Killing Beauties: Thriller (German Edition)
Beruflich, ohne Zweifel. Aber auch, um sie beschäftigt zu halten, ihr dabei zu helfen, dass sie nicht so viel über die Tatsache nachdenken musste, dass Judd heute abreiste und zum Jagdhaus zurückkehrte. Um allein zu sein. Um menschlichen Gefühlen zu entfliehen. An dem festzuhalten, was ihm das Liebste auf der ganzen Welt war: die Erinnerung an Jennifer.
Am Vormittag um Viertel nach elf hatte Sanders mit einer kleinen Kaffeekanne und einem Becher auf einem Silbertablett an Lindsays Tür geklopft. Als sie, längst wach und komplett angezogen, an die Tür gegangen war, hatte Sanders nicht im Mindesten überrascht gewirkt. Er hatte das Tablett zu ihrem Schreibtisch getragen, es dort abgestellt und ihr einen guten Morgen gewünscht.
»Ihnen auch einen guten Morgen, Sanders«, hatte sie erwidert.
»Griffin würde Sie mittags gern im Büro sehen.«
»In Ordnung. Ich werde dort sein.«
Er hatte schlicht und einfach genickt.
»Haben Sie Judd heute Morgen gesehen?«
Er hatte sie ausdruckslos angeblickt und verneint. Dann hatte er sich eilig zurückgezogen.
Lindsay blickte auf die Uhr. Punkt zwölf. Sie öffnete die Bürotür und trat ein. Griff saß allein am Kopf des Konferenztisches, eine Reihe von Papieren um sich verteilt, einen Füller in der Hand. Als er sie eintreten hörte, blickte er auf und winkte sie zu sich.
»Komm rein. Ich will ein paar Fakten mit dir durchgehen.«
Sie setzte sich auf die rechte Seite des Tisches, auf den Stuhl neben seinem. »Gibt es etwas Neues?«, fragte sie und drehte eines der Blätter so, dass sie es erkennen konnte. »Das ist ein Computerausdruck von allen Opfern des Beauty-Queen-Killers.«
»Ja. Und um deine Frage vorab zu beantworten: Nein, wir haben keine neuen Informationen. Ich wollte mir nur noch einmal ein paar grundlegende Fakten ansehen und sie auf das durchsieben, was wir über unseren Mörder in den letzten Wochen erfahren haben.« Griff nahm ein anderes Blatt zur Hand und reichte es ihr. »Sieh dir mal das hier an.«
Sie überflog die Seite rasch. »Okay, was soll mir daran auffallen? Suche ich nach irgendetwas Bestimmtem?«
»Sieh dir das Datum von jedem einzelnen Mord an.«
Sie ließ den Blick über die Daten gleiten, von oben nach unten, beginnend vor fast fünf Jahren. »Erster April«, sagte sie. »In den vergangenen vier Jahren hat er an jedem ersten April zugeschlagen. Und heute ist es nicht mal ein Monat bis zum ersten April in diesem Jahr.« Sie zuckte die Achseln. »Aber das ist doch nichts Neues. Schon im letzten Jahr haben wir festgestellt, dass das einzige wiederkehrende Datum bei den Morden der erste April ist.«
»Wir können ziemlich sicher davon ausgehen, dass er am kommenden ersten April wieder zuschlägt.«
»Das ist mir klar, aber was nützt uns das? Wir wissen nicht, wo er zuschlägt oder wer sein Opfer sein wird. Das Datum bringt uns nichts.«
Griff reichte ihr ein weiteres Blatt Papier. »Geh mal das hier durch, dann stellst du fest, dass die Daten, vor allem das Jahr, mit der Beschreibung des Opfers korrespondieren.«
Wieder studierte Lindsay die Seite. »Blondinen, Brünette und Rothaarige. Rothaarige sind seltener dabei.«
»Schau genauer hin.«
Sie beugte sich wieder über das Papier und schnappte dann nach Luft. »Seit er vor fast fünf Jahren zu morden anfing, hat er pro Jahr eine unterschiedliche Anzahl von Blondinen und Brünetten umgebracht, aber Rothaarige nur zwei im Jahr.« Sie blickte Griff an. »Warum nur zwei Rothaarige, wenn wir doch jetzt wissen, dass sie zwanzig Punkte bringen?«
»Eine der Spielregeln?«, schlug Griff vor.
»Er beschränkt sich selbst auf zwei Rothaarige pro Jahr, aber Blondinen und Brünette sind Freiwild, bei ihnen gibt es kein Limit.«
»Außerdem beschränkt er sich auf Frauen im Süden«, sagte Griff. »Irgendwo … von Texas bis Florida, von North Carolina bis Arkansas.«
»Derek vermutet, dass er irgendwo im Süden lebt und entweder viel herumkommt oder ausgedehnte Reisen unternimmt.«
»Dereks Profil besagt, dass unser Mörder über Geld und Bildung verfügt und möglicherweise einen gut bezahlten Job ausübt, bei dem er viel reisen muss, oder …«
»… oder dass er irgendwie zu Vermögen gekommen ist … durch Arbeit, Heirat oder eine Erbschaft.«
Griff lehnte sich in seinem Drehstuhl zurück und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. »Yvette glaubt, dass Barbara Jean kurz davorsteht, sich genauer an den Mann zu erinnern, den sie aus dem Apartmenthaus ihrer Schwester hat
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