, hey.«
    Ich drehte mich um und sah, wie das Gothic-Emo-Mädchen, das ich vor einigen Tagen kennengelernt hatte, auf dem Bürgersteig zum Eiscafé schlenderte.
    »Freut mich, dass Sie sich wieder magisch zu Mandarine Mascarpone hingezogen fühlen, Mr. Moore«, sagte sie. »Hoffe doch, Sie haben Craig nicht so ein großzügiges Trinkgeld gegeben wie mir. Bestimmt hat er es nicht mit demselben Elan serviert wie ich.«
    »Hat er auch nicht«, sagte ich und zwang mich zu einem Lächeln. »Dachte, Sie arbeiten nur nachmittags …« Ich zermarterte mir das Hirn und fügte »Cassandra« hinzu – gerade rechtzeitig, um noch spontan zu klingen.
    »Ich wechsle gerne die Schicht«, sagte sie, offensichtlich erfreut darüber, dass ich ihren Namen noch wusste. Wer hat es nicht gern, als Individuum wahrgenommen zu werden? »Man weiß nie, wer einen beobachtet, stimmt’s?«
    Ich sagte nichts, und sie machte ein ernstes Gesicht. »Tut mir leid – hab ich einen wunden Punkt getroffen?«
    »Nein, schon gut. Wirklich.«
    »In Ordnung. Sie sehen nur so aus, als hätten Sie gerade in eine Zitrone gebissen. In eine ziemlich saure.«
    »War ein anstrengender Tag«, sagte ich und ging zu meinem Wagen.
     
    Ich fuhr langsam nach Hause und nahm mir die Zeit, im Kopf eine detaillierte Schadensbilanz vorzunehmen.
    Die Amazon-Episode war erledigt und zahlte sich vielleicht sogar aus, falls Steph ihrer SMS -Antwort heute Morgen Taten folgen ließ. Die E-Mail schien niemanden nachhaltig vor den Kopf gestoßen zu haben, hatte bei Tony Thompson sogar offensichtlich den richtigen Ton getroffen. Gut möglich also, dass dieser Eingriff in mein Leben sogar noch Vorteile mit sich brachte.
    Fazit: auf längere Sicht nur geringfügiger Schaden.
    Allerdings war die Sache damit noch nicht aus

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