Killerwelle
Smith weiter. »Tut mir leid, aber die mechanische Pumpe wurde wegen Gewichtsersparnis ausgebaut.«
Das Boot schwankte unter dem Gewicht von einigen hundert zusätzlichen Pfund Wasser, die über den Boden schwappten. MacD schöpfte weiter mit seinem Buschhut, während Linda ihre Hände zu Hilfe nahm und eine Wasserladung nach der anderen über den Randwulst schaufelte.
Zwanzig anstrengende Minuten später war das Boot zwar bei weitem noch nicht leer, doch nun kamen sie zu einem Hindernis, das offensichtlich geschaffen war, ihr Unternehmen zu beenden, ehe es richtig angefangen hatte.
Ein Wasserfall, der einen Meter hoch war, spannte sich als Gesteinswall, über den sich schwarz glänzende Wassermassen ergossen, auf der gesamten Flussbreite. Die Ufer zu beiden Seiten erschienen als unüberwindliche steile Hügel aus Geröll und Lehm.
»Wie weit sind wir schon vorgedrungen?«, fragte Linda, deren Kleider noch nicht getrocknet waren.
»Wir haben noch neunzig Kilometer vor uns«, sagte Juan, ohne sie anzusehen. Er studierte das Flussufer hinter dem RHIB.
»Ich denke, wir müssen den Weg zu Fuß fortsetzen«, sagte MacD mit der Begeisterung eines zum Tode Verurteilten auf dem Weg zum Galgen.
»Nicht so eilig. Linda, hast du Sprengstoff eingepackt?«
»Etwa zwei Pfund Plastik und ein paar Zeitzünder. Eine moderne Frau muss auf alles vorbereitet sein.«
»Hervorragend. MacD, sehen Sie sich mal die nächsten drei Kilometer stromaufwärts an. Vergewissern Sie sich, dass es dort keine Dörfer in Hörweite gibt. John, tut mir leid, aber Sie müssen weiter Wasser schöpfen. Das Boot muss so leicht wie möglich sein, um den Tiefgang zu reduzieren.«
»Oui« ,sagte der wortkarge Mann, betätigte weiter den Pumpenhebel und schickte mit jeder Bewegung einen dünnen Wasserstrahl über den Bootsrand.
MacD ergriff seine REC7, schüttelte Wasser aus dem Verschlussgehäuse und sprang über Bord. Er watete zum rechten Ufer, kletterte die Böschung hinauf und benutzte dabei die freie Hand, um sich auf dem rutschigen Geröllhaufen abzustützen. Dann verschwand er über der Kante und entfernte sich in leichtem Trab.
»Du hast doch nicht etwa vor …«, begann Linda.
»Doch, das habe ich«, sagte Cabrillo.
Er bat sie, den Sprengstoff aus ihrem Gepäck hervorzuholen, während er eine Schaufel aus Karbonfaser aus einem Gerätesack fischte. Sie schwangen sich aus dem Boot, wobei Cabrillo eine Leine in der Hand hielt, um das Boot an einem Stück Treibholz am Ufer festzumachen. Etwa dreißig Meter hinter dem RHIB war das Ufer besonders steil, daher wateten sie dorthin, während lose Steine bei jedem Schritt im Flussbett klirrten und klapperten.
Cabrillo begutachtete den Hügel, der sich etwa zwanzig Meter über den Fluss erhob, obwohl er weit mehr Wasser führte als gewöhnlich. Er hatte einen einzigen Versuch, der gelingen musste, sonst hatten sie einen tagelangen Marsch durch den Dschungel vor sich. Sie hingen mittlerweile so weit hinter Soleil Croissard zurück, dass ihre Spur schon längst eiskalt war und mit jeder Minute noch kälter wurde.
Zufrieden mit seiner Entscheidung ließ er sich auf die Knie sinken und grub los. Mit jeder mühsamen Schaufel voll Uferkies, die er aus dem Loch kratzte, rutschte etwa die halbe Menge von oben nach. Es war die reinste Sisyphusarbeit, und schon bald wurde sein Atem wegen der feuchten und heißen Luft keuchend und mühsam. Schließlich erreichte er eine Tiefe von etwa einem Meter, stieg an der Böschung zweieinhalb Meter abwärts und machte sich erneut an die Arbeit, während Linda den Sprengstoff in fünf gleich große Portionen aufteilte.
Es dauerte fast eine halbe Stunde, um die Löcher zu graben. Cabrillo war in Schweiß gebadet, und er trank fast ein Viertel des Vorrats aus dem Wasserrucksack, den Linda auf seine Bitte hin aus dem Boot geholt hatte. Er war gerade im Begriff sich zu erheben, als er hinter sich eine Bewegung wahrnahm. Er wirbelte herum und zog im selben Moment eine Pistole, so dass er, als er die Drehung vollendete, den Mann, der aus dem Unterholz auftauchte, genau im Visier hatte.
Er ließ die Waffe sofort sinken, als er MacD Lawless erkannte. Der Mann aus Louisiana atmete kaum weniger heftig als der Chef der Corporation.
Juan schaute auf die Uhr, während Lawless die Uferböschung herabkam.
»Drei Kilometer?«, fragte er.
»Ich kann für knapp acht Kilometer ein Tempo von sieben Minuten pro fünfzehnhundert Meter beibehalten«, sagte Lawless und schnaufte wie ein
Weitere Kostenlose Bücher