Killing Business. Der geheime Krieg der CIA (German Edition)
pakistanische Regierung sollte das Gebiet später in Khyber Pakhtunkhwa umbenennen.
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M EUCHELMÖRDER
»Auf keinen Fall brauchen wir ein Regiment von Meuchelmördern, die sich ihre Orden – und tatsächlich auch ihre Beförderungen – mit der Planung neuer Taten auf der ganzen Welt verdienen. Sie betreiben ein Geschäft, das seine eigene Existenz perpetuiert.«
Senator Frank Church, 1976
Es ist noch gar nicht lange her, dass die CIA aus dem Killing Business ausgestiegen war.
Als Ross Newland in den späten 1970er Jahren bei der CIA anfing, suchte der Geheimdienst nicht nach Schlachten, die er im Ausland schlagen konnte. Newland kam frisch von der Uni, und die CIA taumelte noch von den schweren Schlägen, die sie einstecken musste, als Kongressausschüsse die verdeckten Operationen untersuchten, die sie seit ihrer Gründung im Jahr 1947 durchgeführt hatte. Der Kongress verschärfte seine Kontrolle geheimer Aktivitäten, und die kasteiten CIA -Führer konzentrierten sich wieder auf die Beschaffung geheimer Informationen im Ausland, also auf traditionelle Spionage und nicht mehr auf den Sturz von Regierungen oder die Tötung von Regierungschefs.
Jimmy Carter hatte sich im Wahlkampf für eine Beendigung der CIA -Abenteuer in Übersee eingesetzt und Admiral Stansfield Turner zum neuen Chef von Langley ernannt. Turner sollte einen Geheimdienst wieder unter Kontrolle bringen, der nach Carters Ansicht Amok gelaufen war. Newland und eine ganze Generation neuer Führungsoffiziere, die damals zur CIA kamen, lernten, dass sich die CIA nur in Schwierigkeiten bringen würde, wenn sie das Geschäft des Tötens wieder aufnehmen würde. Am Ende seiner Berufslaufbahn erlebte Newland jedoch, dass der Dienst in Bezug auf die Anwendung tödlicher Gewalt wieder zu seinem Ausgangspunkt zurückkehrte. Und er hatte seine Zweifel, ob es weise war, dass sich die CIA erneut als williger Scharfrichter der Feinde Amerikas zur Verfügung stellte.
Der Geheimdienst war mit einem relativ simplen Auftrag gegründet worden: Beschaffung und Analyse von Nachrichten, damit sich die amerikanischen Präsidenten jeden Tag über die verschiedenen Bedrohungen informieren konnten, mit denen die USA konfrontiert waren. Truman hatte nicht gewollt, dass die CIA sich zu Amerikas geheimer Armee entwickelte, aber eine verschwommene Klausel im National Security Act von 1947 ermächtigte die Agency, »im Zusammenhang mit ihren geheimdienstlichen Aufgaben auch andere Funktionen und Pflichten wahrzunehmen, die die nationale Sicherheit betreffen«. Amerikanische Präsidenten haben diese Ermächtigung zu »verdeckten Aktionen« genutzt, um die CIA mit Sabotageaktionen, Propagandakampagnen, Wahlfälschungen und Mordanschlägen zu beauftragen.
Von Anfang an bezweifelten Kritiker, dass die USA überhaupt einen vom Verteidigungsministerium getrennten Auslandsgeheimdienst brauchten. Wenn die Direktoren der CIA die Unabhängigkeit ihres Diensts verteidigen, weisen sie gern darauf hin, was sie haben und was das Pentagon nicht bieten kann: einen Kader von Agenten, der geheime Missionen in Übersee durchführen kann, bei denen die Urheberschaft der USA verborgen bleibt. Der Dienst ist direkt dem Präsidenten unterstellt und kann dessen Befehle schneller und unauffälliger ausführen als das Militär. Das Weiße Haus hat in Hunderten von Fällen auf verdeckte Operationen zurückgegriffen und dies oft bedauert. Doch die Leute haben ein kurzes Gedächtnis. Alle vier oder acht Jahre kommt ein neuer Präsident ins Weiße Haus, und so hat sich in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ein vertrauter Zyklus eingeschlichen: Ein Präsident stimmt aggressiven CIA -Operationen zu. Der Kongress veranstaltet unschöne Untersuchungen, wenn Details dieser Operationen bekannt werden. Die CIA übt Selbstbeschränkung und Selbstkritik. In der Folge wird sie als risikoscheu kritisiert, was die nächste Periode aggressiver verdeckter Operationen einleitet. Manchmal begann der Zyklus gleich zu Beginn einer Präsidentschaft. John F. Kennedy erklärte schon in der ersten Woche seiner Amtszeit seinen Beratern, dass die CIA in Vietnam nicht aggressiv agiere. Und er begann einen geheimen Krieg gegen Hanoi, der sich zur größten und kompliziertesten verdeckten Operation seiner Zeit entwickeln sollte.
Die Ambivalenz der CIA , was die Durchführung von Attentaten betraf, war schon für ihren Vorlaufer, das Office of Strategic Services ( OSS ) kennzeichnend. Der 1942 unter der Regie seines
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