Killing Beauties: Thriller (German Edition)
seine Idee gewesen? Er konnte sich beim besten Willen nicht erinnern. Sie hatten über die Regeln gesprochen, hatten sie im Laufe des Spiels ausgearbeitet, ohne sich endgültig auf irgendetwas festzulegen. Das war erst nach den ersten Morden erfolgt. Und sie hatten schon beinahe ein Jahr lang gespielt, bevor sie diese letzte Vereinbarung getroffen hatten.
»Um uns auf Zack zu halten«, erinnerte er sich, gesagt zu haben.
»Um das Spiel davor zu bewahren, langweilig zu werden«, hatte Pudge entgegengehalten.
Pinkies Augenlider wurden schwer. Er gähnte. Schlaf. Er brauchte Schlaf.
Aber wie konnte er sich ausruhen, wenn sein Gehirn nicht abschalten wollte, ihn nicht aufhören ließ zu denken.
Wenn du denken musst, denk an erfreulichere Dinge als an die Tatsache, dass unser Spiel kurz davorsteht, zu Ende zu gehen. Denk daran, wie viel Spaß du gestern Abend auf der Wohltätigkeitsveranstaltung gehabt hast. Du hast dich unter die Prominenz von Knoxville gemischt, darunter sogar alte Freunde von außerhalb … der Stadt und von Tennessee. Du hast dich sogar mit Griffin unterhalten.
Pinkie lachte leise in sich hinein. Er liebte die Ironie. Griffin Powell hatte fast vier Jahre damit verbracht, nach dem Beauty-Queen-Killer zu suchen … vergeblich. Wenn der Mann wüsste, wie oft sich ihre Wege gekreuzt hatten, wie oft sie einander die Hand geschüttelt und sich einer sinnlosen Unterhaltung hingegeben hatten.
Zu schade, dass du nie herausfinden wirst, dass ich der Mann bin, den du suchst. Du würdest so überrascht sein.
Lindsay fuhr ihren Trailblazer in die Garage, benutzte die Hintertür, tippte eilig den Sicherheitscode ein, sperrte auf und schloss die Tür hinter sich. Dann reaktivierte sie das Alarmsystem und ging leise durch die Küche. Die Stille im Haus versicherte ihr, dass niemand wach war, dass sie weder Judd noch Griff begegnen würde, die nach Erklärungen fragten. Wo bist du gewesen, junge Dame? Warum kommst du denn so früh am Morgen nach Hause?
Als sie das Haus den Flur entlang Richtung Treppe durchquerte, stieß sie einen Seufzer der Erleichterung aus. Beinahe geschafft. Wenn sie erst mal oben in ihrem Zimmer war, würde niemand wissen, um welche Uhrzeit sie nach Hause gekommen war.
Es ging ihr nicht um Griff, obwohl sie wusste, dass er sich um sie sorgte. Wie ein großer Bruder. Er hatte sie ermutigt, sich zu verabreden, und war mit Nathan einverstanden gewesen. Aber er hatte auch Vorbehalte, dass sie sich überstürzt mit jemandem einließ. Jetzt wurde ihr klar, dass Griffs Bedenken gerechtfertigt gewesen waren.
Wenn sie es bis zu ihrem Zimmer schaffte, würde niemand merken, dass sie die Nacht nicht mit Nathan verbracht hatte.
Gib’s zu, du willst nicht, dass Judd davon erfährt.
Und warum, bitte schön?
Weil ihr Privatleben Judd nichts anging.
Das ist nicht der Grund.
Okay, dann wollte sie eben, dass Judd dachte, sie hätte mit Nathan geschlafen, hätte die ganze Nacht im Bett eines anderen Mannes verbracht.
Als Lindsay nur ein paar Schritte von der Eingangshalle und der Treppe, die in die sichere Privatsphäre ihres Schlafzimmers führte, entfernt war, machte sie den Fehler, in das dunkle Wohnzimmer zu blicken. Ihr stockte der Atem, als sie einen Mann an der Fensterfront stehen sah, beleuchtet von den Lampen draußen am Seeufer. Es war nicht Griff. Die schwarze Silhouette war nicht groß genug, um Griff zu sein, und nicht klein genug für Sanders.
»Judd?«
Sie hatte nicht bemerkt, dass sie laut seinen Namen ausgesprochen hatte, doch dann drehte sich der Mann zu ihr um und blickte sie an.
»Hallo, Lindsay.«
Verdammt noch mal, Judd, was hast du um diese Zeit allein hier unten im Wohnzimmer verloren?
Sag gute Nacht und geh ins Bett , befahl sie sich. Stattdessen ging sie ins Wohnzimmer hinein. Nur ein paar Schritte. Geh nicht weiter. Halt Sicherheitsabstand. Aber es war ohnehin zu spät. Sie hatte die Gefahrenzone bereits bewusst betreten.
Mit zögernden Schritten kam er auf sie zu.
Hau ab! Jetzt!
»Du bist nicht die ganze Nacht geblieben«, stellte Judd mit tiefer, beängstigend sanfter Stimme fest.
»Nein, das bin ich nicht.«
Schweigen.
Er machte ein paar weitere Schritte auf sie zu.
Ihr Herzschlag beschleunigte sich.
»Für gewöhnlich bleibe ich nicht über Nacht, wenn ich Nathan nach Hause begleite«, log sie.
»Warum nicht?«
Ihr pochte das Blut in den Schläfen, dass sie seine knappe Frage kaum hörte.
Sie öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber es kam
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