Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Killervirus - Gerber, R: Killervirus - Heartstopper

Titel: Killervirus - Gerber, R: Killervirus - Heartstopper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rip Gerber
Vom Netzwerk:
verschließen. Allerdings war die Rechnung - sollte sie überhaupt jemand je angestellt haben - in der Neuzeit nicht mehr aufgegangen. Die Spanische Grippe hatte 1918 und 1919 weit mehr Todesopfer gefordert als sämtliche Seuchenzüge der Vergangenheit, und dennoch war von ihr keinerlei Wirkung in Bezug auf Moral und Religiosität mehr ausgegangen.
    Im Gegenteil - die 20er-Jahre des vorigen Jahrhunderts waren eine derart hedonistische Zeit gewesen, wie die Menschheit sie bis dato nicht gekannt hatte. Das Jahrhunderte alte Gefüge Europas war zerbrochen, und staatliche wie kirchliche Autoritäten hatten nach dem Blutbad des Ersten Weltkriegs so stark an Glaubwürdigkeit verloren wie nie zuvor.
    Falls es damals eine Gruppe gegeben hatte, die durch das Freisetzen eines ebenso tödlichen wie ansteckenden Virus versucht hatte, die Menschheit zu einer Rückkehr zum Glauben zu bewegen, so war sie kläglich gescheitert. Ob sie es jetzt ein weiteres Mal versuchen wollte?
    Ben war in den letzten Minuten so sehr in seine Gedanken verstrickt gewesen, dass er gar nicht bemerkt hatte, wie die Klopfgeräusche rings um ihn leiser geworden waren.
    »Ben, wie geht es Ihnen?«, fragte Angies Stimme aus dem
Kopfhörer. »Haben Sie halbwegs angenehme Gedanken gehabt?«
    »Fragen Sie lieber nicht«, erwiderte Ben, der mit großer Erleichterung spürte, dass die Liege sich wieder in Bewegung setzte und ihn mit einem sanften Surren nach draußen beförderte.

64
    20:40 UHR
BIOMETRIX ZENTRALE, LAKE ANNA, VIRGINIA
    Ben hatte schon viele MRT-Aufnahmen von menschlichen Herzen gesehen. Dennoch erzeugte das Wissen, dass diese Aorta ascendens, die er da in leuchtendem Blau auf dem Monitor sah, seine eigene war, ein seltsam flaues Gefühl in seiner Magengrube. Deutlich war die sackartige Ausbuchtung zu erkennen - ein untrügliches Anzeichen für eine Aortendissektion.
    »Sehen Sie jetzt, was ich gemeint habe?«, fragte Angie und deutete auf die Beule, an der sich die beiden Wandschichten der Hauptschlagader dicht am Herzen voneinander gelöst hatten. »Wenn dieses Aneurysma aufgeplatzt wäre, hätte ich Ihnen nicht mehr helfen können.«
    Angie legte die Hand auf einen Trackball und drehte das dreidimensionale Bild ein Stück weit, so dass Ben unterhalb der Ausbuchtung einen runden, weißen Fleck sehen konnte, der etwa die Größe einer Vierteldollarmünze hatte.
    »Das CardioPatch«, sagte er. Er hatte im Laufe des Zulassungsverfahrens für das Herzpflaster Hunderte ähnlicher Aufnahmen gesehen. Das Weiß des CardioPatch kam von einem speziellen, zu mehreren Patenten angemeldeten Marker, der in das gentechnisch manipulierte Gewebe eingearbeitet war und dafür sorgte, dass es auch nach vielen
Monaten bei bildgebenden Untersuchungsverfahren noch deutlich erkennbar war.
    »Und? Fällt Ihnen etwas auf?«, fragte Angie.
    »Eigentlich nicht«, sagte Ben. »Sieht aus wie ein normales CardioPatch.«
    »In der Tat«, erwiderte Angie und brachte ein weiteres Bild auf einen zweiten Monitor nebenan, das dem auf dem ersten zum Verwechseln ähnlich sah.
    »Diese MRT-Aufnahme stammt von einem der ersten Testpatienten, dem wir unser Herzpflaster eingesetzt haben. Ich habe die Operation selbst durchgeführt und weiß deshalb genau, dass dieses Pflaster direkt aus unserer eigenen Produktion gekommen ist. Niemand hatte Gelegenheit, es in irgendeiner Weise zu manipulieren.«
    »Es sieht genauso aus wie das in meiner Aorta«, sagte Ben.
    »Richtig, aber der Patient hatte das Pflaster schon zwei Monate lang im Körper, als die Aufnahme gemacht wurde. Ihres ist noch keine vierundzwanzig Stunden alt.«
    »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Schauen Sie sich einmal die Ränder des Pflasters an«, sagte Angie. »Sehen Sie, dass sie auf beiden Aufnahmen irgendwie unscharf wirken, so als hätte jemand sie mit einem Weichzeichner bearbeitet?«
    »Ist das gut oder schlecht?«
    »Es ist genau so, wie es sein soll. Die unscharfen Ränder zeigen an, dass sich CardioPatch optimal mit dem Gewebe der Aorta verbunden hat. Mich macht nur stutzig, dass das bei Ihnen so schnell passiert ist. Hier, sehen Sie sich mal diese Aufnahme an.« Sie klickte ein anderes Bild auf den zweiten Monitor, auf dem der weiße Fleck des Herzpflasters sehr viel schärfer definierte Ränder zeigte.

    »So hat das bei demselben Patienten zwei Tage nach der Operation ausgesehen«, sagte Angie. »Schon ein Unterschied, oder?«
    »Wie interpretieren Sie das?«
    »Entweder verfügt Ihr Körper über

Weitere Kostenlose Bücher