Killerwelle
während sich der Fluss immer tiefer in den Urwald hineinschlängelte. Der Fahrtwind trocknete schließlich auch ihre Kleider, und MacDs Fantasie musste ihm keine Ruhe gelassen haben, dann als Linda sich abwandte, zog er sich schnell seine Tarnhose herunter, um seine Beine nach weiteren Blutegeln abzusuchen.
Während die Sonne über den Himmel wanderte, blieb der Fluss so ruhig und ließ sich so einfach befahren wie ein gewundener Kanal. Die andere Konstante war der Regenwald. Er säumte den Fluss und wirkte so dicht wie eine Gartenhecke. Nur gelegentlich klaffte eine Lücke, gewöhnlich dort, wo ein Bach oder ein kleiner Fluss in den Hauptstrom mündete, oder dort, wo das Ufer besonders eben war und Tiere, die den Fluss zum Trinken aufsuchten, Wildpfade geschaffen hatten. Einer dieser Trampelpfade war besonders breit, und Juan vermutete, dass er von einigen der geschätzten zehntausend wilden Elefanten des Landes benutzt wurde.
Hinter der undurchdringlichen Mauer aus großblättrigen Pflanzen lauerten asiatische Nashörner, Tiger, Leoparden und alle möglichen Schlangen, darunter die größten Pythons der Welt und mit der Königskobra sogar die tödlichste Art dieser Giftschlangengattung. Alles in allem, dachte er, war dies nicht gerade der angenehmste Ort, um sich zu verirren.
Kurz vor dem Anbruch des Abends nahm Juan das Gas zurück, so dass ihr Boot gegen die leichte Strömung kaum vorwärtskam. Der abrupt gedrosselte Motorenlärm hallte als lästiges Klingeln noch für einen Moment in ihren Ohren nach.
»Wir sind etwa fünfzehn Kilometer von Soleils letzten bekannten GPS-Koordinaten entfernt. Wir verwenden den Motor noch für weitere fünf Minuten und holen dann die Ruder hervor. Seid wachsam. Wir haben keine Ahnung, was uns erwartet, aber Soleil war überzeugt, dass sich irgendjemand nicht weit von ihr im Dschungel befand.«
Cabrillos Blick blieb niemals länger als nur einen kurzen Moment auf einen Punkt gerichtet. Er achtete auf den Wald vor und neben ihnen und wusste, dass es jemanden geben mochte, der sie völlig ungestraft und unbemerkt beobachten konnte. Wenn es irgendwelche Rebellen waren oder Drogenhändler oder eine Armeepatrouille hier draußen, dann würden sie es erst erfahren, wenn sie in einen Hinterhalt gerieten. Er musste dem Drang widerstehen, über die Schulter hinter sich zu blicken. Er wusste, dass Linda darauf achtete, dass ihnen niemand in den Rücken fiel, aber er konnte das Gefühl nicht abschütteln, dass ihn gerade irgendjemand aufmerksam beobachtete.
Ein Vogel, der hoch oben in einem Baum in der Nähe seinen schrillen Ruf ertönen ließ, sorgte für einen Adrenalinstoß in seinen Blutbahnen. Linda atmete zischend ein, und er sah, wie MacD zusammenzuckte. Nur Smith hatte sich nicht erschreckt. Juan kam allmählich der Verdacht, dass der Mann Eiswasser in seinen Adern haben musste.
Als sie die festgesetzten acht Kilometer zurückgelegt hatten, schaltete Juan den Motor aus und klappte ihn hoch, damit er keinen Wasserwiderstand bot. Mit zwei Mann auf jeder Seite des RHIB begannen sie zu rudern. Smith hatte das meiste Wasser aus dem Boot gepumpt, aber es war immer noch ein großes Boot – und ganz gleich, wie schwach die Strömung sein mochte, es war doch eine mühsame Arbeit, es auf diese Art und Weise zu bewegen.
Bei solchen Gelegenheiten verwendeten sie gewöhnlich einen kleinen Elektromotor, der sie lautlos durchs Wasser schob, aber wie so viele andere Ausrüstungsgegenstände war auch dieser auf der Oregon zurückgelassen worden, um das Gewicht des RHIB möglichst gering zu halten.
Leute, die noch nie zuvor gemeinsam ein Boot gerudert hatten, brauchten mehrere Minuten, bis sie ihren Rhythmus aufeinander abgestimmt hatten. Nicht jedoch in diesem Fall. Obgleich Smith und MacD einander so gut wie völlig fremd waren, schlugen alle vier instinktiv das gleiche Tempo an und bedienten die Ruder mit der Präzision der Harvard-Rudermannschaft.
Alle paar Minuten zog Juan sein tragbares GPS-Gerät zu Rate, und als er eine der seltenen Lichtungen am rechten Ufer vor ihnen entdeckte, wusste er, dass sie damit das Ende ihrer Flussreise erreicht hatten. Es war ein natürlicher Weg, der hier in den Dschungel führte, und er vermutete, dass Soleil und ihr Begleiter – Cabrillo konnte sich nicht mehr an seinen Namen erinnern – an dieser Stelle aus dem Wasser gestiegen waren.
Er lenkte sie zu dem kleinen offenen Platz und bemerkte, dass ein winziges Rinnsal hindurchplätscherte. Dahinter
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