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Killervirus - Gerber, R: Killervirus - Heartstopper

Titel: Killervirus - Gerber, R: Killervirus - Heartstopper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rip Gerber
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abrupt stehen. »Geh nicht weiter!« flüsterte sie und machte rasch einen Schritt zurück.
    »Was ist denn los?«, sagte Jack, der sie fast über den Haufen gerannt hätte, erstaunt.
    »Da, sieh dir den Boden an …«
    Jack blickte nach unten und sah, was Angie meinte. Unter dem Türschlitz von Raum 4C floss eine dunkelrote Lache hinaus auf den Gang.
    Blut. Sehr viel Blut.
    »Leise!«, flüsterte Angie. Sie stellte sich so vor die Tür, dass sie mit den Füßen nicht in die Lache treten musste, und spähte auf Zehenspitzen durch das kleine Fenster im oberen Teil der Tür.
    Was sie sah, ließ sie vor Grauen erstarren.

    Das Bett stand in der Mitte des Raumes, und davor lag eine Frau in blutdurchtränkter Schwesterntracht, aus deren Hals in einem dünnen Rinnsal hellrotes Blut blubberte. Ihr Gesicht, das sie nur mit Mühe als das von Janice Robinson erkannte, wirkte entsetzlich bleich und eingefallen, und ihre vor Erstaunen weit aufgerissenen Augen blickten starr an die Zimmerdecke. Am ganzen Körper zitternd ließ Angie ihren Blick nach oben wandern und sah Ben Maxwell aufrecht im Bett sitzen. Ein Mann, dessen weißer Arztkittel ebenfalls voller Blutspritzer war, hatte Bens Hals in seine linke Armbeuge geklemmt und hielt ihm mit der rechten Hand einen spitzen, glänzenden Gegenstand vors Auge. Die beiden redeten miteinander, aber Angie konnte nicht verstehen, was.
    »Ein Mann ist bei deinem Vater«, flüsterte sie Jack ins Ohr, nachdem sie sich lautlos wieder von der Tür gelöst hatte. »Er bedroht ihn mit einem Messer oder so was Ähnlichem.«
    »Und das Blut …?«
    »Das stammt von einer Schwester. Sie ist tot. Wahrscheinlich hat der Mann sie umgebracht.«
    »Wir müssen meinen Dad da rausholen!«, zischte Jack. Er klopfte seine Taschen nach seinem Handy ab, bis ihm einfiel, dass er es zum Aufladen draußen im Auto gelassen hatte. Er ging ein Stück weit den Gang zurück und holte seinen Laptop aus dem Rucksack.
    »Was machst du da?«
    »Ich hacke mich wieder ins Klinik-Netzwerk.«
    »Wozu soll das gut sein?«
    »Vorhin habe ich da eine Möglichkeit gefunden, jeden Alarm im Krankenhaus auszulösen.«

    »Warte! Hier auf der Station sind hochmoderne elektronische Türschlösser eingebaut. Kannst du die ebenfalls fernsteuern?«
    »Ich denke schon. Aber wozu soll das gut sein? Soll ich ihn etwa mit meinem Vater zusammen einsperren?«
    Angie packte Jack am Handgelenk.
    »Nein. Im Gegenteil. Aus sperren sollst du ihn!«

47
    9:56 UHR
WASHINGTON HOSPITAL CENTER, WASHINGTON, DC
    Im Raum 4c hatte der Samariter Ben jetzt losgelassen und eine zerfledderte Bibel mit rotem Einband aus der Tasche gezogen, aus der er mit monotoner Stimme zu rezitieren begann.
    »Sie zogen ihn aus und schlugen ihn und gingen davon und ließen ihn halbtot liegen …«
    Ben schloss die Augen und bereitete sich auf den Tod vor.
    »Es begab sich aber ungefähr, dass ein Priester dieselbe Straße hinabzog; und da er ihn sah, ging er vorüber. Desgleichen auch ein Levit …«
    »Bringen wir es endlich hinter uns!«, schnitt Ben, den angesichts des lieblos heruntergeleierten Sermons eine nicht zu bändigende Wut überkam, dem Samariter das Wort ab. »Ersparen Sie mir diesen Kindergottesdienst!«
    Der Samariter blickte auf das rote Buch in seiner Hand und sagte mit seidig-ruhiger Stimme: »Ich höre auf, wenn der Herr es für richtig befindet. Der Herr wird mir ein Zeichen geben.«
    »Wieso lesen Sie mir ausgerechnet das Gleichnis des Barmherzigen Samariters vor? Der Samariter ist gütig und heilt, Sie sind böse und töten. Dass Sie sich auch noch als Samariter bezeichnen, ist ein Frevel an Gott.«

    »Halt den Mund, Ungeziefer!«, brauste der Samariter auf und klappte die Bibel zu. »Du bist es nicht wert, das Wort des Herrn zu vernehmen. Wann werdet ihr endlich begreifen, dass Heilung etwas anderes ist, als beständig gegen den Willen Gottes zu wirken? Manchmal ist es zur Heilung auch nötig, eine Wunde mit einem glühenden Eisen auszubrennen und ein faulig gewordenes Glied entschlossen zu amputieren, bevor es den ganzen Körper vergiftet.« Er steckte das Buch ein und trat einen Schritt auf Ben zu.
    Es ist Zeit zu sterben, dachte Ben. Er hoffte nur, es würde schnell und möglichst schmerzlos geschehen, aber er wusste, dass ihm diese Gnade nicht zuteilwerden würde. Die Bilder der grässlich verstümmelten Leiche von Martin Larrick standen noch viel zu deutlich vor seinem inneren Auge, die Schnittwunden an seinen Oberarmen und die lebende Ratte,

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