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Killerspiel

Killerspiel

Titel: Killerspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marshall
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saß. Ich konnte ihr vorschlagen, das ganze Haus abzusuchen, und sie könnte trotzdem glauben, ich hätte die Kamera irgendwo anders verstaut. Ich konnte sie auch auffordern, die Kreditkartenauszüge des letzten Jahres durchzugehen, und sie würde mir ins Gesicht lachen und mich fragen, wie schwer es wohl sei, ein paar hundert Dollar Bargeld an einem Geldautomaten zu ziehen und mal eben zum Einkaufscenter in Bradenton zu fahren. Jeglicher Einwand, den ich vorbringen konnte, würde im Handumdrehen von ihr abgeschmettert werden und mich als boshaft absichtsvollen Lügner dastehen lassen. Je mehr Mühe ich mir gab und je besser meine Argumente waren, desto mehr würde sie glauben, ich hätte mir das alles vorsorglich zurechtgelegt, und das würde es nur noch schlimmer machen.
    Und außerdem war die Kamera nicht der entscheidende Punkt.
    Das alles sagte ich ihr. Steph stimmte zu. Hundertprozentig. Das
Entscheidende
sei, dass ich mich heimlich zu Karren Whites Wohnung geschlichen hätte – und zwar unter dem Vorwand eines Kundentermins, der – Überraschung! – nicht zustande gekommen war und daher
nicht überprüft
werden konnte. Das
Entscheidende
sei, und sie sei froh, dass ich das verstanden hätte, nicht nur meine Besessenheit in Bezug auf meine Kollegin, sondern mein feiges Vorgehen, heimlich Fotos von ihr zu machen, statt wie jeder normale Mensch eine Affäre mit ihr anzufangen.
    »Hey, hey«, sagte ich, »jetzt aber mal langsam. Ich bin nicht hinter Karren her. Was redest du da?«
    »Ach nein? Und wieso erwähnst du sie dann alle naselang?«
    »Was?« Ich konnte mir nicht helfen und wurde bei jeder Unwahrheit, die ich zu hören bekam, verwirrter. »Selbstverständlich erwähne ich sie – wir arbeiten im selben Büro. Ich kenne deine sämtlichen Kollegen bei der Zeitschrift mit Namen. Ich kenne die Namen ihrer Kinder. Karren ist bei derselben Firma angestellt wie ich, das weißt du. Ich bringe sie immer nur ins Gespräch, um deutlich zu machen, wie ich ständig versuche, sie zu umgehen, mir einen Namen zu machen, selbst voranzukommen.«
    Ich machte einen Schritt auf sie zu. Sie trat zurück und gab ein zischendes Geräusch von sich, als hätte sie eine Limodose geöffnet.
    »Untersteh dich«, sagte sie.
    »Steph, hör zu. Heute ist noch etwas passiert. Eine E-Mail.«
    »Du hast ihr eine
E-Mail
geschickt?«
    »Hör mir doch zu!
Als ich von der Post zurückkam, nachdem ich das Paket mit der Retoure an Amazon aufgegeben hatte, saß Janine im Büro und lachte über einen Witz, von dem sie glaubte, ich hätte ihn verschickt.«
    »Ja, den hast du mir auch geschickt. Der war nicht witzig.«
    »Das ist es ja – ich
hab
ihn nicht verschickt.«
    »Was?« Steph schien darüber verärgert, dass ich sie aus dem Konzept gebracht hatte.
    »Ich hab die Mail nicht verschickt. Weder an dich noch an Janine oder sonst jemanden. Das hat jemand anders von meinem E-Mail-Konto aus getan. Weißt du, weshalb ich heute Abend spät dran bin – bevor du auch nur anfängst, darüber zu spekulieren? Ich hab mich mit einem IT -Mann von Shore getroffen, um rauszufinden, was passiert ist, wie diese E-Mail verschickt werden konnte.«
    Sie schnaubte. »Und wieso soll ich dir das glauben?«
    Ich zerrte mein Handy heraus. »Seine Nummer führt die Liste der ausgehenden Telefonate an. Ruf ihn sofort an, Steph. Frag ihn, ob wir gerade eben vor der Eisdiele am Circle gesessen und ein Eis gegessen haben. Frag ihn, ob er eine Schokoeis-Waffel hatte. Oder glaubst du, ich wäre so tief ins Herz der Finsternis hinabgestiegen, dass ich irgend so einen dahergelaufenen Typen engagiere, damit er mir mit einer Lüge ein Alibi verschafft?«
    Sie sagte nichts. Der Ausdruck auf ihrem Gesicht war noch immer eine Mischung aus Wut, verletzten Gefühlen und Abscheu.
    »Warte mal«, sagte ich und schickte ein Stoßgebet zu dem kleinen Gott, der sich irgendwo da oben um Makler kümmerte, die unverschuldet in ernsten Schwierigkeiten steckten. Ich beugte mich über den Laptop und synchronisierte meine E-Mails. Augenblicklich kamen fünf Nachrichten herein. Ein paar Newsletter über positives Denken, zwei von Kunden … und eine von Kevin, dem Nerd. Dem kleinen Gott sei Dank.
    Ich öffnete die E-Mail. »Hier.«
    Widerstrebend beugte sich Steph vor und las, was auf dem Bildschirm stand. Der Bezug zu unserem Treffen, das ich gerade beschrieben hatte, eine Seite mit komplizierten Instruktionen darüber, wie man feststellt, ob ein Tastenanschlagaufnahmegerät benutzt

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