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Killing Business. Der geheime Krieg der CIA (German Edition)

Killing Business. Der geheime Krieg der CIA (German Edition)

Titel: Killing Business. Der geheime Krieg der CIA (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Mazzetti
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für internationale Angelegenheiten interessierte, meinte Newland, er könnte zu einer diplomatischen Karriere berufen sein, beschloss aber, zuerst an der London School of Economics einen Master zu erwerben.
    Bei einer glanzvollen Geburtstagsparty in der Residenz des amerikanischen Botschafters in Madrid wurde er dann für das Spionagehandwerk rekrutiert. Er war von London in die spanische Hauptstadt geflogen, um seine Eltern zu besuchen, die dort lebten, und auf der Party sprach ihn ein Mann Anfang fünfzig an und stellte sich als Mitarbeiter der Botschaft vor. Nach fünfzehn Minuten Smalltalk auf Englisch und Spanisch machten die beiden einen Spaziergang durch den Garten des Anwesens und führten ein längeres Gespräch unter vier Augen.
    Der Mann war Nestor Sanchez, Stationschef der CIA in Madrid, und ein altgedienter Geheimagent, dessen sagenumwobene CIA -Karriere sich ihrem Ende näherte. Der leidenschaftliche Antikommunist war schon kurz nach der Gründung zu dem Geheimdienst gekommen und hatte im Zentrum vieler verdeckter Operationen gestanden, die von Churchs Senatsausschuss untersucht worden waren. So hatte er 1954 geholfen, in Guatemala den erfolgreichen Putsch gegen Jacobo Árbenz Guzmán vorzubereiten, und einem kubanischen Agenten eine als Füller getarnte giftgefüllte Spritze übergeben, mit der Castro hatte getötet werden sollten.
    Sanchez sagte zu Newland, er habe das Zeug zu einem guten CIA -Führungsoffizier, und gab der Londoner CIA -Station seinen Namen.
    Drei Monate später saß Newland in einem kahlen Raum im CIA - Hauptquartier und wartete auf seinen psychologischen Test. Ein Mann kam herein, nahm Platz und stellte Newland nur zwei Fragen.
    »Sie sind also in Mexiko aufgewachsen?«
    »Ja.«
    »Was ist der Unterschied zwischen einer Enchilada und einer Tostada?«
    Newland war über die Frage verblüfft, erklärte aber trotzdem den Unterschied zwischen den beiden Gerichten. Nach einer kurzen Unterhaltung über mexikanisches Essen sagte er ganz ruhig zu seinem Gegenüber, dass sie nun am besten mit der Überprüfung beginnen sollten, weil er bald zu seinem nächsten Gespräch müsse.
    »Und der sagte: ›Nein, wir sind fertig‹«, erinnert sich Newland. Ross Newland war bei der CIA .
    Er beendete sein Studium an der London School of Economics und fing am 5. November 1979 offiziell beim Geheimdienst an – genau einen Tag nachdem iranische Studenten die amerikanische Botschaft in Teheran gestürmt hatten, und sechs Wochen bevor sowjetische Fallschirmjäger in Kabul landeten – als Vorhut von mehreren Hunderttausend Soldaten, die in den Monaten danach in Afghanistan einmarschieren sollten. Beide Ereignisse erschütterten das CIA -Hauptquartier und insbesondere die dreiundfünfzig Angehörigen von Newlands Jahrgang. Die Führung des Geheimdiensts befahl, alle neuen Agenten nach ihrer Ausbildung in den Nahen Osten oder nach Zentralasien zu schicken, es sei denn, sie beherrschten eine Fremdsprache, die in der muslimischen Welt nicht gesprochen wurde.
    Weil Newland Spanisch konnte, gehörte er zu dem Dutzend Neulinge, das von dieser »Einberufung« nicht betroffen war. Als er seine Ausbildung als Führungsoffizier abgeschlossen hatte, war Ronald Reagan Präsident geworden, und die CIA hatte ein neues Interesse an Lateinamerika entwickelt. Kokain strömte aus dem Süden in die USA , und die Regierung Reagan war zutiefst besorgt über die wachsende Macht linker Guerillabewegungen in Mittelamerika. Newlands Mentor Nestor Sanchez hatte Madrid inzwischen verlassen und die Lateinamerikaabteilung der CIA übernommen. Auf seinem Posten im Hauptquartier konnte er Newlands frühe Karriere beeinflussen und platzierte ihn im Zentrum des Geschehens.
    Zunächst wurde er nach Bolivien entsandt – damals der größte Kokainlieferant der Welt – und sollte dort Informanten in den Drogenkartellen anwerben. Er verbrachte viel Zeit im bolivianischen Tiefland, wo er sich als amerikanischer Geschäftsmann ausgab und versuchte, unter den Drogenschmugglern in Santa Cruz Freunde zu gewinnen. Er trank mit ihnen, wettete bei Hahnenkämpfen, lernte ihre Frauen und Geliebten kennen und fuhr mit ihnen hinaus aus der Stadt, um in baufälligen Bungalows an einer Straße, die in den Dschungel führte, Ente mit Mango und Ananas zu essen.
    Wenn er nicht in Santa Cruz weilte, war er in der bolivianischen Hauptstadt La Paz und wartete auf den nächsten Putschversuch. Die CIA -Station in Bolivien war stolz darauf, dass sie noch jeden

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