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Killing Business. Der geheime Krieg der CIA (German Edition)

Killing Business. Der geheime Krieg der CIA (German Edition)

Titel: Killing Business. Der geheime Krieg der CIA (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Mazzetti
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und nahmen Kurs Richtung Osten, Richtung Pakistan – an Bord knapp zwei Dutzend schwer bewaffnete Elitesoldaten auf dem Weg zu einem Angriff in einem Land, mit dem die Vereinigten Staaten sich nicht im Kriegzustand befanden. Die Navy SEALs an Bord der Hubschrauber waren auf ein blutiges Feuergefecht mit Osama Bin Ladens bedingungslos ergebenen Kämpfern oder gar pakistanischen Soldaten vorbereitet: Nach einem Jahrzehnt amerikanischer Geheimoperationen in Pakistan waren die Beziehungen zwischen den beiden vermeintlichen Verbündeten so gründlich zerrüttet, dass die SEAL s, als das ummauerte Anwesen in Sicht kam, mit allem rechneten, auch mit einer offenen Feldschlacht mit pakistanischen Truppen inmitten des ruhigen Rentnerstädtchens Abbottabad.
    Tatsächlich wäre es beim Landeanflug auf das Anwesen auch um ein Haar zu einer Katastrophe gekommen. Einer der beiden Stealth-Hubschrauber geriet in einen Abwind und wurde zu einer Bruchlandung gezwungen, nachdem er mit dem Heck die Mauer des Anwesens gestreift hatte, ein Vorfall, der ungute Erinnerungen an die fehlgeschlagene Geiselbefreiungsmission im Iran von 1980 wach werden ließ. Doch nachdem die SEAL s sich schließlich mit C4-Sprengstoff Zugang zu dem Anwesen verschafft hatten, blieb Bin Laden nur noch eine kurze Galgenfrist. Als ein Trupp SEAL s sich über die zum zweiten Stock hinaufführende Treppe vorarbeitete, erschien in der Tür eines der Zimmer der Kopf des Qaida-Führers. Ohne zu zögern, feuerte der Truppführer. Bin Laden, an der rechten Kopfseite getroffen, stürzte rückwärts in das Zimmer, und als die SEAL s gleich darauf in den Raum eindrangen, lag sein Körper in einer Blutlache auf dem Boden und zuckte noch ein paar Mal. Dann war Bin Laden tot. Die Soldaten machten Bilder vom getöteten Terrorführer, nahmen DNS -Proben, zerrten ihn die Treppen hinunter bis vors Haus und packten ihn dort in einen Leichensack.
    Weniger als vierzig Minuten, nachdem die Hubschrauber Abbottabad erreicht hatten, war die größte und kostspieligste Menschenjagd in der Geschichte vorüber. Die SEAL s zerstörten den abgestürzten Hubschrauber, damit die an Bord befindlichen, hoch geheimen Navigationsgeräte nicht den Pakistanern in die Hände fielen; nur das abgebrochene Heck des Hubschraubers überstand die Sprengung. Nachdem sie das Anwesen geräumt hatten, bestiegen die Einsatzkräfte den noch funktionierenden Black Hawk und einen Chinook-Hubschrauber, der in einiger Entfernung von Abbottabad als Reserve bereitgehalten worden war. Von Abbottabad aus flogen sie nach Westen, zurück nach Afghanistan, mit Bin Ladens Leiche und mehreren Dutzend Computerfestplatten, Mobiltelefonen und Speichersticks an Bord, die sie bei dem Einsatz eingesammelt hatten.
    Nähere Einzelheiten zu dem nächtlichen Kommandoeinsatz gegen Bin Laden wurden in Pakistan erst im Laufe des Tages nach und nach bekannt. Als das geschah, saß Asad Munir fassungslos vor dem Fernsehgerät in seinem Wohnzimmer. Der frühere ISI -Stationschef in Peschawar, der immer noch von den Zeiten schwärmte, als er in den Monaten nach den Anschlägen vom 11. September 2001 mit der CIA zusammengearbeitet hatte, hielt es für völlig ausgeschlossen, dass die CIA ohne Unterstützung von pakistanischen Soldaten oder Spionen mitten in Pakistan eine militärische Operation durchführen würde. »Wie denn auch?«, erinnerte er sich später, damals gedacht zu haben. »Die CIA hat keine Kampftruppen.«
    Doch in dieser Nacht hatte die CIA Kampftruppen.
    In den Monaten vor der Operation, während aus ihren Erdumlaufbahnen herabblickende Spionagesatelliten zahllose Bilder von dem Anwesen an der Pathan-Straße schossen und Doktor Afridi und sein Team versuchten, in das Haus hineinzugelangen, unterbreiteten in Washington Militär- und Geheimdienstbeamte dem Weißen Haus verschiedene Angriffsoptionen. Die Option, die als am wenigsten riskant galt – ein B-2-Tarnkappenbomber würde sich am pakistanischen Radar vorbeistehlen und das Anwesen mit einer Bombe dem Erdboden gleichmachen –, schied aus, weil die amerikanischen Regierung auf diese Weise keinen hieb- und stichfesten Beweis dafür in die Hand bekommen hätte, dass Bin Laden bei der Operation tatsächlich getötet worden war. Die pakistanischen Behörden würden das Gebiet natürlich abriegeln und sämtliche Trümmer akribisch durchsieben, und wenn sie überhaupt etwas fänden, würde der ISI den Vereinigten Staaten nur so viel mitteilen, wie ihm in den Kram

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